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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah
Autoren: King Stephen
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Pfad unmittelbar vor der Höhle blockiert hatte, in die Tiefe stürzen lassen. Eddie warf einen Blick in den Abgrund und sah ihn in zwei Stücke gespalten tief unten liegen. In der Mitte war das Gestein etwas dunkler, sodass der Felsblock ihm wie das größte hart gekochte Ei der Welt erschien.
    Auch die Höhle war noch da, obwohl vor dem Eingang jetzt ein großer Haufen Geröll lag. Eddie gesellte sich zu einigen der jüngeren Manni, um ihnen zu helfen, den Eingang frei zu räumen, und schaufelte Hände voller zertrümmertem Schiefergestein (auf manchen Stücken funkelten Granate wie Blutstropfen) in den Abgrund. Der Anblick des Höhleneingangs hatte das eiserne Band, das Eddies Herz umschloss, etwas gelockert, aber das Schweigen der Höhle, die bei seinem vorigen Besuch so verdammt geschwätzig gewesen war, gefiel ihm gar nicht. Irgendwo tief aus ihrem Schlund kam das heisere Winseln eines Luftzugs, aber das war auch schon alles. Wo war sein Bruder Henry? Henry hätte darüber meckern müssen, dass Balazars Gentlemen ihn umgebracht hatten, und Eddie die Schuld daran geben sollen. Wo war seine Ma, die Henry hätte zustimmen müssen (und in ebenso schmerzlichen Tönen)? Wo war Margaret Eisenhart, die sich bei Henchick, ihrem Großvater, darüber beklagte, dass sie als vergesslich gebrandmarkt und verstoßen worden sei? Bevor diese Höhle die Torweghöhle geworden war, war sie lange Zeit die Höhle der Stimmen gewesen, aber jetzt waren die Stimmen verstummt. Und die Tür sah… wie aus? Dumm war das erste Wort, das Eddie in den Sinn kam. Das zweite war unbedeutend. Diese Höhle war einst durch die Stimmen aus der Tiefe geprägt und gekennzeichnet worden; die Tür war nun durch eine Glaskugel – die Schwarze Dreizehn –, die durch sie in die Calla gekommen war, Ehrfurcht gebietend, rätselhaft und machtvoll geworden.
    Aber jetzt ist die Kugel auf demselben Weg verschwunden, und dies ist nur eine dumme alte Tür, die…
    Eddie bemühte sich, diesen Gedanken zu unterdrücken, was ihm aber nicht gelang.
    … die nirgends hinführt.
    Er wandte sich an Henchick, schämte sich der plötzlich in seinen Augen aufsteigenden Tränen und konnte sie trotzdem nicht zurückhalten. »Hier gibt’s keine Magie mehr«, sagte er. Seine Stimme klang elend vor Verzweiflung. »Hinter dieser gottverdammten Tür gibt’s nur abgestandene Luft und Gesteinsschutt. Ihr seid ein Narr, und ich bin auch einer.«
    Einige der Manni schnappten entsetzt nach Luft, aber in dem Blick mit dem Henchick nun Eddie musterte, schien fast etwas Augenzwinkerndes zu liegen. »Lewis, Thonnie!«, sagte er beinahe fröhlich. »Bringt mir den Branni-Koff.«
    Zwei stramme junge Männer, die ihre Bärte kurz und ihr Haupthaar zu Zöpfen geflochten trugen, traten vor. Zwischen sich trugen sie einen ungefähr eineinviertel Meter langen Koff aus Eisenholz, der ziemlich schwer sein musste, wie die durchgebogenen Tragestangen vermuten ließen. Sie stellten ihn vor Henchick ab.
    »Öffnet ihn, Eddie von New York.«
    Thonnie und Lewis starrten ihn fragend und etwas ängstlich an. Die älteren Manni beobachteten die Szene dagegen mit irgendwie begierigem Interesse, wie Eddie auffiel. Vermutlich dauerte es etliche Jahre, voll und ganz in die extravaganten Verrücktheiten der Manni-Riten eingeweiht zu werden; Lewis und Thonnie würden eines Tages dorthin gelangen, waren aber noch nicht wesentlich über den Adlatenstatus hinausgelangt.
    Henchick nickte leicht ungeduldig. Eddie beugte sich nach vorn und klappte den Deckel auf, was nicht weiter schwierig war, weil es kein Schloss gab. Obenauf in dem Kasten lag ein Seidentuch. Henchick zog es mit dem geübten Schwung eines Magiers beiseite, sodass ein an einer Kette befestigtes Senkblei sichtbar wurde. Eddie fand, dass es wie ein altmodischer Kinderkreisel aussah, aber es war viel kleiner, als er erwartet hatte. Von der Spitze bis zum breiteren oberen Ende war es ungefähr fünfundvierzig Zentimeter lang, und es bestand aus irgendeinem gelblichen Holz, das fettig aussah. Es hing an einer Silberkette, die um eine Kristallöse im Koffdeckel geschlungen war.
    »Nehmt es heraus«, sagte Henchick, und als Eddie zu Roland hinübersah, öffnete sich der Bart, der die Lippen des Alten verbarg, und ließ bei einem erstaunlich zynischen Lächeln völlig ebenmäßige weiße Zähne sehen. »Warum seht Ihr zu Eurem Dinh hinüber, junger Jammerlappen? Hier gibt’s keine Magie mehr, das habt Ihr selbst gesagt! Und müsstet Ihr’s nicht am
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