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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah
Autoren: King Stephen
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wünschte, gab es für Jake Chambers keine Hoffnung. Weil der Tod ein Geschenk für alle Ewigkeit war. Der Tod war wie Diamanten für ewig.
    Jake wollte endlich weiter, wollte diesem Teil der Oststraße den Rücken kehren. Er wollte auch Susannahs verlassenen, demolierten Rollstuhl nicht mehr sehen müssen. Aber die Manni hatten einen Kreis um die Stelle gebildet, genau dort, wo der Kampf stattgefunden hatte, und Henchick sprach ungeheuer schnell ein Gebet, und das mit so hoher Stimme, dass sie Jake in den Ohren schmerzte: Sie klang fast so wie das Quieken eines ängstlichen Schweins. Henchick sprach mit etwas, was er das Drüben nannte, und bat es um sicheres Erreichen jener Höhle und Erfolg ihrer Bemühungen ohne Verluste an Leben oder geistiger Gesundheit (diesen Teil von Henchicks Gebet fand Jake besonders beunruhigend, weil er geistige Gesundheit nie für etwas gehalten hatte, worum man beten musste). Der Oberboss bat das Drüben auch, ihre Magneten und Senkbleie zu beleben. Und zuletzt betete er um Kaven, die Beharrlichkeit der Magie – ein Ausdruck, dem diese Leute besondere Kraft beizumessen schienen. Als er damit fertig war, sprachen die Manni im Chor: »Drüben-sam, Drüben-kra, Drüben-can-tah.« Dann ließen sie die ausgestreckten Hände ihrer Nachbarn los, und einige sanken auf die Knie, um ein kleines Extrapalaver mit dem wirklich großen Boss zu halten. Cantab führte inzwischen vier oder fünf der jüngeren Männer zu der Halbkutsche. Als sie deren schneeweißes Dach zurückschlugen, wurden mehrere große Holzkisten sichtbar. Senkbleie und Magneten, wie Jake vermutete – und wesentlich größere als die, die sie bereits um den Hals trugen. Für dieses kleine Abenteuer hatten sie wirklich die schwere Artillerie mitgebracht. Die Kisten waren mit geschnitzten Symbolen verziert – Sterne und Monde und merkwürdige geometrische Formen –, die eher kabbalistisch als christlich wirkten. Andererseits hatte Jake ja keinen Grund, das wurde ihm jetzt klar, die Manni für echte Christen zu halten. Mit ihren Umhängen und Vollbärten und schwarzen Hüten mit runder Krone mochten sie vielleicht wie Quäker oder Amish aussehen, wozu auch ihre altväterliche Ausdrucksweise beitrug, aber soweit Jake informiert war, hatten weder Quäker noch Amish ein Hobby daraus gemacht, andere Welten zu bereisen.
    Aus einem der Buckas wurden nun lange polierte Holzstangen gezogen und dann durch die Metallringe gesteckt, die sich unten an den mit Schnitzwerk geschmückten Kisten befanden. Die Kisten wurden »Koffs« genannt, wie Jake bei dieser Gelegenheit erfuhr. Anschließend trugen die Manni sie, wie man einst wohl religiöse Artefakte durch die Straßen einer mittelalterlichen Stadt geschleppt hatte. Jake vermutete, dass es in gewisser Weise religiöse Artefakte waren.
    Sie folgten dem Pfad, der noch immer mit Haarschleifen, einzelnen Kleidungsstücken und Spielsachen übersät war. Diese Dinge hatten als Köder für die Wölfe gedient, ein Köder, der dann auch tatsächlich angenommen worden war.
    Als sie die Stelle erreichten, wo Frank Tavery sich den Fuß eingeklemmt hatte, glaubte Jake die Stimme der schönen Schwester des nutzlosen Idioten zu hören: Helft ihm… bitte, Sai, ich flehe Euch an. Er hatte es getan, Gott vergebe ihm. Und deshalb war Benny gestorben.
    Jake verzog das Gesicht und sah weg. Aber dann sagte er sich: So darfst du nicht mehr reagieren, wo du doch jetzt ein Revolvermann bist. Er zwang sich dazu, sich nochmals umzusehen.
    Pere Callahan ließ ihm eine Hand auf die Schulter fallen. »Alles in Ordnung mit dir, Sohn? Du bist schrecklich blass.«
    »Mir fehlt nichts«, sagte Jake. Er hatte einen Kloß im Hals, sogar einen ziemlich großen, aber er zwang sich dazu, trocken zu schlucken und zu wiederholen, was er eben gesagt hatte, wobei er mehr sich selbst als den Pere belog: »Ehrlich, mir fehlt nichts.«
    Callahan nickte und nahm seinen Gunna-Mantelsack (die halbherzig gepackte Reisetasche eines Städters, der nicht recht glaubt, dass er wirklich auf Reise geht) von der linken Schulter auf die rechte. »Und was passiert, wenn wir die Höhle dort oben erreichen? Falls wir sie überhaupt erreichen?«
    Jake schüttelte den Kopf. Er wusste es nicht.
     
     
    3
     
    Der Pfad war in Ordnung. An vielen Stellen war loses Geröll auf ihn niedergegangen, sodass die Träger der Koffs nur mühsam vorankamen, aber in einem Punkt war ihr Weg sogar gangbarer als zuvor. Das Beben hatte den riesigen Felsbrocken, der den
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