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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug
Autoren: W Hunt
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noch problemlos in gut hundert Meter Höhe über den Kauai Channel geflogen, Lihue befand sich backbords, und Antonio hatte es soeben ein wenig in südliche Richtung gelenkt, um sich in den Verkehr einzufädeln, da beschleunigte sein Aircar auf einmal, während es gleichzeitig an Höhe verlor.
    Die Arkologien entlang der Papaa Bay ragten bedrohlich vor ihm in den Himmel, aber davor lag noch der Strand. Tonio versuchte, nicht in Panik auszubrechen, sondern betätigte die Kontrolle für den Schleudersitz. Der würde ihn aus dem Fahrzeug katapultieren, damit er an einem Fallschirm auf den Boden zurückkehren konnte, während auf das Aircar eine hässliche Kollision wartete. Doch der Schleudersitz reagierte nicht.
    »Nic«, sagte er schließlich mit einigermaßen gefasster Stimme. »Ich weiß nicht, was du gerade denkst, aber …«
    Er konnte den Satz nicht mehr zu Ende sprechen. Hundert Meter vor dem Ufer prallte das Aircar ungebremst auf dem Wasser auf und schoss auf den Strand zu. Am Papaa Beach hinterließ es Sekunden später einen dreiundzwanzig Meter langen, mit Trümmern übersäten Graben.
     
    Nic hörte nichts von Tonio St. Giles’ letzten Worten. So plötzlich, wie sich der Riss geschlossen hatte, ging die KI in den Standby-Modus. Die Anweisung dazu kam aus dem Pali Tower und wurde über das or’a’th’n fast augenblicklich an alle anderen Nics sowie an jeden Biagio und jeden Totto weitergeleitet.
    »Tut mir leid«, sagte Stone, der zusah, wie die Nic-KI verblasste. »Diese Sicherung ist Ihnen nie aufgefallen. Tonio St. Giles musste nur sterben, um Sie abzuschalten. Sieht so aus, als sei er doch gar kein so schlechter Systemarchitekt gewesen.« Dann fügte er mehr
zu sich selbst an: »Eigentlich schade. Aber Sie waren ja sowieso nicht der echte Niccolò.«

A’anenu-Sternbasis, A’anenu-System
    »Euer Gnaden, der Hohe Lord des Volks, hi Sa’a HeYen.« Der Pförtner stieß den Stab auf den Boden, ein Dutzend Höflinge erhob sich.
    Sa’a und T’te’e sahen sich kurz an und vermieden es, ihre Flügel in eine andere Position zu bringen. Vermutlich gab es genug Menschen in diesem Raum, die ihre Flügelhaltung und damit ihre Absichten lesen konnten – oder es zumindest glaubten und irgendetwas in eine Geste hineininterpretierten.
    Der Hohe Lord trat ein, den Hohen Kämmerer zu ihrer Rechten, dahinter die vier Mitglieder ihrer Ehrengarde. Sie trug die grüne Schärpe des Friedens über ihrer Weste, auch wenn sie vermutete, dass der Botschafter, der sie zu einem Gespräch herbestellt hatte, diese Geste nicht wahrnehmen würde.
    »Seine Gnaden Alistair Simón de los Garces, Prinz von Segovia, Duke of Corazón«, sagte der Pförtner hinter ihr.
    Sie sah weiter stur geradeaus und hob die Flügel ein wenig in die Pose der Höflichen Annäherung. T’te’e bewegte sich gar nicht.
    » hi Sa’a, ich bin sehr erfreut, dass Sie kommen konnten. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?« Der Duke lächelte, aber Sa’a konnte nicht einschätzen, wie ehrlich es gemeint war. Auf eine Geste hin nahm sein Hofstaat wieder Platz. Es war nichts weiter als Theater, und Sa’a ging nicht darauf ein.
    »Nein, danke. Gestatten Sie, dass ich Ihnen meinen Hohen Kämmerer ha T’te’e HeYen vorstelle.« Normalerweise hätte sie selbst nicht das ehrende »ha« benutzt, aber auch wenn sie es jetzt tat, war zu vermuten, dass es ihrem Gegenüber nicht bewusst war. »Ich bedauere, dass Sie nicht nach Zor’a kommen konnten. Es wäre mir ein Vergnügen gewesen, Sie durch meine Gärten zu führen.«

    »Regierungsgeschäfte.« Der Duke deutete auf einen Alkoven, in dem ein bequemer Sessel und zwei Sitzstangen für den Hohen Lord und ihren Kämmerer bereitstanden. Er griff weder nach ihren Unterarmen, noch ließ er irgendeine andere Form von Begrüßung erkennen.
    Wenigstens hat er das Pränomen »hi« richtig benutzt, dachte sie.
    Ein Diener schenkte drei Gläser h’geRu ein und zog sich zurück, sodass nur noch eine andere Person zurückblieb: ein Hüter, dessen Gesicht völlig ausdruckslos blieb. Im Alkoven war ein leises Summen zu vernehmen. Ein Schutzfeld war eingerichtet worden, sodass dieser Bereich des Raums vor Dritten gesichert war.
    Duke Alistair ignorierte den hinter dem Stuhl stehenden Hüter und setzte sich, während Sa’a und T’te’e auf den Stangen Platz nahmen.
    »Ich will direkt zur Sache kommen, hi Sa’a«, sagte er. »Ich bin hier, um ein neues Abkommen mit dem Hohen Nest auszuhandeln, das das
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