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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug
Autoren: W Hunt
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angefangen hat. Nicht der Krieg. Gott bewahre, das ist mir nur zu klar – und zwar alles: von dem Moment an, als unser mysteriöser Feind die Bühne betrat. Wie sich herausgestellt hat, gibt es doch ein paar Familiengeschichten meiner Urgroßtante aus ihrer Zeit mit Admiral Marais. Auch wenn wir es hundert Standardjahre lang geleugnet haben, sind mir die Fakten nun doch deutlich geworden: Er hatte recht gehabt, zumindest teilweise. Der Brief aus dem Exil war selbstgerecht gewesen, jedenfalls vor einhundert Jahren, als keiner von ihnen die Chance hatte, nach Hause zurückzukehren. Aber er war nicht als Entschuldigung gedacht, und die Zor waren dem Flug treu geblieben, auf den er sie geschickt hatte. Er hatte die Zor verstanden, und am Ende war ihm klar geworden, dass wir sie an unserer Seite brauchten, um in einem größeren, gefährlicheren Kampf bestehen zu können – in jenem Krieg, den meine Generation gegen die Vuhl geführt hatte. Aber nicht alle Aliens sind gleich, und das gilt auch
für die Kriege. Sein Umgang mit ihrer Kultur, die Art, wie sie mit ihm umgingen – das war von keiner Seite ein selbstgerechter Akt oder ein Zeichen von Schwäche, ganz gleich was die kleingeistigen Erben des Propheten auch behaupten. Er hatte den Schneid, diesen Krieg zu beginnen, und er besaß die Weisheit, ihn zu beenden. Die Geschichte sollte ihn in einem besseren Licht darstellen, als sie es bislang getan hat.
    Was die Vuhl angeht: Von ihnen werden wir wohl verschont bleiben, nachdem sich der Riss zu ihren Welten geschlossen hat. Aber Frieden gibt es derzeit keinen. So viele Menschen rechnen damit, dass der Prophet mit seiner Flotte zurückkehrt – nicht Erich Andersons Flotte, sondern die des Propheten -, und alle möglichen Leute behaupten, der Prophet habe ihnen Anweisungen gegeben, was sie unternehmen sollten. Ohne seine Führung sind sie völlig außer Kontrolle geraten, und dass sie bewaffnet sind, macht sie nur noch gefährlicher. Ihre Wut und ihr Hass kennen keine Rücksicht, auch nicht gegenüber dem Imperator oder dem Imperium. Ich bin davon überzeugt, dass dahinter andere Kräfte stecken. Wir können uns nicht ewig gegen sie behaupten, und mit jedem Monat wird der Kampf gegen sie schwieriger. Gott steh uns bei, sollte der Prophet jemals zurückkehren. Oder die Vuhl. Bis dahin gibt es vielleicht kein Imperium mehr, das sich ihnen widersetzen kann.
    Die leere Flasche Balvenie steht in einem Regal in meinem Quartier an Bord der Tristan da Cunha , gleich neben der Indienststellungsplakette der Duc d’Enghien und einem Holo, das Jackie und mich zeigt; es ist 2397 im Kommandozentrum von Adrianople entstanden. All diese Dinge erinnern an eine Zeit, die vielleicht nicht unbedingt besser war, die wir aber noch verstehen konnten.
    Erst gestern tranken wir den Balvenie bis zum letzten Tropfen aus, heute befindet sich die Tristan da Cunha im Sprung nach Kensington, wo eine Splittergruppe des Flammenden Sterns – die Persönliche Garde des Propheten , wie sie sich nennt – die Kontrolle über eine Sternbasis erlangt hat und Forderungen stellt. Gott allein weiß, wie das ausgeht und wie viele derartige Kämpfe die Tristan
und ich noch austragen müssen. Jeder Soldat weiß, dass irgendwo eine Kugel auf ihn lauert, die seinen Namen trägt, und in jeder Schlacht besteht die Gefahr, dass diese Kugel auf ihn abgefeuert wird. Aber der Imperator – und mit ihm die Gefallenen – sowie die Navy erwarten von der Tristan da Cunha und von mir, dass wir uns dorthin begeben, wo wir gebraucht werden, und dass wir tun, was getan werden muss. Das ist genau das, was auch Jackie tat, als sie das Schwert holte und als sie sich dem Propheten stellte. Und es ist das, was Owen immer noch tut, wo auch immer er sein mag.
    Vor etwas mehr als zwei Jahren sagte mir eine mysteriöse Stimme, meine Entscheidungen würden den Verlauf der Geschichte beeinflussen. Vielleicht hatte sie die Wahrheit gesagt, vielleicht auch nicht. Momentan stehe ich jedoch nach wie vor im Dienste des Imperators und erhalte von ihm meinen Shilling, wie meine Vorfahren zu sagen pflegten. Vielleicht gibt es eines Tages wieder eine Flasche Balvenie zu öffnen, und dann trinken wir auf die Gesundheit des Imperators und gedenken der Gefallenen.

Danksagung
    Bei den Zitaten aus Der Fürst in diesem Buch habe ich mich auf die Thomson-Übersetzung gestützt, die bei Collier erschienen ist. Nic verdankt einen Teil seines Charmes Niccolò’s Smile , einer wundervollen
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