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Der dunkle Highlander

Der dunkle Highlander

Titel: Der dunkle Highlander
Autoren: Karen Marie Moning
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die Spielregeln. Der Mann ist wohlhabend. Er ist großzügig. Und er besitzt eine ansehnliche Sammlung. Möglicherweise können wir ihn überreden, in seinem Testament Verfügungen zu unseren Gunsten zu treffen. Wenn er eine fünfhundert Jahre alte Schrift - noch dazu eine von den weniger wertvollen - für ein paar Tage haben will, dann wird er sie bekommen.«
    »Aber wenn er auch nur einen Fettfleck auf die Seiten macht, bringe ich ihn um.«
    »Genau deshalb wollte ich unbedingt, dass Sie für mich und das The Cloisters arbeiten. Sie lieben die alten Gegenstände genauso sehr wie ich. Und ich habe heute zwei weitere Kostbarkeiten hinzugewonnen. Also seien Sie ein Schatz und bringen Sie ihm die Schrift.«
    Chloe schnaubte entrüstet. Tom kannte sie allzu gut.
    Er war, bevor er Kurator geworden war, ihr Professor an der Universität von Kansas gewesen. Vor einem Jahr hatte er sie dann an ihrer Arbeitsstelle im Museum von Kansas aufgesucht und ihr diesen Job angeboten. Es war ihr zwar schwer gefallen, ihre Heimat, mit der sie so viele Erinnerungen aus der Kindheit verbanden, zu verlassen. Aber sie konnte die Chance, im The Cloisters tätig zu werden, nicht ungenutzt vorbeiziehen lassen, ganz egal, wie groß der Kulturschock auch sein mochte, den sie erleiden würde. New York war schillernd und gierig. Ein Mädchen aus dem ländlichen Kansas fühlte sich im komplizierten Dickicht der Weltgewandtheit unweigerlich fehl am Platze.
    »Ich soll mit diesem wertvollen Buch unterm Arm durch die Straßen spazieren? Obwohl das gälische Gespenst in New York herumspukt?« In letzter Zeit waren aus den Privatsammlungen etliche keltische Schriften gestohlen worden. Die Medien hatten den Dieb »das gälische Gespenst« getauft. Der Täter stahl nämlich nur keltische Objekte und hinterließ keinerlei Spuren - er kam und ging wie ein Geist.
    »Amelia soll es Ihnen einpacken. Mein Wagen wartet vor dem Haus. Bill hat den Namen und die Adresse des Mannes. Er bringt Sie hin und fährt um den Block, während Sie in die Wohnung gehen und das Paket abgeben. - Und schikanieren Sie ihn nicht«, fügte er hinzu.
    Chloe verdrehte die Augen und nahm seufzend das Buch an sich. Als sie hinausging, sagte Tom noch: »Wenn Sie wieder da sind, zeige ich Ihnen die Schwerter.«
    Sein Tonfall klang beschwichtigend, aber auch belustigt, und das machte sie stocksauer. Er wusste, dass sie zurück nun regelrecht fliegen würde, und sie würde einmal mehr über seine dubiosen Methoden hinwegsehen.
    »Eine niederträchtige Bestechung«, murmelte sie. »Nichts kann mich dazu bringen, so was gutzuheißen.« Aber sie wünschte sich schon jetzt, die Schwerter zu berühren. Mit den Fingerspitzen über das kalte Metall zu streichen und von alten Zeiten und Orten zu träumen.
    Sie war mit den Werten des Mittleren Westens aufgewachsen. Chloe Zanders war Idealistin bis ins Mark. Aber sie hatte eine Schwäche, und die kannte Tom ganz genau. Man brauchte ihr nur ein antikes Stück in die Hand zu legen, dann war sie besänftigt.
    Und wenn es antik und noch dazu schottisch war, dann wäre sie hin und weg.
     
    An manchen Tagen hatte Dageus das Gefühl, so alt zu sein wie das Böse, das er in sich trug.
    Er hielt ein Taxi an, das ihn zum The Cloisters bringen sollte. Dort wollte er die Abschrift von einem der letzten alten Texte abholen, die er noch in New York auftreiben konnte. Die faszinierten Blicke der Frauen, die an ihm vorübergingen, bemerkte er nicht. Ihm war nicht bewusst, dass er selbst in der Vielfalt einer so lebendigen Metropole auffiel. Dabei wurden die Menschen weder durch seine Worte noch durch seine Taten auf ihn aufmerksam - oberflächlich besehen war er schließlich nicht mehr als ein reicher, sündhaft gut aussehender Mann. Und von denen gab es in dieser Stadt etliche. Aber er fiel wegen seiner durch und durch männlichen Ausstrahlung auf. Wegen der Art, wie er sich bewegte. Jede Geste verriet Macht und etwas Dunkles, Verbotenes. Er wirkte auf eine Weise sinnlich, die tief verborgene Fantasien wachrief. Fantasien, über die Therapeuten oder Feministinnen hellauf entsetzt wären.
    Dageus nahm das Geschehen um sich herum nicht wahr. Er war mit den Gedanken weit weg, und er grübelte noch immer über den Unsinn nach, der in dem Buch von Leinster stand.
    Oh, was würde er jetzt für die Bibliothek seines Vaters geben!
    Stattdessen musste er sich systematisch alle Schriften beschaffen, die noch existierten, und die derzeitigen Möglichkeiten nutzen, bevor er
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