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Der dunkle Highlander

Der dunkle Highlander

Titel: Der dunkle Highlander
Autoren: Karen Marie Moning
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Ding«, hauchte sie, lief zum Kamin und schwor sich, das Paket auf dem Marmortisch zu deponieren, nur einen raschen Blick auf das Schwert zu werfen und sich dann aus dem Staub zu machen.
    Zwanzig Minuten später war sie mitten bei einer gründlichen Hausdurchsuchung. Ihr Herz klopfte heftig vor Aufregung, aber sie war von den Schätzen so verzaubert, dass sie nicht aufhören konnte.
    »Wie kann der Trottel es wagen, die Wohnungstür nicht zu verschließen?«, schimpfte sie leise und betrachtete mit gerunzelter Stirn das großartige mittelalterliche Breitschwert. Es lehnte nachlässig in einer Ecke. Zum Klauen bereit. Chloe konnte sich rühmen, moralisch ohne Fehl und Tadel zu sein; plötzlich aber spürte sie den Drang, sich das Schwert zu schnappen und Reißaus zu nehmen.
    Die Wohnung war mit kostbaren Kunstgegenständen regelrecht voll gestopft - und sie waren samt und sonders keltischer Herkunft! Wenn ihr Sachverstand sie nicht täuschte - was eher selten vorkam -, zierten in der Bibliothek mehrere schottische Waffen aus dem fünfzehnten Jahrhundert die Wand. Auf einem Schreibtisch lagen eine beschlagene Felltasche, eine Ehrenspange und Broschen in einwandfreiem Zustand. Daneben jede Menge alter Münzen. Alles unbezahlbare schottische Insignien.
    Sie berührte die Dinge, inspizierte sie und schüttelte ungläubig den Kopf.
    Bisher hatte sie nur Abneigung für diesen MacKeltar empfunden, aber jetzt wurde er ihr mit jeder Minute sympathischer; sein ausgezeichneter Geschmack zog sie schamlos in seinen Bann. Und mit der neuen Entdeckung wuchs ihre Neugier auf den Besitzer.
    Fotos gab es nicht. Das fiel ihr auf, als sie sich in den Räumen genauer umsah. Nicht ein einziges. Dabei würde sie zu gern wissen, wie der Bursche aussah.
    Dageus MacKeltar. Was für ein Name!
    Nichts gegen Zanders, hatte ihr Großvater oft gesagt. Das ist ein guter Name; aber es ist genauso leicht, sich in einen Schotten zu verlieben wie in einen Engländer, Mädchen. Eine gewichtige Pause. Dann pflegte er, so unvermeidbar wie der Sonnenaufgang, hinzuzufügen: Eher sogar leichter.
    Chloe lächelte bei dem Gedanken, wie oft er sie dazu ermutigt hatte, sich einen »anständigen« Nachnamen zu suchen.
    Als sie das Schlafzimmer betrat, gefror ihr das Lächeln augenblicklich. Ihr Wunsch zu erfahren, wie der Bewohner dieser Räume aussah, steigerte sich fast zur Obsession.
    Sein Schlafzimmer. Sein sündhaftes, dekadentes Schlafzimmer mit dem riesigen handgeschnitzten Bett, mit Bettvorhängen aus Samt und Seide, einem wunderschön gekachelten Kamin, einem schwarzen Marmor-Jacuzzi, in dem er vermutlich Champagner schlürfte und den Blick auf Manhattan genoss. Um die Wanne herum standen Dutzende von Kerzen. Zwei Gläser lagen achtlos auf dem Berberteppich.
    Sein Geruch lag in der Luft - ein würziger Geruch nach Männlichkeit und Potenz.
    Ihr Herz klopfte wild, als sie sich klar machte, was sie da tat. Sie schnüffelte im Penthouse eines steinreichen Mannes herum, ja sogar in seinem Schlafzimmer. Um Himmels willen! In der Höhle, in der er seine Frauenzimmer verführte. Und wie's aussah, hatte er die Verführung zu einer hohen Kunst erhoben.
    Teppiche aus feinster Wolle, schwarze Samtvorhänge an dem ungeheuer großen Bett, seidene Laken unter einem mit Perlen bestickten Überwurf, wunderschöne, museumsreife Spiegel in silbernen Rahmen, mit Obsidianen besetzt.
    Die Alarmglocken in ihrem Kopf schrillten. Dennoch brachte sie es nicht fertig, kehrtzumachen und die Wohnung zu verlassen. Wie hypnotisiert öffnete sie einen Schrank, strich über die edle, maßgeschneiderte Kleidung, sog den subtilen, unbestreitbar sinnlichen Geruch ein. Im unteren Fach elegante italienische Schuhe und Stiefel.
    Vor ihrem geistigen Auge erstand ein Fantasiebild.
    Er war bestimmt groß - sie würden also keine kleinen Babys bekommen. Und er sah bestimmt gut aus. Mit einer guten, wenn auch nicht außergewöhnlich guten Figur und einer rauen, kehligen Stimme. Sicherlich war er intelligent und sprach mehrere Sprachen (ob er ihr gälische Liebesworte ins Ohr hauchen konnte?), war aber nicht allzu geschliffen. Ein Mann mit vielen Ecken und Kanten. Manchmal unrasiert. Ein wenig introvertiert, aber liebevoll. Er mochte kleine Frauen mit ausgeprägten Kurven, die ihre Nase dauernd in Bücher steckten und darüber vergaßen, sich die Augenbrauen zu zupfen, sich das Haar zu kämmen und Make-up aufzulegen. Frauen, deren Schuhe nicht immer zusammenpassten.
    Klar, wenn 's weiter nichts
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