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Der Duft des Sussita

Der Duft des Sussita

Titel: Der Duft des Sussita
Autoren: Robert Scheer
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niemals in meinem Leben habe ich jemanden besser verstanden, als ich Sie jetzt verstehe. Ich verstehe Sie vollkommen, lieber Herr Matthäus, sagte Onkel Sauberger. Sie müssen mir nichts weiter erklären. Ihre Worte waren klar und deutlich. Die innere Bedeutung habe ich sofort verstanden. Unmittelbar. Der Kern Ihrer Worte traf mich aber genau hier …
    Onkel Sauberger legte seine Hand aufs Herz.
    Ich verstehe Sie durchaus, fuhr Onkel Sauberger fort, und fühle mich Ihnen verbunden. Eine Art Wahlverwandtschaft. Verbunden.
    Verbunden?, fragte Lothar Matthäus.
    Natürlich, sagte Onkel Sauberger. Sie sind ein wundervoller Mensch. Nicht nur ein wunderbarer Fußballer, nein, Sie sind auch, wenn ich das so sagen darf, ein Intellektueller. Nein. Das ist beleidigend. Warten Sie. Was ich sagen möchte, ist Folgendes: Sie sind nicht nur ein wunderbarer Fußballer und ein Intellektueller. Nein. Sie sind ein Mensch. Dazu noch ein liebenswürdiger. Wollen Sie mein Freund sein? Freunde?
    Lothar Matthäus reichte Onkel Sauberger seine Hand. Onkel Sauberger umarmte ihn und küsste ihn leidenschaftlich auf die Wangen. Jetzt können wir uns duzen, sagte Onkel Sauberger. Ab jetzt sind wir per du.
    So einen Menschen wie dich kennenzulernen ist nicht nur eine große Ehre, nein, lieber Lothar, sagte Onkel Sauberger, so eine Begegnung macht mich froh und glücklich. Lasst uns endlich was essen!
    Das Essen in dem rumänischen Restaurant verwandelte Lothar Matthäus. Sein Gesicht sah nicht mehr besorgt aus, Ernst und Sorge verschwanden. Lebensfreude leuchtete auf, wollte nicht gehen, das Lachen blieb und machte ihn schöner.
    Was für eine Küche!, sagte Lothar Matthäus schwärmerisch. Was haben wir gegessen?
    Mici und cârnaţi und grătar, sagte Onkel Sauberger.
    Und die Suppe?, fragte Lothar Matthäus. Was für eine Suppe war das?
    Ciorbă, sagte Onkel Sauberger, ciorbă de burtă – Schweinemagensuppe. Zweifellos eine der besten Suppen der Welt.
    Die beste, sagte Lothar Matthäus und konnte sich nicht beruhigen. Tschiorba, Tschiorba, Tschiorba, wiederholte er, während er seine Finger leckte.
    Und Steaua?, fragte Onkel Sauberger urplötzlich, hat Steaua Bukarest nicht die Champions League gewonnen?
    Das ist schon lange her, sagte Lothar Matthäus und steckte sich ein Stück Speck in den Mund, noch in der Zeit der Diktatur, des Kommunismus.
    1986, sagte Onkel Sauberger.
    Der Torhüter, sagte Lothar Matthäus und nahm einen Schluck von seinem Goldstar-Bier, eine israelische Marke.
    Ich kann mich nicht mehr erinnern, fuhr er fort, wie hieß er?
    Ducadam, sagte Onkel Sauberger, oder war es Lung. Ich weiß nicht mehr. Lung oder Ducadam.
    Lung war Weltklasse, sagte Lothar Matthäus, ich kann mich gut erinnern. So einen Torhüter hätte ich auch gern in meinem Team. Aber nicht der Torhüter ist unser Problem.
    Lothar Matthäus wurde plötzlich still. Er atmete tief und nahm einen großen Schluck von seinem Goldstar-Bier, dazu trank er einen rumänischen Ţuică (Schnaps). Und noch einen. Er hielt inne. Er schüttelte den Kopf und sagte, er habe ein großes Problem in seinem Team entdeckt. Eine große Lücke, wie er es nannte, etwas, das ihm keine Ruhe lasse, diese Lücke sei ein riesiges Problem. Man müsse diese Lücke schließen, dieses Problem müsse unbedingt gelöst werden, so schnell wie möglich, sagte Lothar Matthäus und nahm eine saure Gurke in den Mund.
    Ich muss schon sagen, diese rumänischen Delikatessen, die sauren Gurken, sind aromatisch und fein schmeckend, sagte Lothar Matthäus.
    Castraveţi muraţi, sagte Onkel Sauberger, so heißen sie auf Rumänisch. Man behauptet oft, es seien die besten sauren Gurken der Welt.
    Ausgezeichnet schmecken sie, sagte Lothar Matthäus. Sehr gute Gurken. Verdammt gute Gurken.
    Lothar Matthäus nahm noch einen Schluck von seinem Goldstar, bevor er mir und Onkel Sauberger von dieser Lücke , die er in Netania entdeckt hatte, weiter erzählen konnte.
    Wegen dieser Lücke konnte Lothar Matthäus nicht mehr schlafen.
    Was diese Lücke sei, wollte Onkel Sauberger wissen.
    Defensives Mittelfeld, sagte Lothar Matthäus sich räuspernd.
    Ich erinnerte mich an den Artikel in der Zeitung, den ich noch heute Morgen gesehen hatte, aber wegen meines Termins mit Lothar Matthäus nicht hatte lesen können.
    Defensives Mittelfeld, wiederholte Lothar Matthäus. Er habe aber die Lösung. Das Loch im defensiven Mittelfeld könne gestopft werden. Diese Katastrophe könne verhindert werden. Sie müsse verhindert
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