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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes
Autoren: Ulrike Schweikert
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Gebäude in Frage kommen -, aber jetzt ist das eine Aufgabe unserer Einsatzgruppen." Er zog sein Handy hervor.
    Sönke nahm Julia auf den Arm und führte Sabine zu dem vorn an der Kreuzung wartenden Krankenwagen.
    „Ich komme mit!", sagte Sönke, seine Stimme ließ keine Widerrede zu. Der Sanitäter nickte und schloss die Türen. Sabines Hand tastete nach der seinen.
    „Danke!"
    „Da nicht für, mien Deern. Ich mache heute Nacht kein Auge zu, wenn ich dich nicht persönlich in dein Bett gesteckt habe und sicher sein kann, dass die Krankenschwestern dich streng bewachen."
    Erschöpft lehnte Sabine ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Der Krankenwagen schwankte langsam in die Stadt zurück.
     

Entscheide dich!
    Zehn Tage blieben Sabine und Julia im Krankenhaus. Die Ärzte gaben sich gegenseitig die Klinke in die Hand, vor allem die Kinderpsychologin und Professor Langberger kamen immer wieder vorbei. Erstaunlicherweise schien Julia ihre Entführung ohne Schaden überstanden zu haben. Es war, als habe sie nur einen Ausflug in ein Bauernhaus auf dem Land gemacht. Julia blühte auf. Sie genoss es sichtlich, die Mutter den ganzen Tag für sich zu haben, und sobald die Nachtschwester das Licht gelöscht hatte, kroch sie aus ihrem Bett und tappte zu Sabine hinüber, um in ihren Armen einzuschlafen.
    So froh die Kinderpsychologin war, so unzufrieden schien Professor Langberger. Er kam mit Sabine einfach nicht weiter, egal was er auch versuchte.
    „Sie müssen mitarbeiten!", rief er verzweifelt. „Wie soll ich Ihnen sonst helfen?"
    „Muss man mir denn helfen?", fragte Sabine, erhob sich und verließ sein Sprechzimmer.
    Jeden Tag kam Besuch, Thomas brachte ihr Bücher, Klaus und Uwe bauten stundenlang mit Julia auf dem Fußboden Lego, Sönke stellte ihr einen Fresskorb auf den Nachttisch. „Etwas gegen den Krankenhausfraß!" -Ingrid schenkte Julia eine Puppe und versorgte Sabine mit Klatsch und Zeitschriften, und dann kam Lars mit einem Arm voller Moosrosen und neuen Geschichten zum Vorlesen.
    „Ich habe mich ein paar Tage in eine Hütte am Meer zurückgezogen." Seine Augen leuchteten. „Der Wind, die Wellen und das Möwengeschrei! Ich sage dir, es war fantastisch. Ich habe Tag und Nacht geschrieben."
    Sabine küsste ihn auf beide Wangen. „Danke und entschuldige!"
    „Entschuldigen? Was denn?" Er sah sie aus großen blauen Augen an.
    Trotz des fremden Bettes schlief Sabine tief und friedlich. Ein großer, dunkelhaariger Mann schritt durch ihre Träume, doch sie empfand keine Furcht. Er wachte über ihren Schlaf und hielt ihre Hand.
    Am zehnten Tag kam Jens Thorne, um seine Tochter abzuholen. Sabine fiel der Abschied schwer, und auch Julia weinte, als ihr Vater sie zum Wagen trug.
    „Dass du meine Tochter in solche Gefahr gebracht hast, kann ich dir nicht verzeihen", fuhr er Sabine an. „Das wird Konsequenzen haben!" Ohne ein Abschiedswort drehte er sich um und ging davon.
    Fröstelnd stand die Kommissarin vor der gläsernen Tür der Klinik und sah dem großen schwarzen BMW nach, bis er ihren Blicken entschwand. Auf dem Weg zurück in ihr Zimmer traf sie Professor Langberger.
    „Ich kann nicht empfehlen, Sie wieder in den Kriminaldienst aufzunehmen", sagte er streng. „Überlegen Sie es sich. Solange Sie nicht mitarbeiten wollen, kann ich nichts für Sie tun."
    Ohne ein Wort zu sagen, ließ sie ihn stehen. Ihre Füße waren schwer wie Blei, als sie die Treppe hochstieg, um ihre Sachen zu packen. Bevor sie nach Hause fuhr, besuchte sie Lilly noch einmal.
    „Sie macht gute Fortschritte", sagte die Kinderpsychologin und nahm das Mädchen in die Arme. „Außerdem haben wir Ronjas Schwester aufgetrieben. Sie lebt mit Mann und zwei Kindern in München. Sie werden Lilly bei sich aufnehmen sobald sie aus dem Krankenhaus entlassen wird. Am Wochenende kommen sie zu Besuch."
    Sabine strich dem Mädchen über die rotblonden Locken. „Viel Glück, Lilly", sagte sie leise und winkte ihr zum Abschied noch einmal zu, als sie da mit der Arztin im Gang stand, den alten Stoffhasen fest an ihre Brust gedrückt.
    Ein Taxi brachte Sabine nach Hause. Tränen brannten hinter ihren Augen, als sie die Wohnungstür aufschloss. Erinnerungen an ohnmächtige Angst, Hass und Wut hüllten sie ein.
    Es war später Nachmittag, und der wolkenverhangene Himmel drückte grau auf die Stadt herab. Sabine ging ins Schlafzimmer und schaltete das Licht ein. Ein Ausruf des Erstaunens entschlüpfte ihren Lippen. Auf ihrem Bett lag ein
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