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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes
Autoren: Ulrike Schweikert
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geschminkte Wange.
    „Liebste Ronja, du bist perfekt wie immer."
    Wohlgefällig ließ er den Blick über die nahtlos sonnenstudiogebräunte Haut wandern, die nur von einem schwarzen Spitzen-BH, einem Tangahöschen und halterlosen schwarzen Strümpfen unterbrochen wurde.
    „Und du bist wieder kalt wie ein Frosch, aber ich werde dich schon aufwärmen. Hast du Durst? Kann ich dir etwas anbieten?"
    Seine Mundwinkel zuckten. „Ja, das kannst du allerdings!"
    „Du hast Glück, mich so kurzfristig zu bekommen. Der Kunde, der eigentlich für die ganze Nacht reserviert hatte, musste absagen."
    Sie tänzelte vor ihm den Gang entlang auf die Geigenklänge zu. Peter von Borgo folgte ihr nach, doch plötzlich stutzte er. Ein neuer Geruch berührte seinen Sinn: zarte, unschuldige Kinderhaut. Der Vampir blieb stehen. Da bewegte sich die Türklinke zu seiner Linken, die Tür öffnete sich einen Spalt, und ein pausbäckiges Kindergesicht, gerahmt von rötlich blonden Locken, spähte auf den Gang.
    „Mama, ich hab noch Durst!"
    Ronja erstarrte, drehte sich um und stürmte zurück. Das Mädchen zwängte sich durch den Spalt und sah mit großen Augen zu Peter von Borgo hoch, einen verwaschenen Plüschhasen an die Brust gedrückt.
    „Aber Maus, wir haben doch ausgemacht, dass du in deinem Bett bleibst. Du hast doch deine Trinkflasche im Zimmer!"
    Ronja ließ sich auf die Knie sinken. Ihre Stimme war nun frei von erotischen Schwingungen. Sie war nur noch Edith Maas und Mutter eines Mädchens, das nicht schlafen wollte.
    „Ich will aber Apfelsaft und kein Wasser!"
    Die kleine Unterlippe wölbte sich nach vorn, ein herausfordernder Blick unter den blonden Wimpern wanderte zu dem großen, schwarzhaarigen Mann hoch.
    „Gut, gut, ich hole ihn dir und dann marsch ins Bett!"
    „Und wenn ich dann noch mal aufs Klo muss?"
    Peter von Borgo runzelte die Stirn. Er hatte in den letzten Jahrhunderten schon viele leichte Mädchen in ihren Apartments aufgesucht, doch so etwas war ihm noch nicht passiert.
    „Dann geh jetzt gleich aufs Klo, und ich bring dir den Saft. -Peter, bitte geh schon mal vor, du kennst dich doch aus."
    Sie schob den Freier ins Wohnzimmer, das sie sich als Arbeitszimmer hergerichtet hatte, und schloss die Tür hinter ihm. Er hörte ihre Absätze in die Küche klappern und zurück, dann kam sie, warf mit einer ungeduldigen Geste ihr schwarz gefärbtes Haar zurück und suchte nach ihrem verführerischen Geschäftslächeln.
    Peter von Borgo flegelte auf dem roten Satinüberwurf des Bettes, das zentral den Raum beherrschte. An den vier Ecken standen Kerzenleuchter, an den Wänden und der Decke waren Spiegel angebracht.
    Geschickt öffnete Ronja eine Champagnerflasche, die ihn nachher zweihundert Euro kosten würde, obwohl er keinen Schluck davon trank. Dafür stürzte sie ein Glas davon in einem Zug herunter.
    „Es ist erstaunlich, dass es immer wieder Dinge gibt, von denen ich nichts weiß. Lebt die Kleine jetzt hier bei dir?", fragte er träge und nahm Ronja das leere Glas aus der Hand.
    Die Frau ließ sich neben ihm auf das Bett sinken. „Zurzeit ja, meine Mutter musste ins Pflegeheim, und ich weiß noch nicht, wo ich sie sonst unterbringen kann."
    Peter von Borgo küsste ihren Nacken. Ronja schauderte.
    „Dazu kommt, dass sie seit September in die Schule geht und ich mit ihr nun jeden Morgen in aller Frühe auf der Matte stehen muss." Sie seufzte, doch dann fiel ihr ein, dass sie mit einem Kunden sprach, und so setzte sie ihr Lächeln wieder auf.
    „Doch das soll nicht deine Sorge sein. Du bist schließlich hier, um dich verwöhnen zu lassen", schnurrte sie und machte sich an seiner Jeans zu schaffen, doch er schob ihre Hände weg und drückte Ronja in die kühlen Tücher.
    „Psst, sei ganz ruhig, schließ die Augen."
    Mit flinken Fingern wischte sich Peter von Borgo die dunklen Kontaktlinsen aus den Augen. Endlich sah er sie in ihrer ganzen Schönheit: die bläulich pulsierenden Adern unter der jungen Haut, die feinen, weißen Härchen, die sich unter seinem Atem aufstellten, die langen, schlanken Glieder. Ein hübscher Knabe war sicherlich auch nicht zu verachten, und zur Not musste es keine straffe Haut sein, unter der das Blut floss, doch wenn er die Wahl hatte, bevorzugte er Frauen, jung, schlank und von biegsamer Schönheit.
    Mit den Fingerspitzen fuhr der Vampir ihren Hals entlang, über die spitzenverhüllten Brüste, die leicht erhabenen Rippenbögen, über den in zahllosen Stunden im Fitnessstudio wieder
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