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Der Duft des Apfelgartens

Der Duft des Apfelgartens

Titel: Der Duft des Apfelgartens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Büchsen und Päckchen in den Schrank zu stapeln. Janna sieht Jakey an und blinzelt ihm kurz zu.
    »Und, was hast du zu Abend gegessen, Liebchen?«, fragt sie. »Nein, sag’s mir nicht. Bohnen auf Toast mit Würstchen.«
    »Er mag Bohnen auf Toast mit Würstchen.« Clem schließt die Schranktür. »Sehr nahrhaft. Das Essen in der Vorschule ist gut, und Dossie ist oft hier und sorgt dafür, dass er ausgewogen ernährt wird.«
    Jakey weiß, dass Janna Daddy aufzieht und Daddy nichts dagegen hat; er lächelt, während Clem einen Teebeutel in die Tasse hängt. Jakey isst ein paar Trauben. Er zieht die Nase kraus, rutscht hin und her und versucht, sich darüber schlüssig zu werden, ob er Jannas Aufmerksamkeit einfordern und sie bitten soll, mit ihm zu spielen oder ihm eine Geschichte vorzulesen. Aber ein Teil von ihm weiß, dass dies eine gute Gelegenheit ist, um zu fragen, ob er fernsehen darf. Normalerweise darf er ein wenig länger als sonst schauen, wenn Besuch da ist und die Erwachsenen reden. Er isst seine Trauben auf und nimmt den Streifenhasen.
    »Kann ich runtergehen, Daddy? Kann ich fernsehen?«
    »› Darf ich runtergehen?‹ Okay, ja. Aber nicht so lange. Warte mal! Lass mich dein Gesicht abwischen!« Das Wasser kocht. Clem gießt Jannas Tee auf, stellt den Becher neben sie hin und geht mit Jakey ins Wohnzimmer. Sie hört sie darüber diskutieren, wer welche Knöpfe drücken soll und was Jakey ansehen darf und wie lange. Kurz darauf kommt Clem zurück und setzt sich an den Tisch. Er schiebt den Laptop beiseite und nimmt seine halb geleerte, fast kalte Kaffeetasse.
    »Das Anstrengendste ist, ihm immer einen Schritt voraus zu sein«, sagt er. »Ich hatte ja keine Ahnung, wie gewieft ein Vierjähriger sein kann. Er kann stundenlang diskutieren, und das Beängstigendste ist, dass seine Argumente sehr logisch sind. Ich komme manchmal an einen Punkt, an dem ich schreien möchte: › … weil ich es so will!‹ Aber dann hätte ich das Gefühl, dass er mich ausgetrickst hat. Es ist, als lebte man mit Henry Kissinger zusammen. Dossie kann ihn besser zur Raison bringen als ich.«
    »Sie hat schließlich viele Jahre an Ihnen geübt. Außerdem ist sie eine Frau und damit weit gewiefter, als Jakey es jemals werden kann.«
    Sie sitzen entspannt zusammen und sprechen über ihren Tag. Janna trinkt einen zweiten Becher Tee. »Vorhin war da so ein Mann«, sagt sie. »Komischer Kerl. Ist einfach so herumgelaufen. Haben Sie ihn gesehen?«
    Clem schüttelt den Kopf. »Ich habe das kleine Zimmer im Westflügel renoviert. In den letzten paar Tagen war es unmöglich, draußen zu arbeiten, und Gäste haben wir im Moment nicht. Was genau meinen Sie mit ›komisch‹?«
    Janna runzelt die Stirn. »Er schien sich ein wenig unbehaglich zu fühlen, als er mich gesehen hat. Ich bin hintenherum ins Dorf hinuntergegangen, und er muss diesen Weg heraufgekommen sein, weil er um die Rückseite der Remise ging und sich umsah. Also habe ich ihn gefragt, ob er etwas wolle, und er sagte Nein und er habe nicht gewusst, dass die Straße direkt auf das Gelände führe. ›Dann ist das hier das Kloster?‹, fragte er, ganz munter und interessiert. Und er meinte etwas darüber, dass es prima sei, seine eigene Privatstraße ins Dorf zu haben. Und dann sagte er: ›Aber andererseits war das Dorf früher auch im Besitz des Klosters, oder?‹ Nachdem ihm das herausgerutscht war, wirkte er verlegen, und ich wusste nicht, wovon er redete, deswegen habe ich ihn einfach stehen lassen. Verstehen Sie, ich wollte nicht mit ihm zusammen hinuntergehen. Ich habe mich in seiner Gegenwart unwohl gefühlt. Nachher habe ich mich gefragt, ob es richtig war, ihn sich selbst zu überlassen, aber er sah nicht ungepflegt aus oder so etwas. Er war ziemlich schick angezogen. Was hat er damit gemeint, dass das Dorf früher dem Kloster gehört hätte?«
    »Bevor es Kloster wurde, waren Chi-Meur und Peneglos, die Kirche und das ganze Ackerland in dieser Gegend Eigentum der Familie Bosanko. Als Elizabeth Bosanko Chi-Meur einer kleinen Gemeinschaft von Nonnen hinterließ, wurden das Dorf und die meisten Bauernhöfe verkauft. Offensichtlich hat dieser Bursche die Lokalgeschichte studiert. Aber trotzdem sollte man meinen, er hätte das Schild am Hintereingang gesehen, auf dem Privatgeländ e steht.«
    »Das dachte ich auch, doch ich wollte nicht unhöflich sein. Sie wissen schon – er hätte ein Besucher sein können, den die Schwestern erwarten. Schließlich tauchen bei uns auch

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