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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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nahm Penelopes Hand und führte sie an ihren Hals, wo unter dem Kragen eine gehäkelte Blüte aus Seidengarn saß. Sie hing an einer schmalen Kette aus festgefügten Maschen. Sie war ein wenig zerknautscht, ein Juwel aus einer Welt, in der Tränen wie Geschmeide glänzen. Penelopes Hand begann zu zittern.
    Es hatte nur einen Platz auf der Welt gegeben, wo diese Blüte mit all ihren Gedanken gut aufgehoben gewesen war.

Nachwort und Dank

    Für uns Europäer mit unserer jahrhundertealten Geschichte ist es unfassbar, dass vor knapp 250 Jahren am anderen Ende der Welt aus einer kleinen unscheinbaren Siedlung ein neues Land hervorgegangen ist. Vermutlich war dies auch von den Initiatoren so nicht beabsichtigt gewesen.
    England stand um die Mitte des 18. Jahrhunderts am Rand einer Katastrophe, als mit dem Beginn der Industrialisierung die Menschen in den Städten zunehmend verelendeten. Armut füllte die Gefängnisse bis zum Rand ihrer Kapazität. Auf den großen Flüssen wurden sogenannte »hulks« – ausgediente Kriegsschiffe – zu schwimmenden Gefängnissen umgewandelt. Die Zustände hier waren womöglich noch trostloser als in den großen Gefängnissen. Ich habe ihnen in meiner Geschichte den Namen »Kahn der Hoffnungslosigkeit« gegeben.
    Kaum jemanden schreckte ab, dass Kleinstkriminalität mit der Todesstrafe geahndet wurde, denn nicht eine grundsätzliche kriminelle Gesinnung trieb die Menschen ins Verbrechen, sondern viel eher bittere Armut. Gesellschaftliche Reformen steckten überall in Europa noch in den Kinderschuhen, und die britische Obrigkeit wusste bald nicht mehr, wie sie der Verbrecherscharen Herr werden sollte.
    Die amerikanische Baumwollkolonie hatte nach den Freiheitskriegen als Überseegefängnis ausgedient – die selbstbewussten Amerikaner weigerten sich, das britischeSträflingsproblem mit zu tragen. Die Entdeckung des neuen Kontinents Australien kam da gerade recht. Ab 1787 begann man, die Todesstrafe immer häufiger in Deportation umzuwandeln, und verschiffte Sträflinge ans andere Ende der Welt.
    Anfangs geschah das unter menschenunwürdigen Bedingungen, unter Deck angekettet. Auf manchen dieser Transporte starben die Gefangenen reihenweise an Skorbut und ansteckenden Krankheiten, ihr Leben war keinen Pfifferling wert. Die Zustände verbesserten sich nur langsam, nicht zuletzt durch den bald regulären Einsatz von Schiffsärzten, die das Wohlergehen der Gefangenen im Auge behalten sollten.
    Wer sich in die Materie einlesen möchte, dem sei Robert Hughes’ Werk »The Fatal Shore« empfohlen, eine ebenso spannende wie schockierende Lektüre über die Anfänge Australiens.
    Die Sträflinge von New South Wales lebten nicht in Sklaverei. Auch wenn sie für England als tot galten, so hatten sie doch Rechte, und man findet in den Quellen genügend Beispiele, wo es Gefangenen gelungen ist, ihr Recht auf Essen und angemessene Kleidung vor Gericht durchzusetzen. Der Vergleich eines Freiluftgefängnisses ist durchaus zutreffend, und hielt man sich an die Regeln, war es durchaus möglich, etwas aus sich zu machen. Trotz Klüngelei der Oberschicht und trotz Handelsmonopolen stand einem Sträfling nach Verbüßung seiner Strafe die Welt so offen, wie es im heimischen England niemals möglich gewesen wäre. Für viele bedeutete die Verschiffung nach Australien auch Hoffnung auf ein völlig neues Leben.
    Am unteren Ende der Hierarchie standen die Frauen – das war in New South Wales nicht anders als in England.Sie wurden verachtet, getreten und drangsaliert in einer Zeit der Prüderie, wo Huren als personifizierte Schlechtigkeit galten. Über Frauenschicksale zu lesen ist mir besonders ans Herz gegangen, und mein tiefempfundener Respekt gilt jenen Frauen, die es geschafft haben, aus der Hölle ans Licht zu gelangen.
    Da die Sträflingsgeschichte in Australien noch längst nicht vollständig aufgearbeitet ist, habe ich mich im vorliegenden Roman von Vorsicht und Respekt leiten lassen. Die meisten Nebenfiguren haben Vorbilder in der Vergangenheit, doch erschien mir das Thema unter dem Gesichtspunkt der individuellen Familiengeschichte zu sensibel, um biografisch zu arbeiten. So sind manche der Vorkommnisse um die Nebenfiguren herum fiktiv und manche nicht.
     
    Mein Dank gilt all jenen, die mir im letzten Jahr zur Seite gestanden haben und ohne die dieses Buch nicht fertig geworden wäre.
    Meinen Freundinnen Sigrun Zühlke, Tanja Wedemeyer und Fanny Franzen – danke für eure Treue und
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