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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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Das sehe ich«, sagte er mit rauer Stimme. »Habe ich dich verloren?«
    »Du hast mich nie gehabt!«, schrie sie beinahe, da lachte er auf, und seine schwarzen Brauen hüpften wie zwei kleine Rabenvögel auf und nieder.
    »Ich habe dich gehabt, mein Mädchen. Weißt du’s nicht mehr? Mit Haut und Haaren. Ich hab dich so gehabt, dass ich dich verflucht noch mal nicht vergessen kann – ich träume von dir.« Er verstummte abrupt. Dann flüsterte er: »Ich träume immer noch von dir, Penny.«
    »Geh weg«, protestierte sie, »geh weg, ich will das nicht hören – geh!«
    »Wir haben das zusammen gehabt. Die ganze verdammteReise haben wir zusammen gehabt, Penny. Wir haben sie zusammen überstanden, und du hast mich vom Sterben abgehalten. Weißt du’s nicht mehr?« Er zögerte. »Und wir haben ein Kind zusammen.«
    »Haben wir nicht«, unterbrach sie ihn. »Lass es gut sein, Liam.«
    »Nicht?« Er stutzte. »Da war dieses Kind –«
    »Es ist ertrunken, Liam. Bitte geh –« Sie hob abwehrend die Hände und senkte instinktiv den Kopf, als er sie bei den Schultern packte, als wollte er sie küssen. Vielleicht hatte er das im Sinn gehabt, doch ihre Worte ließen ihn erstarren.
    »Ertrunken, ja. Das hattest du mal gesagt. Mit dem Scheißschiff, bei dem Scheißfeuer«, sagte er tonlos. »Das Scheißfeuer, das ich gelegt habe. Mit dem Scheißlicht, das du mir dagelassen hast.« Bitterkeit troff aus seiner Stimme.
    Penelope schloss die Augen. Es würde aufhören. Wenn sie sich tot stellte, würde es irgendwann aufhören, das war immer so gewesen. Sie musste sich nur lange genug tot stellen.
    »Verdammt«, sagte er.
    Sie standen dicht voreinander, durch Welten getrennt. Es war dasselbe Schiff gewesen, was sie hergebracht hatte, doch war es verbrannt, und es gab nichts mehr, was sie verband.
    »Heirate mich, Penny.«
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Er hatte sie damals erniedrigt und benutzt. Die Verletzung saß tiefer, als sie sich eingestehen wollte. Er hätte sie niemals so geachtet, wie Bernhard es tat. Er hätte sie niemals ans Licht getragen.
    »Ich bin verheiratet, Liam. Glücklich.« Sie schluckte. »Ich bin glücklich.«
    »So.« Er ging ein paar Schritte, dann kam er zurück. »Dufindest, du bist glücklich. In deinen feinen Fummeln. Lachhaft! Dann geh doch in deine feine neue Welt, wenn du meinst, dass du da hingehörst. Wenn du mich fragst – das tust du nicht.«
    »Du vergisst dich!«, unterbrach sie ihn scharf.
    »Ich will dir was sagen.« Er stellte sich so nah vor sie hin, dass sie selbst ohne die schauderhafte Laterne seine Augen erkennen konnte. Sie sprühten vor Wut. »Du bist ein einfaches Mädchen aus Southwark, du brauchst einen einfachen Kerl aus Southwark, der den ganzen Tag hart arbeitet und dir abends im Bett zeigt, was er trotz Müdigkeit noch alles in sich hat. Du brauchst keinen feinen Pinkel mit Uhr an der Kette und Glas im Auge. Du kommst aus der Gosse, Penny – streck dich nicht nach den Fensterbänken, die sind nämlich alle schief, und du wirst abrutschen, wenn du hochklettern willst.«
    »Was redest du für einen Unsinn!«, schrie sie. »Ich hab aus meinem Leben was gemacht – und was hast du –«
    »Du kannst nicht einfach die Seiten wechseln, Penny!«, fuhr er sie an. »Du wirst auf deiner Seite geboren, und da bleibst du – niemand hält Lügen ein Leben lang durch!«
    »Ich lüge nicht!«
    »Doch, du lügst, du belügst dich selber! Niemand kann die Seiten wechseln! Sie lügen alle, die behaupten, dass man ein neues Leben anfangen kann.«
    »Man kann es, Liam«, sagte sie leise. »Wenn man vor dem Sprung ins Wasser bereit ist, zu schwimmen, kann man überallhin schwimmen.«
    Er schwieg. Dann fing er an zu lachen, erst leise, dann immer hässlicher. »Weißt du, was du bist, Penny? Du bist eine Hure. Eine verdammte Hure mit einem Ring am Finger.«
    Sie hörte die Buschmänner unter dem Gewicht ihres Diebesgutes stöhnen, aber sie machten trotzdem Witze und warfen sich Zoten zu. »Soll er doch … kann ihn seine Alte wenigstens mal nüchtern durchvögeln … wer weiß, ob er auf den Geschmack kommt … habt ihr sie mal gesehen?« Ein Fass holperte über den Boden. »Pack mal hier mit an! Das letzte haben wir in Schläuche umgefüllt …«
    Penelope legte den Kopf in den Nacken. Über ihr hing Treskolls Schiffsglocke. Jene Glocke, die für den Major einen Neubeginn markiert hatte. Auf beinahe unheimliche Weise schimmerte ihr Rand und zeigte ihr, wo die Lederschlaufe hing. Penelope
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