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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse
Autoren: Jared Diamond
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muß. Dazu gehören die Eindämmung des Bevölkerungswachstums, die Begrenzung oder besser Abschaffung der Atomwaffen, die Entwicklung friedli­cher Methoden zur Beilegung internationaler Konflikte, die Verringerung der Umweltzerstörung und der Erhalt von Arten und natürlichen Lebensräumen. Viele hervor­ragende Bücher enthalten detaillierte Vorschläge dazu, von denen einige bereits hier und da in die Tat umge­setzt werden; nun kommt es »nur« darauf an, daß dar­aus der Normalfall wird. Wenn nur alle von der Richtig­keit und Wichtigkeit dieser Vorschläge überzeugt wären, könnten wir schon morgen mit ihrer Verwirklichung beginnen.
    Indessen mangelt es jedoch an dem nötigen politi­schen Willen. Ihm nachzuhelfen ist eines der Anliegen dieses Buches. Unsere aktuellen Probleme haben tie­fe Wurzeln und reichen bis zu unseren Vorfahren im Tierreich zurück. Sie wurden über die Jahrzehntausen­de, während sich der Mensch ausbreitete und an Macht gewann, immer größer und spitzen sich heute in drama­tischer Weise zu. Wohin unser kurzsichtiges Handeln führen muß, zeigen die Erfahrungen von Gesellschaften, die sich vor uns durch Zerstörung der eigenen Rohstoff -basis um die eigene Existenzgrundlage brachten – und das mit vergleichsweise harmloseren technischen Hilfs­mitteln. Historiker begründen das Studium von Staaten und Herrschern damit, daß man aus der Vergangenheit lernen könne. Das gilt um so mehr für unsere Stammes­geschichte, weil die aus ihr zu ziehenden Lehren viel ein­facher und deutlicher sind.
    Angesichts der Breite des Themas können nicht alle Aspekte gleich ausführlich behandelt werden. So wer­den sicher manche Leser ein nach ihrer Ansicht wich­tiges Gebiet vermissen, andere dieses oder jenes Kapitel zu detailliert finden. Ich möchte daher, damit niemand sich getäuscht fühlt, von vornherein deutlich machen, wo meine eigenen Interessenschwerpunkte liegen und wie es zu ihnen kam.
    Mein Vater ist Arzt, meine Mutter eine Musikerin mit Sprachbegabung. Immer, wenn ich als Kind nach mei­nen Berufsplänen gefragt wurde, antwortete ich, ich wolle Arzt werden wie mein Vater. Gegen Ende mei­ner College-Ausbildung hatte ich mich dann aber ent­schieden, statt dessen in die medizinische Forschung zu gehen. Also studierte ich Physiologie, das Fach, das ich heute an der University of California Medical School in Los Angeles lehre und in dem ich als Forscher tätig bin.
    Außerdem interessiere ich mich jedoch seit dem Al­ter von sieben Jahren für Vogelkunde. Und glücklicher­weise ging ich auf eine Schule, die mir die gründliche Beschäftigung mit Sprachen und Geschichte ermöglich­te. Nachdem ich meinen Doktor gemacht hatte, erschien mir die Perspektive, mich fortan nur noch der Physiolo­gie zu widmen, immer bedrückender. Glückliche Um­stände verhalfen mir damals zu der Gelegenheit, ei­nen Sommer im Hochland von Neuguinea zu verbrin­gen. Der offizielle Zweck der Reise war die Erforschung des Nistverhaltens neuguineischer Vögel, ein Vorhaben, das innerhalb von Wochen kläglich scheiterte, da ich im Dschungel nicht ein einziges Vogelnest entdecken konn­te. Ein voller Erfolg wurde die Reise dennoch, denn ich konnte endlich meinen Abenteuerdurst stillen und in ei­nem der noch wildesten Gebiete der Erde Vögel beob­achten. Was ich von der fantastischen Vogelwelt Neu­guineas sah, zum Beispiel Lauben- und Paradiesvögel, veranlaßte mich, eine parallele Karriere in Vogelökolo­gie, Evolution und Biogeographie anzustreben. Seit da­mals bin ich wohl ein dutzendmal nach Neuguinea und auf benachbarte Pazifikinseln zurückgekehrt, um Vo­gelstudien zu betreiben.
    Während meines Aufenthalts in Neuguinea ergab es sich angesichts der immer rascheren Zerstörung der Wälder und der damit verbundenen Bedrohung der Vo­gelwelt ganz von selbst, daß ich mich für den Arten­schutz interessierte und an entsprechenden Maßnah­men beteiligte. Ich konnte meine akademischen Studien mit der praktischen Tätigkeit als Regierungsberater ver­binden, indem ich mein Wissen über die räumliche Ver­teilung bestimmter Tierarten in den Dienst der Planung von Nationalparks stellte und die dafür vorgesehenen Gebiete begutachtete. In einem Land, in dem alle 30 km eine Sprachgrenze verläuft und in dem die Kenntnis der Vogelnamen in jeder der lokalen Sprachen die Voraus­setzung ist, um das enorme Wissen der Einheimischen über ihre Vogelwelt anzuzapfen, war auch eine Rücckehr zu meinem früheren
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