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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift
Autoren: Elinor Lipman
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Mutmaßungen über die Erscheinung von Mary Ciccarellis Geist bei der zweiten Hochzeit ihres Mannes anzustellen?«, fragte Leo.
    Sylvie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe keine Ahnung, was das alles heißen soll«, sagte ich.
    »Das soll heißen, dass du die Witwe bist, wenn ich mit ihm fertig bin«, sagte Leo.
    »Aber wenn sie schon uneingeladen bei der Hochzeit aufgetaucht ist, warum kommt sie dann noch mit zu meinen Eltern?«
    Sylvie stand auf und marschierte hin und her. »Na, das war doch der ganze Witz an der Sache. Als ob Alice das nicht schnallen würde. Als ob Alice nicht irgendwann kapieren würde, dass sie geheiratet hat, und ihr seine Freundin oder Verlobte oder was zum Teufel sie halt ist, die ganze Zeit zugeschaut hat.«
    »Alice hat es nicht geschnallt«, sagte ich.
    »Alice geht nicht davon aus, dass Leute lügen«, sagte Leo.
    »Bitte holt ihn her«, sagte ich.
    »Der wird nie mit der Wahrheit rausrücken«, meinte Sylvie.
    »Holt ihn her«, sagte ich.
     
    Der erfolglose Zweimann-Suchtrupp bestehend aus Leo und meinem Vater kam lange nicht zurück.
    »Mäuschen -«, sagte mein Vater den ganzen Weg von der Hintertür bis dahin, wo ich saß. »Mäuschen, ist schon gut -«
    »Keine Spur von ihm«, sagte Leo.
    »Und die Cousins?«
    »Weg.«
    »Hat jemand sie wegfahren sehen?«
    »Wir haben nicht gefragt«, sagte mein Vater. »Wir wollten die Leute nicht misstrauisch machen.«
    »Falls sie doch nur Zigaretten holen gegangen sind und gleich wieder hereinschneien«, versuchte es Leo.
    »Und ich wollte nicht, dass deine Mutter einen hysterischen Anfall kriegt«, sagte mein Vater.
    »Warum sollte er sich denn abseilen?«, fragte Sylvie. »Wo er doch schon so weit war. Wenn das ein Trick war, irgendein Schwindel, um Alice zu heiraten, hätte er sich dann nicht erst nach der Feier aus dem Staub gemacht?«
    »Die Schecks«, sagte mein Vater. »Die gibt es erst nach der Kirche.«
    »Das tut sich doch keiner an. Der ganze Aufwand wegen ein paar Schecks«, meinte Sylvie.
    Alle sahen mich an. »Er hatte gar nicht vor abzuhauen. Er dachte, ich wäre irgendwann mal eine reiche Ärztin -«
    »Die zu beschäftigt wäre, ihn allzu sehr einzuengen«, fügte Sylvie hinzu.
    Ich zupfte mir die welke Blume vom Ohr und warf sie mir über die Schulter. »Er ist weg«, sagte ich. »Ich habe ihm erzählt, ich hätte keinen Job und keine Aussichten … und vielleicht habe ich auch angedeutet, dass wir kein Dach über dem Kopf haben.«
    Sylvie biss sich auf die Lippe. Als das nicht half, das aufkommende Grinsen zu unterdrücken, schlug sie die Hand vor den Mund.
    »Ich würde keine voreiligen Schlüsse ziehen«, meinte Leo. »Vielleicht hat ihm ja die Hitze zu schaffen gemacht, und er musste sich hinlegen.«
    »Könnte mir mal jemand ein Telefon geben?«, sagte ich.
    Sylvie fischte ihres aus der Handtasche und reichte es mir. Ich wählte, und Ray, weil er eben Ray war, meldete sich.
    »Hier ist deine Frau«, sagte ich.
    »Hallo! Wo bist du denn?«
    »Bei meiner Hochzeit.«
    »Ich hab dich überall gesucht.«
    »Und als du mich nicht finden konntest, hast du dir gedacht, dann fährst du eben nach Hause?«
    »Meine Cousins wollten die Sehenswürdigkeiten von Princeton besichtigen. Sie haben von der Universität gehört. Sie haben alle diesen Film gesehen - A Beautiful Mind.«
    »Haben deine Freunde ihren Spaß? Und hast du schon einen Bankomaten gefunden?«
    »Wir können diese Schecks sperren lassen!«, schrie mein Vater.
    »Wir wollen nur ein bisschen frische Luft schnappen«, sagte Ray. »Jerome ist allergisch auf Schalentiere. Er hatte zwar keine, aber er hat ein Häppchen gegessen, das neben einer Garnele gelegen haben muss. Ich wollte dich und deine Ärztefreundin nicht stören.«
    »Hol Mary an den Apparat«, sagte ich.
    »Mary? Hier gibt’s keine Mary.«
    »Hol Mary Ciccarelli ans Telefon«, schrie ich.
    »Hol die Ciccarelli ans Telefon, verdammt noch mal«, schrie mein Vater, noch lauter.
    Ich hörte Geflüster, und dann ein geschäftsmäßiges »Mary am Apparat.«
    Meine Stimme überschlug sich. Mir fehlte der Text und der Sauerstoff. Schließlich stieß ich hervor: »Ist Ihnen eigentlich klar, dass alle sie für tot halten?«
    »Nicht alle «, erwiderte Mary.
    »Nur ich? Wollen Sie das damit sagen? Die Braut? Die jetzt gerne wissen würde, in welcher Beziehung Sie zum Bräutigam stehen?«
    Sie wiederholte die Frage, die Muschel abgedeckt.
    Ray war wieder dran. »Alice, ich hab’s dir doch gesagt. Sie ist die Freundin von
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