Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
drang krachend die Spitze einer Axtklinge. »Brecht sie auf!«, befahl der Prinz. »Und ihr anderen stapelt alles, was ihr findet, vor die Außentür.«
    Es dauerte nur Sekunden, bis Einskaldir und Isorn den Riegel ausdem Türpfosten herausgehackt hatten. Deornoth hielt eine unbenutzte Fackel an die glühende Decke, damit sie sich entzündete. Kaum war die Tür aus den Angeln geschlagen, waren sie schon hindurch und flohen den schrägen Gang hinauf. Wieder splitterte ein Stück Holz aus der Tür zum Hof.
    Sie rannten mehrere Achtelmeilen weit; die Stärkeren halfen den Schwächeren. Schließlich sank einer der Höflinge weinend zu Boden und konnte nicht weiter. Isorn wollte ihn aufheben, aber seine Mutter Gutrun, selbst zum Umfallen müde, hielt ihn zurück.
    »Lass ihn liegen«, erklärte sie. »Er schafft es.«
    Isorn sah sie scharf an und zuckte dann die Achseln. Als sie den ansteigenden Gang weiter hinaufliefen, hörten sie den Mann mühsam aufstehen, sie verwünschen und hinterherkommen.
    Gerade als die Türen vor ihnen sichtbar wurden, schwarz und schwer im Schein ihrer einzigen Fackel, vom Boden des Ganges bis zur Decke aufragend, hörten sie hinter sich ihre Verfolger. Josua, der das Schlimmste befürchtete, streckte die Hand nach einem der Eisenringe aus und zog. Mit leisem Knarren schwang die Tür in ihren Angeln nach innen.
    »Usires sei gelobt«, sagte Vater Strangyeard.
    »Bringt die Frauen und die anderen hinaus«, befahl Josua, und eine Minute später hatten zwei Soldaten alle durch den Gang und zu den mächtigen Toren hinausgeleitet.
    »Jetzt ist es so weit«, erklärte Josua. »Entweder finden wir einen Weg, diese Tür zu versiegeln, oder wir müssen so viele Männer hierlassen, dass die Verfolger aufgehalten werden.«
    »Ich bleibe«, brummte Einskaldir. »Ich habe heute Nacht Elbenblut gekostet. Es schmeckte nach mehr.« Er klopfte auf seinen Schwertgriff.
    »Nein. Es ist meine Aufgabe, und meine allein.« Jarnauga hustete und lehnte sich schwer auf Strangyeards Arm. Dann richtete er sich ganz langsam auf. Der lange Priester schaute den alten Mann an und begriff.
    »Ich sterbe«, fuhr dieser fort. »Es war nie mein Schicksal, Naglimund wieder zu verlassen. Das wusste ich von Anfang an. Ihr braucht mir nur ein Schwert dazulassen.«
    »Du bist nicht stark genug«, wandte Einskaldir fast ein wenig enttäuscht ein.
    »Ich bin stark genug, um diese Tür zu schließen«, erwiderte der alte Mann sanft. »Siehst du?« Er deutete auf die riesigen Angeln. »Sie sind sehr fein gearbeitet. Sobald die Tür geschlossen ist, wird eine abgebrochene Klinge in der Spalte jedem Verfolger den Weg versperren. Geht nun.«
    Der Prinz drehte sich um, als wollte er Einwendungen machen; ein klickender Schrei hallte den Gang hinauf. »Also gut«, sagte er leise. »Gott segne dich, alter Mann.«
    »Unnötig«, entgegnete Jarnauga. Er zog etwas Glänzendes hervor, das er um den Hals getragen hatte, und drückte es Strangyeard in die Hand. »Seltsam ist es, noch in der letzten Stunde einen Freund zu finden.«
    Die Augen des Priesters füllten sich mit Tränen, und er küsste den Rimmersmann auf die Wange. »Mein Freund«, flüsterte er und schritt durch die offene Tür.
    Das letzte, was sie von Jarnauga sahen, war sein heller Blick im Schein der Fackel, als er sich gegen die Tür stemmte. Sie schwang zu und dämpfte die Geräusche der Verfolger. Die Riegel an der Innenseite schoben sich fest an ihren Platz.
    Sie stiegen eine lange Treppe hinauf und traten endlich in den windigen, regengepeitschten Abend. Der Sturm hatte nachgelassen, und als sie auf dem kahlen Hang unterhalb der bewaldeten Steige standen, konnten sie unten in den Ruinen von Naglimund Feuer flackern und schwarze, unmenschliche Schemen um die Flammen tanzen sehen.
    Lange stand Josua da und starrte hinunter, Rinnsale vom Regen im rußigen Gesicht. Seine kleine Schar versammelte sich zitternd hinter ihm und wartete darauf, den Weg fortzusetzen.
    Der Prinz hob die linke Faust.
    »Elias!«, schrie er, und der Wind peitschte ihm die Worte von den Lippen. »Du hast Tod und Schlimmeres über das Reich unseres Vaters gebracht! Du hast uraltes Böses geweckt und den Königsfrieden zerstört! Du hast mich heimatlos gemacht und vernichtet, was ich liebte!«
    Er hielt inne und kämpfte mit den Tränen. »Du bist kein König mehr! Ich werde dir die Krone entreißen. Ich werde sie mir holen, das schwöre ich dir!«
    Deornoth nahm ihn beim Ellenbogen und führte ihn vom Wegrand
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher