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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern
Autoren: Joseph Wambaugh
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auf das Dach eines kleinen Lieferwagens geprallt ist. Vielleicht ist sie deshalb ja nicht ganz so zermatscht. Übrigens, was hältst du davon, daß wir uns nach meinem Brunch mit Melody gleich beim Coroner treffen?«
    Mario Villalobos nickte, schloß die Augen und fuhr sich dann mit den Händen durch sein schlecht gekämmtes Haar, das allmählich grau wurde. Brunch mit Melody. Der würd's bestimmt noch bis zum Chief Deputy bringen, wie sein Onkel. Oder zum Senator wie der Chief davor.
    Da die beiden jungen Detectives ihren Papierkram schon fix und fertig hatten, weil sie bereits vor fünfundvierzig Minuten zum Dienst gekommen waren, räumten sie jetzt hastig ihre Berichte und Fallakten weg, packten ihre Aktenmappen (die von Chip war nicht aus Plastik wie die von Mario Villalobos, sondern aus Rindsleder und handgenäht) und marschierten los, in einen fröhlichen, wunderschönen Morgen, an dem sie wieder mal das Vergnügen haben würden, zugucken zu können, wie tote Menschen zerschnitten und zersägt wurden und am Ende der Prozedur diesem Steak Tatare ähnelten, das sie zuvor zum Brunch verspeist hatten.
    »Die Königin des Debütantinnenjahrgangs und ihr Torjäger«, sagte Mario Villalobos und schüttelte gequält den Kopf. »Mit Schulterhalftern.«
    Ausgerechnet in diesem Moment kam, völlig außer sich, ein junger Polizist in den Squadroom, ein sommersprossiges Kerlchen mit veilchenblauen Augen. Er stürzte auf den Schreibtisch der Mord-und-Totschlag-Detectives zu und sagte: »Sergeant! Sie sind doch für Mord zuständig, oder?«
    »Ja«, sagte der Detective und versuchte, sich an den Namen des jungen Cops zu erinnern. »Was kann ich denn …«
    »Sergeant. Sie werden's nicht glauben!«
    »Kannste mir 'n Gefallen tun und …«
    »Sergeant!« Der junge Cop wischte sich am Ärmel der blauen Uniform das schweißüberströmte Gesicht ab. »Diese Tüte ist im Lafayette-Park gefunden worden! Zwei-A-vierzig hat sie gefunden, also wir, und …«
    »Das ist nicht mein Revier«, sagte Mario Villalobos. »Sieh zu, daß du Detective Sanford findest und …«
    »Sergeant! Die haben gedacht, daß da dreckige Monatsbinden drin sind. Oder gammelige Taschentücher oder sonstwas. Zuerst haben sie das gedacht. Sah ja echt aus wie ne verfaulte Melone! Alles ganz rot und schwarz!«
    »Und was war's dann?« seufzte Mario Villalobos aus tiefster Seele.
    »N Kopf!« schrie der junge Cop. »Da war 'n Kopf in dieser Gammeltüte. Ich hab gedacht, es war ne faule Melone. Dabei war's echt 'n Männerkopf! Jedenfalls glaub ich das! Die anderen passen jetzt da draußen auf. Wir haben die Detectives im Revier angerufen, aber es ist keiner gekommen. Wir haben fünf Minuten gewartet und …«
    »Einen Moment, Junge«, sagte Mario Villalobos. »Erstens ist das wirklich nicht mein Revier. Detective Sanford wird sich freuen, daß er euch helfen kann. Aber du mußt dich erst mal beruhigen, bevor du …«
    »Sie müssen sich das angucken, Sergeant!« schrie der junge Cop. »Es sah aus wie ne faule Melone. Ich hab zuerst gedacht, in der Tüte wären Monatsbinden, und …«
    »Also, reiß dich jetzt endlich zusammen«, sagte Mario Villalobos und rüttelte den sommersprossigen jungen Cop an den Schultern. »Hör mir mal gut zu. Waren da in diesem Kopf noch die Augen drin?«
    »Augen? Augen? Klar, ich glaub schon. Ja, klar! Die Augen waren noch drin!« schrie der junge Cop.
    »Also bitte, dann kannste ja nicht mal damit kegeln, oder? Siehste nicht selber ein, daß das Ding total wertlos ist? Besorg dir 'n Brauseeis und guck, wo Detective Sanford ist, sobald du dich beruhigt hast. Okay?«
    Während Sergeant Mario Villalobos dann seinen üblichen Aktenkram aufarbeitete und der sommersprossige Cop mit den veilchenfarbenen Augen sich beruhigte, indem er sich sagte, daß man mit dem Kopf ja tatsächlich nicht kegeln konnte, war der Schreckliche Tscheche auf dem besten Weg, so wütend zu werden, wie man es sein muß, um wirklich einen Mord begehen zu können. Dann rang er sich zu dem Entschluß durch, den Säufer aufzuhängen.
    Dieser Säufer war ein besonders abscheulicher Strolch und Pennbruder. Einer von den angeblichen Lumpensammlern, die um den Pico herum und die Alvarado rauf bis zum Freeway mit einer Einkaufskarre herumstromern, um den Eindruck vorzutäuschen, sie würden Blechbüchsen und Flaschen aufsammeln, während sie in Wirklichkeit alles stehlen, was nicht angekettet, abgeschlossen, angeschraubt oder angenagelt ist. Dieser Säufer allerdings
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