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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal
Autoren: John T. Lescroart
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und streute Salz hinein, bis der Boden bedeckt war. Er drehte die Flamme darunter auf die höchste Stufe. Als die Pfanne zu qualmen begann, nahm er die Drahtbürste, die hinter dem Herd hing, und schabte unter dem Salz die Reste weg. In zwanzig Sekunden war die Pfanne blitzblank sauber. Er wischte sie mit einem Papiertuch aus und ließ sie auf dem Herd stehen.
    Er hatte diese Pfanne schon länger als alles andere, was er besaß. Sie war der einzige Haushaltsgegenstand, den er mitgenommen hatte, als seine Ehe mit Jane zu Ende war. Wenn er sie richtig pflegte – kein Wasser, kein Spülmittel –, würde sie ein Leben lang halten. Das war eine der wenigen Tatsachen, derer er sich absolut sicher war, und deshalb gestattete er sich keinen Pfusch mit der Pfanne.
    In seinem Schlafzimmer zog er einen dreiviertellangen grünen Matrosenmantel und Stiefel über und setzte eine unförmige blaue Matrosenkappe auf. Er nahm noch schnell eine Pfeife aus dem Gestell auf seinem Schreibtisch und riskierte einen Blick nach draußen, aber es war, als ob jemand eine Mauer aus Schieferplatten errichtet hätte.
    Die Pfeife zwischen die Zähne geklemmt, ging er mit hallenden Schritten durch das Haus, als kämpfe er gegen einen Sturm an. Als er den Lichtschalter im Flur betätigte, gab es einen Knall und einen Blitz, dann wurde es wieder dunkel.
    Während er in Cabo gewesen war, war das Holz der Eingangstür aufgequollen. Normalerweise erledigte Hardy die Schreinerarbeiten, die anfielen, aber er war noch nicht dazu gekommen, die Tür zu glätten.
    Er mußte zweimal heftig an ihr ziehen, bis sie nachgab. Während er einen Augenblick im Flur stand und über die Launenhaftigkeit der Natur nachdachte, sog er an der kalten Pfeife. Dann trat er in den wirbelnden Sprühregen hinaus.
    Auf dem Weg zum Candlestick-Park überlegte er, ob er am Steinhart-Aquarium anhalten sollte, um Pico zu fragen, ob der ihn begleiten wolle. Aber er entschied sich dagegen. Pico würde über seine große Schwäche reden – über den Wunsch, einen lebendigen, großen Hai für das Aquarium zu bekommen. Vor langer Zeit hatte Hardy geholfen, die traumatisierten Haie, welche die Fischerboote hereinbrachten, zu »führen«, um sie dazu zu bringen, selbst wieder zu schwimmen. Keiner von ihnen hatte es jemals geschafft, und Hardy half jetzt nicht mehr dabei.
    Er tat so etwas überhaupt nicht mehr. Seiner Meinung nach konnte man auf alles mögliche seine Hoffnung setzen, doch auf die Hoffnung selbst setzten nur Narren.
    Wie Hardy oft sagte: »Ich mag zwar ein bißchen dämlich sein, aber ich bin kein Narr.«

Kapitel 2

    Der Mexikaner in der ersten Reihe auf dem oberen Rang, zwei Blöcke von dort entfernt, wo Hardy saß, sah nach Ärger aus. Er wog wahrscheinlich zweihundertfünfzig Pfund. Ohne Hemd, mit einem roten Halstuch, das er um den Kopf gebunden trug, und dem großen, fleischigen Arm, den er um eine untersetzte Lateinamerikanerin gelegt hatte, wirkte er wirklich abschreckend.
    Soweit Hardy mitgezählt hatte, hatte sich der Kerl zunächst den Inhalt von einem Dutzend großer Bierdosen einverleibt, und da der Verkäufer seit dem Ende des vierten Innings nicht mehr vorbeigekommen war, schwenkte er eine fast leere Halbliter-Flasche Brandy in seiner freien Hand. Der gesamte obere Rang roch außerdem nach Marihuana.
    Hardy hatte seine Eintrittskarte von Jimmy Deecks bekommen, einem Polizisten, der in Zivil zusätzlichen Dienst auf dem zweiten Rang tat. Es war meistens ein leichter Job; man mußte lediglich mit den spekulierenden Schwarzhändlern die Unterlagen tauschen – sie gaben einem die Karten für das Spiel und bekamen dafür Vorladungen. Ab und zu wurde ein Betrunkener in die Ausnüchterungszelle gebracht. Gelegentlich, wie heute abend, als Hardy auftauchte, gaben sie einem alten Kumpel eine der für den Weiterverkauf bestimmten Karten. Und man bekam ein gutes Baseballspiel zu sehen.
    Hardy wußte aber auch, daß man manchmal Arbeit bekam, beispielsweise, wenn ein Typ unbedingt beweisen mußte, daß er das größte Arschloch auf Erden war. Hardy hatte so ein Gefühl heute abend, was diesen Kerl dort betraf. Jimmy würde seine Brötchen verdienen müssen.
    Obwohl die Sonne noch nicht ganz untergegangen und der Himmel noch immer blau war, waren die Lampen schon an. Das Arschloch stand auf, fuchtelte mit seinen Armen herum und versuchte so, die Aufmerksamkeit des Bierverkäufers auf sich zu ziehen. Er schrie » Cerveza «, offen gesagt, als ob ihn jemand mit Bierentzug
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