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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal
Autoren: John T. Lescroart
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hinüber und streckte seine Hand aus.
    »Die Polizei kommt, sie sollten das besser nicht riechen.«
    Linda hielt immer noch den Atem an und reichte ihm den Joint. Sie blies langsam den Rauch aus. »Dann werden wir eben die Fenster aufmachen.«
    »Rufst du deinen Vater an?«
    »Das sollte ich wohl«, sagte sie.
    »Ja, das solltest du«, sagte Alphonse. »Ich muß ihn auch sprechen.«

    Die Polizei war bereits bei Frannie – hinter dem Haus parkten ein schwarzweißer und ein vermutlich absichtlich nicht gekennzeichneter Plymouth. Das Licht über dem Eingang war an. Hardy und Moses konnten Schatten sehen, die sich im Eckfenster bewegten. Hardy hatte sich entschlossen, nicht hineinzugehen. Er ließ Moses aussteigen und fuhr nach Hause.
    Zu Hause schloß er auf und stieß fluchend gegen die klemmende Eingangstür. Das Haus war dunkel. Das einzige Licht kam vom matten Schimmer des Aquariums in seinem Schlafzimmer.

    Er mußte eine Weile die Fische angestarrt haben, während er auf dem Bett saß, seine Matrosenkappe in die Stirn geschoben und seinen Mantelkragen aufgestellt. Er konnte sich nicht erinnern.
    Er wußte nur, daß es inzwischen Morgen war. Heller Sonnenschein strahlte ihm durch sein Schlafzimmerfenster ins Gesicht. Der Mantel war zerknittert, seine Kappe im Nacken plattgedrückt.
    Hardy rollte sich auf den Rücken und starrte zur Decke. Es überkam ihn wie eine Flut – das Bild von Eddie, der auf der Seite lag, einen Meter von irgendeinem schwer zu beschreibenden Gebäude am China Basin entfernt, in einer schwarzen Lache.
    So etwas durfte nicht passieren. Dies war nicht mehr Vietnam. Eddie hatte mit nichts Ernsthaftem zu tun. Er war sauber, noch ein Junge, und so etwas passierte keinen sauberen Typen.
    Früher, sicher. Hardy hatte eine Zeitlang in dieser Wirklichkeit zwischen Leben und Tod gelebt, in der immer irgend etwas geschah. In Vietnam, als er Glitskys Partner im Revier war, selbst in der kurzen Zeit im Büro des Bezirksstaatsanwalts. Aber all das hatte er hinter sich gelassen. Vor langer Zeit. Jetzt brauchte sein Leben keine Adrenalinstöße mehr.
    Wenn du dir zu viele Sorgen machst, holt es dich ein und kriegt dich. Jetzt hatte er einen Job – keine ›Karriere‹ als Yuppie, die ihm die Zeit stahl und sein Innerstes auffraß –, sondern einen Platz, wo er hinging, anständige Arbeit leistete, bezahlt wurde und von wo er nach Hause ging, um alles zu vergessen. Er hatte ein paar Freunde – Moses und Pico waren genau die richtigen. Er trank ein bißchen und manchmal auch ein bißchen mehr, aber es war meistens guter Schnaps oder Stout, und er hielt es unter Kontrolle.
    Alles andere – Zuneigung, Liebe, Bindungen (was immer das bedeutete) – war Kinderkram. Für Kinder wie Eddie, vielleicht, die es grundsätzlich nicht so hinbekamen, wie Hardy es letztlich hinbekommen zu haben glaubte. Hardy hatte es durchgemacht. Der Kinderkram war nicht die Wirklichkeit. Es waren Krücken und Scheuklappen, die einem die Sicht nahmen. Hardy hatte es bewiesen, indem er allem entflohen war und überlebt hatte. Er kam zurecht. Na gut, vielleicht glitt er nur über die Oberfläche, aber immerhin vermied er große Tiefen, verborgene Riffe und Monster, die in der Tiefe lauerten.
    Sicher, Diz, deshalb bist du nach Cabo gefahren, weil alles so fabelhaft war, weil dein Leben die reine Erfüllung war.
    »Verdammt noch mal.« Hardy legte seinen Arm über die Augen, um sie vor der Sonne zu schützen. »Verdammt, Eddie.«
    Warum hatte er jetzt das Gefühl, etwas tun zu müssen, irgend etwas, damit alles einen Sinn bekäme? Er hätte Eddie, beziehungsweise Eddie und Frannie, nicht in sein Herz hineinlassen sollen. Er hatte es nicht kommen sehen, also war er nicht darauf vorbereitet gewesen. Er hatte gedacht, daß er sie genug auf Abstand gehalten hatte – daß sie nicht Freunde, sondern Bekannte waren.
    Eddie war nicht mehr da, und daran würde sich nichts ändern.
    Und doch nagte etwas in ihm, schmerzte ihn, fast wie ein Krampf, oder wie eine Schraube, die sich in seinem Herzen drehte.
    Er stöhnte und setzte sich im Bett auf.

    Wie es anfing …
    Vor viereinhalb Jahren. Silvester. Frannie McGuire fehlten nur noch ein paar Monate, bis sie einundzwanzig und volljährig sein würde. Aber das war für Hardy kein Grund, sie nicht zu beachten.
    Mit fortschreitender Stunde wurde der Wahnsinn um sie herum schlimmer. Frannie trank in der Bar ein paar Gläser Rum mit Cola. Hardy kippte in seiner, wie er es nannte, Partylaune alles
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