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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod
Autoren: Torsten Sträter
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Gummigelumpe in der Hand – aber nun gab’s einen neuen Spitzenreiter: der unsichtbare Lümmel. Mein Schwanz ist selbst Fantômas. Schwarze Gummis. Was für ein Bullshit.
    Zehn Sekunden später. Ich arbeite hart, versuche Fantômas zu justieren und unterzubringen, aha, Widerstand, aber zwecklos, na bitte, rrrrrr, das kommt ja mal prima, holla die Waldfee … Und dann kam das Finsterste, das ich je hörte. Das gilt immer noch, auch jetzt, 500 Jahre später.
    Ute flüstert: »Bist du schon drin?«
    Â»Watt?«
    Â»Bist du schon drin?«
    Â»Hör mal«, sage ich. »Bist du lokal betäubt oder wie? Mein bestes Stück ist zwar heute angezogen wie eine Luftpumpe, aber ich würde mal sagen, so unter uns, verflucht, ja, doch, ICH BIN DANN MAL DRIN!«
    Â»Aha«, sagt Ute.
    Â»Was heißt hier aha? Wer ist denn dein Ex? Godzilla?«
    Ute küsst mich und ich kann mir Frage zwei: »Ist es gut so?« sparen. Hätte ich eh gemacht.
    In dem Moment macht der Kassettenrekorder SCHRUNG, zeitgleich explodiert es aus mir raus. Neue Kassettenseite. Musiktitel: Elton John. I’m still standing. Von wegen. Ich blicke wortlos auf Ute herab.
    Frage drei, »War’s für dich so schön wie für mich?«, beantworte ich mir lieber selbst, und zwar mit: bestimmt. Sicher doch. Nach einer Minute schmeißt mich Ute runter und steht auf.
    Â»Du«, sagt Ute, während sie die Rüstung wieder anlegt, »das mit uns, also, dass wir miteinander gehen …«
    Ich blicke auf und sage: »Jaja. Lass mich einfach hier liegen, ich bin nur Ballast für dich, ohne mich kommst du schneller voran.«
    Das war’s dann auch. Mein erstes Mal.
    Ãœber die Jahre bin ich dann besser geworden. Man könnte sogar sagen: ganz gut. Zwar war’s auch mal schäbig zwischendurch, aber es wurde nie wieder so übel wie an jenem Abend damals, als mein Penis zur dunklen Seite der Macht wechselte.

Nusspli für Sinatra
    Â»Ich habe die perfekte Frau gefunden – sie ist taubstumm, sexbesessen und betreibt einen Schnapsladen.«
    Frank Sinatra
    Ich bin nun vierundvierzig, war aber früher jünger. Trotzdem war ich schon immer immun gegen Musik, wie sie von Dieter Bohlens Klonkriegern gemacht wird.
    Ohnehin wähne ich mich eher in den Gefilden zeitloser Musik, selbst Klassik, obwohl ich mit Woody Allen konform gehe, der mal behauptete, er verspüre beim Genuss von Richard Wagners Kompositionen stets das Verlangen, in Polen einzumarschieren.
    Mein Faible gilt dem größten Sänger, Trinker und Journalistenverprügler in der Geschichte der Musik: Francis Albert Sinatra, von Uneingeweihten wie Studiobossen, der Mafia und der eigenen Familie lediglich Frank genannt. Früh auf den Brettern amerikanischer Bars und Klubs zu finden, machte er bereits mit 19 seinen Weg, wurde Vorzeigesänger einer kleinen Big Band und erwuchs schließlich zum jungen Womanizer; in New York standen Schlangen von heranwachsenden Mädchen vor der Radio City Music Hall, und manche dieser Schlangen waren kilometerlang. Wenn er dann sang, die Stimme benutzend, als werfe er geschmolzene Schokolade in die ersten Sitzreihen, flog vereinzelt Unterwäsche zurück. In den Dreißigerjahren war diese meist aus klobiger Wolle gefertigt, was ein gelegentliches Ausweichen Sinatras erforderlich machte, aber die Magie war da – und sie blieb sechs Jahrzehnte.
    Meinen ersten bewussten Kontakt mit dem Werk Frank Sinatras hatte ich Mitte der Achtziger. Ich kaufte, von den Halligallikapellen aus Großbritannien und Frank Farians x-ter Boney-M-Exhumierung genervt, eine Kassette, die lediglich SINATRA hieß und dessen Hülle den Mann höchstselbst zeigte, wie er nachdenklich vor einem Mikrophon hockte, das so antik wirkte, dass ich mich genötigt sehe, Mikrophon mit »ph« zu schreiben.
    Das Besondere war, wie Sinatra die Songs intonierte: Wo Peggy March Downtown gezwitschert hatte, als würde ein Gang in die Unterstadt mit anschließendem Spaziergang am Hafen Hodenkrebs heilen, setzte Sinatra auf eine etwas andere Darbietung. Bei ihm klang Downtown nach »Ab in die Stadt, sauf dich zu oder rutsch mir den Buckel runter, du Saftsack«.
    So oder so: Ich wurde zum Fan. Ich kaufte alles, was mir in die Finger kam, inklusive einer Sinatra-Büste aus Holz, die aussah, als wäre sie aus angemaltem Styropor, und einer Replik der Goldenen Schallplatte
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