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Der Dämonen-Gnom

Der Dämonen-Gnom

Titel: Der Dämonen-Gnom
Autoren: Jason Dark
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verkrochen.
    Doch er blieb sitzen und wartete darauf, was sich in den nächsten Sekunden ereignen würde.
    Der Zwerg ging vor.
    Seine Schritte waren kurz, der Körpergröße angemessen, aber sie kamen Cäsar viel zu schnell vor, und er redete sich ein, daß sich ihm der Tod näherte.
    Starr blieb er hocken. Die Hände rechts und links des Körpers flach auf das Bett gestemmt.
    In seinem Kopf bewegten sich die Gedanken, und sie waren bestimmt nicht immer gut. Er überlegte, ob Pablo gekommen war, um ihn zu töten, denn er war der einzige Zeuge. Der Zwerg schloß die Tür.
    Cäsar atmete ein wenig auf, denn die vier Leibwächter waren zum Glück draußen geblieben. Plötzlich lagen ihm Fragen auf der Zunge, nur traute er sich nicht, sie zu stellen, weil er damit rechnete, daß der Gnom etwas von ihm wollte.
    Er kam mit seinen kleinen und sehr behutsam gesetzten Schritten auf ihn zu.
    Cäsar starrte in das Gesicht des anderen. Selbst im Sitzen überragte er Pablo noch, aber dessen kalte Bösartigkeit lag wie ein Fettfilm auf seinen Zügen.
    Seine Arme hingen zu beiden Seiten des Körpers herab, und Cäsar sah, daß die rechte Hand länger war als die linke, was einzig und allein an der Waffe lag, die er trug. Es war eine Pistole, deren Mündung zum Glück zu Boden zeigte.
    Erst nach zwei weiteren Schritten geriet der kleine Mann in das Licht der Kerze, das über sein breites Gesicht floß und die Haut seltsam rötlich erscheinen ließ. Pablo setzte sich nicht hin. Zum Greifen nahe blieb er vor dem ›Riesen‹ stehen. Er lächelte, bevor er seinen rechten Arm anhob und die kalte Mündung der Waffe gegen die Stirn des anderen drückte.
    Cäsar rührte sich nicht. Er ließ nur die Augendeckel fallen, ohne sie allerdings völlig zu schließen. Nicht einmal Furcht verspürte er, nur den kalten Druck der Mündung spürte er auf seiner Haut, als wäre sie dabei, sich wie Säure in die Stirn zu ätzen.
    Zum erstenmal nach seinem Eintritt sprach Pablo den Farbigen an. »Ich könnte dich jetzt töten«, flüsterte er, »und das weißt du sehr genau, Cäsar…«
    »Ja…«
    Pablo freute sich, denn er lachte, nur gefiel dem anderen Mann dieses Lachen überhaupt nicht. »Ich weiß vieles, Cäsar, ich kenne dich genau, und wärst du nicht du, dann hätte ich vielleicht abgedrückt. So aber können wir noch einmal reden.«
    »Worüber?«
    »Über uns.«
    Der Schwarze überlegte, was Pablo damit gemeint haben lönnte, doch er kam nicht auf die Lösung. Zuviel wirbelte durch seinen Kopf, und er wußte auch nicht, was der andere vorhatte und wie weit er über all die Dinge informiert war.
    »Zuvor will ich dir noch sagen, daß es keinen Sinn hat, wenn du anfängst zu lügen. Ich weiß nicht alles, aber ich weiß sehr viel, und das sollte dir eigentlich reichen.«
    »Was willst du?«
    »Du hast mich gesehen?«
    »Ich war auf dem Friedhof«, flüsterte Cäsar.
    »Warum?«
    »Ich mußte einfach hin. Es… überkam mich. Wir beide haben geredet, wir sind doch eigentlich immer gut miteinander ausgekommen. Ich habe dich nie diskriminiert, weil ich weiß, wie es ist, wenn man erniedrigt wird und unter seiner Hautfarbe oder seinem Aussehen zu leiden hat. Ich habe in diesem Zirkus keine Freunde, du auch nicht, und deshalb sind wir irgendwo Leidensgenossen.«
    »Das bestreite ich nicht.«
    Cäsar hielt seine Augen nicht nur weit offen, er hatte sie sogar verdreht, um den neben ihm stehenden Gnom anschauen zu können. In dessen Gesicht bewegte sich nichts, es blieb einfach nur glatt, im Gegensatz zu den Augen, die so eigentümlich funkelten und im Prinzip ein Spiegel seiner Seele waren.
    »Hast du alles gesehen?«
    Der Schwarze überlegte, ob er es zugeben sollte oder nicht. Ja, er hatte alles gesehen, aber war es nicht besser, wenn er es verschwieg?
    Der Gnom verstärkte den Druck der Waffe. Cäsar hatte den Eindruck, als würde sich die Mündung in seinen Kopf bohren und die dünne Haut spielerisch durchdringen. Er empfand dies als Warnung, und deshalb hütete er sich vor einer Lüge.
    »Ich habe alles gesehen.«
    »Gut«, hauchte der Gnom, »das ist gut. Du hast soeben dein Leben gerettet, mein Freund.«
    Cäsar schwieg. Er spürte, wie sich zwei Schweißperlen von seinem seitlichen Haaransatz lösten und wie kalte, dünne Bäche über seine Haut in Richtung Kragen rannen. Auch der Druck der Mündung verschwand, nur mehr ein leichter Schmerz blieb zurück.
    »Was hast du gesehen?«
    »Alles, Pablo, alles.«
    »Auch meine vier Feunde?«
    »Sie
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