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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See
Autoren: S. Landauer
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Cassie entsetzt. Was soll ich jetzt machen?
    Viel Zeit blieb ihr nicht mehr. Marc stand mit bloßem Oberkörper vor ihr, und sein Anblick war tatsächlich sehenswert. Cassie schluckte, als ihre freie Hand wie von selbst bewundernd über seine festen Muskeln glitt.
    Und dann wurde ihr eiskalt. Es lag nicht daran, dass Marc die Hände unter den Ausschnitt ihres T-Shirts schob und den leichten Baumwollstoff rasch von oben bis unten zerriss. Sondern daran, dass David Tom zur Seite schubste, das dicke Kabel mit einer Hand kurz vor dem Ende, das Funken sprühte, umfasste und sich mit dem anderen ausgestreckten Arm an der Metallwand abstützte.
    „Nein!“, schrie Cassie. „O Gott, nein!“
    Danach geschah alles gleichzeitig.
    Marc riss sie plötzlich an sich und vollführte mit ihr eine halbe Drehung, sodass sie den Tank nicht mehr direkt sehen konnte. Doch als sie aus dem Augenwinkel einen grellen weiß-blauen Blitz wahrnahm, wusste sie auch so, was geschehen war: David hatte die Verbindung geschlossen und den Starkstrom durch seinen Körper in den Tank geleitet. Ein gewittriges Knistern erfüllte die Luft, und sie schmeckte Metall. Blau-weißes Leuchten überstrahlte die Scheinwerfer.
    Dann sank Marc in ihren Armen zusammen und zog sie mit seinem Gewicht zu Boden. Er war kreidebleich, und ein Schwall Wasser floss aus seinem Mund.
    Cassie machte sich von ihm los und drehte sich auf Händen und Knien zum Tank um. Sie sah Tom und Linda wie erstarrt dastehen, aber offenbar waren sie unverletzt. David konnte sie nirgends entdecken.
    „Marc“, flüsterte sie und wandte sich wieder ihrem Stiefbruder zu. „Marc!“
    Zitternd legte sie zwei Finger an seine Halsschlagader, doch sie fühlte keinen Puls. Ihre Zähne schlugen unkontrolliert aufeinander, und ein Teil von ihr wusste, dass sie leise jammerte, aber sie konnte einfach nicht aufhören.
    „Cassie! Bist du verletzt?“
    Tom kniete sich hinter sie und zog sie in die Arme. „Es ist vorbei. Es ist alles gut. Es ist vorbei“, flüsterte er und wiegte sie sanft hin und her.
    „Marc …“, stieß sie tonlos hervor.
    Linda kniete bereits neben ihm. „Er atmet, aber sein Puls ist sehr schwach.“
    Erleichtert ließ sich Cassie gegen Tom sinken – bis ihr einfiel, was sie gesehen hatte.
    „David?“, fragte sie leise.
    Doch Tom schüttelte nur den Kopf. „Ich konnte es nicht verhindern“, fügte er nach einer Weile hinzu. „Er hat mich aus dem Weg gestoßen, und als ich das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, war es schon zu spät … Es gab eine riesige blaue Flamme, der ganze Tank und David waren darin eingehüllt. Und dann war da nichts mehr … nur ein Stück verbrannter Rasen …“
    „Du hättest nichts tun können“, murmelte Cassie erschöpft. „Es gab keine Freiheit für ihn. Er hatte das Wesen zu lange in sich.“
    Obwohl sie das wusste, war der Schmerz überwältigend.
    Er hat das von Anfang an so geplant. Das hat er gemeint, als er mich um Verzeihung gebeten hat, sagte sie sich. Tränen brannten in ihren Augen. Ich wünschte, es hätte einen anderen Weg für ihn gegeben.

EPILOG
    „Auf deine Mom und Pete!“ Linda hob ihr Glas mit der Virgin Margherita und stieß mit Cassie und Tom an. „Ich kann es noch gar nicht fassen: Wir sind tatsächlich in Hawaii.“
    Sie saßen an der Strandbar des Waikiki Beach Hotels, wo sie die restlichen Urlaubswochen verbrachten, die Cassies Mutter und Pete hier gebucht hatten.
    Nachdem Cassie die beiden endlich auf dem Handy erreicht hatte, waren sie sofort nach Hause geflogen. Aber natürlich hatte sie ihnen nicht alles erzählt.
    Nach den schrecklichen Ereignissen in der Kläranlage hatten sie es geschafft, den halb bewusstlosen Marc zum Auto und von dort ins nächste Krankenhaus zu bringen. Cassie hatte sich ein frisches T-Shirt aus ihrer Reisetasche ausgesucht, bevor sie Marc gemeinsam in die Notaufnahme brachten.
    „Wir wollten zusammen ausgehen“, berichtete sie der Aufnahmeschwester. „Als wir uns vor dem Theater getroffen haben, ist er plötzlich zusammengebrochen.“
    Die ganze Zeit über war sie sich nicht sicher, ob das Krankenhaus die richtige Entscheidung war, aber immerhin würde man hier seine Vitalfunktionen überwachen. Was sollte sie sonst tun? Ihn nach Hause bringen und das Beste hoffen? Das Risiko war viel zu groß.
    Nach endlosen Stunden des Wartens kam ein Arzt zu ihnen.
    „Bis jetzt können wir uns seinen Zustand nicht erklären“, sagte er ernst. „Wir haben alle gängigen Ursachen
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