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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Autoren: Terry Pratchett
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gerade im Forschungstrakt für hochenergetische Magie beschäftigt, als Ridcully hereingehumpelt kam. Er trug ein leuchtendes Silberband um sein Knie. »Kartätsches therapeutische Kompresse«, kommentierte er. »Ein simpler kleiner Zauber. Ich bin im Handumdrehen wieder auf dem Damm. Frau Allesweiß wollte, dass ich einen Strumpf anziehe, aber ich habe ihr gesagt, dass so was überhaupt nicht in Frage kommt.«
    »Freut mich, Sie so gut gelaunt zu sehen, Erzkanzler«, sagte Ponder, der sich gerade durch eine längere Berechnung arbeitete.
    »Haben Sie heute Vormittag schon in die Zeitung geschaut, Stibbons?«
    »Leider nein. Durch diese Fußballgeschichte bin ich mit der Arbeit ziemlich ins Hintertreffen geraten.«
    »Vielleicht interessiert es Sie ja, dass gestern Abend aus dem sogenannten Forschungstrakt für höherenergetische Magie in Brazeneck ein zwanzig Meter großes Huhn ausgebrochen ist und jetzt allem Anschein nach durch Pseudopolis tobt, verfolgt von so gut wie dem gesamten Lehrkörper des Instituts, der, wie ich annehme, schon allein genügen würde, um die Stadt in Angst und Schrecken zu versetzen. Henry hat gerade eine geradezu hysterische Klacker-Nachricht erhalten und musste dann schleunigst abreisen.«
    »Oh, das ist sehr beunruhigend.«
    »Allerdings, allerdings«, sagte Ridcully. »Wie man so hört, legt es sehr schnell sehr viele sehr große Eier.«
    »Aha, hört sich an wie ein quasi-expansives Blit-Phänomen, das sich an einen lebenden Organismus angepasst hat«, sagte Ponder. Er blätterte um und bewegte den Stift säuberlich an den Zahlenkolonnen entlang.
    »Der ehemalige Dekan steht ziemlich dumm da«, sagte Ridcully.
    »Ach, ich bin mir sicher, dass Professor Rübensaat alles bald wieder unter Kontrolle hat«, sagte Ponder. Seine Stimme blieb völlig unverändert.
    In die kurze, geschäftige Stille hinein sagte Ridcully: »Wie lange sollten wir ihm Ihrer Meinung nach geben, alles wieder unter Kontrolle zu bekommen?«
    »Wie groß sind die Eier?«
    »Angeblich so an die drei Meter lang«, sagte Ridcully.
    »Mit Kalziumschalen?«
    »Ja, ziemlich dick, wie ich gehört habe.«
    Ponder blickte nachdenklich zur Decke. »Hmm, das ist nicht allzu schlimm. Hätten Sie jetzt Stahl gesagt, hätte ich mir eher Sorgen gemacht. So hört es sich ganz nach einer Blit-Degeneration an, womöglich hervorgerufen durch … mangelnde Erfahrung.«
    »Ich dachte, Sie hätten Adrian Rübensaat alles beigebracht, was Sie wissen«, sagte Ridcully und sah dabei glücklicher aus, als Ponder ihn seit langer Zeit gesehen hatte.
    »Na ja, vielleicht war das eine oder andere dabei, das er nicht richtig verstanden hat. Sind denn Leute in Gefahr?«
    »Die Zauberer haben allen gesagt, dass sie nicht nach draußen gehen sollen.«
    »Hmm. Ich denke mal, wenn ich meine Sachen zusammengepackt habe, könnten wir ungefähr zur Teestunde aufbrechen.«
    »Ich komme selbstverständlich mit«, sagte Ridcully. Er sah Ponder in die Augen. »Und …«
    »Was?«, fragte Ponder. Er sah Ridcullys Grinsen. »Ja, ich halte es auch für eine gute Idee, jemanden von der Times mitzunehmen, damit er ein paar Bilder macht. Die wären aus erzieherischen Gründen gewiss sehr lehrreich.«
    »Ein extrem guter Plan, Stibbons, und ich glaube, wir sollten die ranghöheren Zauberer ebenfalls mitnehmen. Die sorgen bestimmt für ein wenig dringend benötigte …« Er schnippte mit den Fingern. »Wie nennt man das noch gleich?«
    »Verwirrung«, sagte Ponder.
    »Nein, nicht das«, sagte Ridcully.
    »Fresslust?«, schlug Ponder vor. »Körperfülle?«
    »Etwas in dieser Richtung … ah: Gravität! Ganz genau: jede Menge Gravität. Wir gehören nicht zu den Leuten, die durch die Gegend rennen und eigenartige Vögel jagen. Wir sehen uns nach dem Mittagessen. Jetzt habe ich noch jede Menge zu tun.«
    »Sehr wohl, Erzkanzler«, sagte Ponder. »Ach, und, äh … was ist mit dem geplanten Fußballspiel?«
    »Bedauerlicherweise muss das, wie es scheint, so lange warten, bis sie ihre Universität wieder aufgebaut haben.«
    »Das ist wirklich schade, Erzkanzler«, sagte Ponder.
    Er arbeitete weiter an seiner Berechnung, bis auch die allerletzten Zahlen an den richtigen Platz getanzt waren, vergewisserte sich, dass der Erzkanzler gegangen war, grinste so verhalten vor sich hin, dass man es nicht bemerkt hätte, wenn man es nicht erwartet hätte, und zog das nächste Rechnungsbuch heraus.
    Auch heute war wieder ein guter Tag.
     
    JETZT ist alles
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