Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
gab.
    »Dein Sekretär scheint sich sehr gut mit meiner Bibliothekarin zu verstehen«, sagte Lady Margolotta.
    Vetinari nickte. »Wahrscheinlich vergleichen sie gerade Aktenordner. Er hat einen ganz neuartigen erfunden.«
    »Für den korrekten Ablauf der Welt«, sagte Lady Margolotta, »ist es schließlich unabdinglich, dass zumindest einer Aktenordner für überaus wichtig hält.« Sie setzte ihr Glas ab und schaute zur Tür.
    »Du scheinst nervös zu sein«, sagte Vetinari. »Bist du gespannt darauf, wie er hier ankommt?«
    »Er hat einen sehr langen Tag hinter sich und einen bemerkenswert erfolgreichen obendrein. Und hast du nicht gesagt, dass er sich noch ein Theaterstück von einer Amateurtruppe ansehen wollte?«
    »Allerdings, und zwar mit dieser überaus unverblümten jungen Frau, die die Pasteten macht«, antwortete Vetinari.
    »Verstehe«, sagte Lady Margolotta. »Obwohl er weiß, dass ich hier bin, ist er mit einer Köchin losgezogen?«
    Um Vetinaris Lippen spielte der Hauch eines Lächelns. »Nicht mit irgendeiner Köchin. Einer wahrhaft genialen Köchin.«
    »Ich muss zugeben, dass mich das sehr überrascht«, sagte Ihre Ladyschaft.
    »Und verärgert?«, erkundigte sich Vetinari. »Bist du vielleicht ein bisschen eifersüchtig?«
    »Jetzt gehst du aber zu weit, Havelock!«
    »Hättest du etwas anderes von mir erwartet? Abgesehen davon muss dir ja bewusst sein, dass sein Triumph zugleich der deine ist.«
    »Habe ich dir schon erzählt, dass ich ein paar von ihnen gesehen habe?«, fragte Margolotta nach einer kurzen Pause. »Von den Orks?«
    »Ja. Es geht ihnen wirklich sehr erbärmlich. Das sagen die Leute natürlich auch von den Goblins, und obwohl es zwar stimmt, dass sie ihren eigenen Rotz aus religiösen Gründen aufbewahren und ehrlich gesagt, darüber hinaus auch noch so ziemlich alles andere, wohnt dem zumindest eine gewisse Logik inne.«
    »Na ja, zumindest eine gewisse religiöse Logik«, murmelte Vetinari. »Und die ist bekanntlich sehr dehnbar.«
    »Wusstest du, dass die Igors sie aus Menschen gemacht haben?«
    Vetinari ging, das Glas immer noch in der Hand, zum anderen Ende des Tisches und holte sich den Pfefferstreuer. »Nein. Aber jetzt, wo du es sagst, liegt es eigentlich auf der Hand. Goblins wären nicht annähernd bösartig genug gewesen.«
    »Und sie hatten überhaupt nichts«, sagte Margolotta. »Weder Kultur noch Legenden noch Geschichte – er könnte ihnen das alles geben.«
    »Er ist alles, was sie nicht sind«, sagte Vetinari und fügte dann hinzu: »Aber damit legst du ihm ein gewaltiges Gewicht auf die Schultern.«
    »Wie viel lastet denn auf meinen? Wie viel Gewicht lastet auf deinen Schultern?«
    »Ich fühle mich eher wie ein Kutschengaul«, antwortete Vetinari. »Nach einer Weile spürt man es gar nicht mehr, es ist einfach normal.«
    »Sie haben eine Chance verdient, und zwar jetzt, solange die Welt in Frieden lebt.«
    »Frieden?« Vetinari schüttelte den Kopf. »Ach so, entsprechend der Definition als Zeit zur Vorbereitung für den nächsten Krieg.«
    »Wo hast du nur deinen Zynismus her, Havelock?«
    Vetinari wirbelte herum und fing an, geistesabwesend am Tisch entlangzuwandern. »Na ja, hauptsächlich von dir, Madame, obwohl ich gestehen muss, dass du dir nicht alles zuschreiben kannst, da ich eine ausgedehnte Periode der Fortbildung als Tyrann dieser Stadt hinter mir habe.«
    »Ich finde, du gewährst ihnen zu viel Freiheit.«
    »Allerdings. Deshalb bin ich immer noch der Tyrann dieser Stadt. Meiner Meinung nach erhält man seine Macht am besten, indem man es absolut undenkbar erscheinen lässt, dass man eines Tages nicht mehr da ist. Selbstverständlich helfe ich dir in jeder erdenklichen Weise. Es sollte keine Sklaven geben, nicht einmal Sklaven des Instinkts.«
    »Eine Person kann alles verändern«, sagte Margolotta. »Sieh dir Herrn Schein an, der jetzt der Diamantenkönig der Trolle ist. Sieh dich selbst an. Wenn Menschen fallen können …«
    Vetinari unterbrach sie mit einem schneidenden Lachen. »Und das können sie sehr wohl!«
    »… dann können Orks sich auch erheben«, sagte Margolotta. »Wenn das nicht stimmt, stimmt das ganze Universum nicht.«
    Ein samtenes Klopfen ertönte an der Flügeltür, und Drumknott trat ein. »Mister Nutt ist hier, Euer Lordschaft«, verkündete er. Etwas herablassend fügte er hinzu: »Er hat diese … Frau dabei, die an der Universität kocht.«
    Vetinari warf Margolotta einen Blick zu. »Ja«, sagte er. »Ich denke, wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher