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Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Titel: Der Club der unsichtbaren Gelehrten
Autoren: Terry Pratchett
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Körper liefen, und anschließend, als sie durch die Stadt spazierten, diskutierten sie darüber, wobei sie sorgsam darauf achteten, sich von den grölenden Grüppchen fröhlicher und betrunkener Fußballfans fernzuhalten.
    »Wie fandest du es?«, fragte Nutt nach einer Weile. »Das Theaterstück, meine ich.«
    »Ich finde nicht, dass es besonders romantisch ist«, antwortete Glenda. »Um ehrlich zu sein, fand ich es ein bisschen albern.«
    »Es gilt allgemein als eines der großen romantischen Stücke der letzten fünfzig Jahre«, sagte Nutt.
    »Wirklich? Aber was wird einem da für ein Beispiel gegeben? Als Erstes: Wusste denn niemand in Gennua, auch damals in jenen Tagen, wie man jemandem den Puls misst? Ist denn ein kleines bisschen Kenntnis in Sachen Erster Hilfe zu viel verlangt? Sogar ein Handspiegel hätte ausgereicht, und es gibt eine ganze Reihe absolut akzeptabler Stellen, an denen man jemandem den Puls messen kann.«
    »Ich glaube, es lag eher daran, dass vielleicht keiner von ihnen an sich gedacht hat«, sagte Nutt.
    »Keiner von denen hat überhaupt etwas gedacht«, sagte Glenda, »und schon gar nicht haben sie voneinander als Mitmenschen gedacht. Mit etwas mehr gesundem Menschenverstand wären sie noch am Leben. Das ist alles erfunden, genau wie in den Büchern. Ich glaube nicht, dass sich jemand, der noch recht bei Trost ist, so verhalten würde.«
    Er drückte ihre Hand. »Manchmal redest du wie Ihre Ladyschaft«, sagte er, »und das erinnert mich an etwas.«
    »An was denn?«
    »Dass es an der Zeit ist, mich meiner Schöpferin zu stellen.«
     
    Andy Shank wankte unsicher durch die nächtlichen Gassen, mit der wohligen Gewissheit, dass es in ihnen nichts Gemeineres als ihn selbst gab, eine Überzeugung die sich kurz darauf als Irrtum herausstellen sollte. »Andy Shank?«
    »Wer will das wissen?«, sagte er, drehte sich um und langte instinktiv unter die Jacke nach seinem neuen Buschmesser.
    Aber schon schlitzte ein anderes Messer, silbrig und schmal, zwei Mal durch sein Gesicht, und ein Fuß trat ihm so geschickt vors Schienbein, dass er zu Boden ging. »Ich! Ich bin das glückliche Ende. Du kannst mich auch die gute Fee nennen. Keine Sorge, du kannst bald wieder sehen, sobald du dir das Blut aus den Augen gewischt hast und, wie man so schön sagt, jetzt musst du in keiner Bar dieser Stadt mehr für einen Drink zahlen, obwohl ich vermute, dass du das ohnehin noch nie getan hast.«
    Sein Angreifer lehnte sich lässig an die Hauswand.
    »Und der Grund dafür, warum ich das hier tue, Andy Shank, ist der, dass ich ein Drecksack bin. Ich bin ein alter Saukerl. Ich bin ein Schwein. Die anderen haben dich einfach laufen lassen, weil sie nette Leute sind, aber weißt du, die Welt braucht einfach jemanden wie mich, um die Dinge ins Lot zu bringen. Leute wie dich kenne ich schon lange, da warst du noch nicht mal auf der Welt. Tyrannen und Schläger, die andere quälen. Diebe. Ja, Diebe seid ihr, die anderer Leute Selbstachtung stehlen, ihren Seelenfrieden. Ja, Nutt ist ein Ork, und ich habe gehört, dass er andere Leute so bequatschen kann, dass sie sich bessern. Das mag so sein. Falls es funktioniert, ist er ein Genie, aber damit sind die Dinge nicht im Lot, jedenfalls nicht meiner Auffassung nach, deshalb dachte ich, du solltest den guten alten Pepe kennen lernen, einfach mal hallo sagen. Wenn ich dich jemals wiedersehe, wird man deine Einzelteile nie alle wiederfinden, aber um dir zu zeigen, dass ich auch eine nette Seite habe: Hier hast du etwas, das du auf deine Wunden tun kannst.«
    Etwas Weiches landete neben Andys tastender Hand.
    Während Blut und Rotz aufs Pflaster tropften, griff Andy rasch danach, sobald sich die adretten kleinen Schritte entfernten, und dachte nur daran, endlich das Blut aus den Augen und die Rache und die Vergeltung aus seinem Herzen zu bekommen. Deshalb hätte er sich unter diesen Umständen auf gar keinen Fall mit einer halben Zitrone über das Gesicht wischen sollen.
     
    Sie glauben, dass jetzt alles vorbei ist.
     
    Es gehört zu den bedauerlichen Tatsachen des Lebens, dass zwei Leute, die an einem sehr großen Tisch gemeinsam essen, stets an den gegenüberliegenden Enden dieser langen Achse sitzen. Das ist unglaublich dumm, erschwert die Unterhaltung und macht das Weiterreichen von Essen unmöglich, aber sogar Lord Vetinari und Lady Margolotta hatten sich letztendlich dieser Marotte ergeben.
    Andererseits aßen beide nur sehr wenig, weshalb es nicht viel weiterzureichen
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