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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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von diesem Makel rein, indem er die Knochennager quälte und demütigte. Diese Wölfe mussten nicht nur viel einstecken, es wurde auch viel von ihnen verlangt. Vor allem mussten sie lernen, Knochen kunstvoll zu benagen, um die Chronik der Rudel und Clans der Hinterlande darin zu verewigen, wie es kein gewöhnlicher Wolf vermochte.
    Während Faolan Lord Breac folgte, fiel ihm eine Wölfin auf, die den Bauch voller Junge hatte.
    „Sie ist spät dran mit ihrem Wurf, was, Flint?“, knurrte Lord Breac.
    „Allerdings. Und jeder weiß, dass diese Welpen oft zu früh auf die Welt kommen. Hoffentlich geht sie nicht abseits, aus Angst, dass ein Malcadh darunter sein könnte.“
    Faolan bremste die Schritte und drehte sich nach der Wölfin um. Ihre Augen flackerten ängstlich und er beobachtete, wie eine andere Wölfin mit zwei Jungen zurückwich und einen großen Bogen um die werdende Mutter machte. Eines der Jungen wollte zu ihr hinlaufen, aber die Mutter versetzte ihm einen scharfen Biss und knurrte: „Bleib weg von ihr.“
    Faolans Herz krampfte sich vor Mitleid mit der Wölfin zusammen. Hoffentlich hat sie es nicht gehört , dachte er. Aber so wie sie den Kopf hängen ließ, war ihr die böse Bemerkung bestimmt nicht entgangen. Wen wunderte es, wenn sie „abseits“ oder „auf Abwege“ ging. So nannten es die Wölfe, wenn eine Wolfsmutter sich heimlich entfernte, um ihre Jungen weit weg vom Rudel zur Welt zu bringen, weil sie fürchtete, es könnte ein Malcadh darunter sein. Ein Malcadh, wie ich eins war , dachte Faolan. Und noch bin! War seine erste Milchmutter auch abseits gegangen? War sie weggelaufen, um ihr Ungeborenes vor den Gesetzen des Clans zu beschützen?

Endlich näherten sie sich der Senge, dem Ort, an dem über zwei Dutzend Mitglieder der vereinten Rudel versammelt waren. Faolan spürte die Blicke der anderen Wölfe auf sich und hörte ihr betroffenes Murmeln.
    „Viel zu groß für einen Knochennager.“
    „Zu gut genährt.“
    „Der wird sich nach der Jagd heimlich Fleisch nehmen, statt abzuwarten, was für ihn übrig bleibt.“
    „Unsinn, das würde kein Rudelwolf zulassen.“
    „Nein, der ist einfach nur groß.“
    „Nimm dir ein Beispiel an Heep dort drüben“, sagte Lord Breac zu Faolan. „Der ist ein musterhafter Knochennager.“ Faolan hatte bis zu diesem Moment noch mit keinem der anderen Knochennager zu tun gehabt. Vielleicht konnte er wirklich etwas von Heep lernen? Die absolute Unterwürfigkeit zum Beispiel, die von einem Knochennager verlangt wurde und die ihm noch immer so schwerfiel. Neugierig drängte er sich bis zur Hügelkuppe der Senge vor. Mitten in all dem Schwanzwedeln, Heulen und Buckeln entdeckte er einen gelben Wolf, der sich hingebungsvoll im Dreck wälzte.
    Faolans Unterwerfungshaltung ließ einiges zu wünschen übrig. Seine Knie wollten einfach nicht einknicken und auch seine Schultern duckten sich nicht tief genug, dass sein Bauch den Boden streifte. Am schwersten fiel ihm jedoch, den Hals so zu verdrehen, dass er sein Gesicht in die Erde pressen konnte.
    Angewidert starrte er auf den gelben Wolf. Das war der Musterknabe, an dem er sich ein Beispiel nehmen sollte? Noch nie hatte er einen Wolf gesehen, der sich so tief in die Erde wühlte. Heeps Schnauze war ganz im Staub verschwunden. Wie konnte er überhaupt noch atmen? Und seine Augen – mehr gelb als grün – hatte er so weit nach hinten verdreht, dass nur noch das Weiße darin zu sehen war. Trotzdem entging Faolan nicht, dass Heep alle paar Sekunden umherspähte, ob seine Darbietung auch gebührend gewürdigt wurde. Und die ganze Zeit zuckte sein Hinterteil, als wollte er den Schwanz zwischen die Beine klemmen. Aber da war kein Schwanz, den Heep unterwürfig einziehen, mit dem er fröhlich wedeln oder den er herausfordernd steif halten konnte.
    Er trägt diese Demütigung wie einen zweiten Pelz , dachte Faolan, dem es fast den Magen umdrehte. Aber egal – dieser Heep galt als Musterknochennager. Vielleicht konnte er ihm etwas über den Byrrgis und die Jagd erzählen.
    „Und wann dürfen wir in das Heulen einstimmen?“, fragte Faolan und ließ sich neben Heep sinken.
    „Was?“, keuchte der gelbe Wolf.
    „Ich sagte, wann dürfen …“
    „Ich habe genau gehört, was du gesagt hast, Knochennager. Ich bin nur erstaunt über deine Frage. Du weißt wohl gar nichts?“
    „Es war doch nur eine Frage. Ich kenne noch nicht alle Bräuche.“
    „Und wenn du so weitermachst, wirst du sie auch nie
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