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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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bemerkte Faolan, wie die Wölfin vorsichtig näher kam. Er duckte sich, legte die Ohren an und verdrehte den Hals, so gut er konnte, um sein Gesicht in den Boden zu pressen. Dann trafen ihn ihre Worte, leise und unerwartet.
    „Das ist hart für dich, was?“, sagte die Wölfin. Faolan wusste sofort, wovon sie redete. „Du kannst dich nicht verstellen, hab ich Recht? Du kannst nicht so heucheln wie Heep.“
    „Nein, das kann niemand. Für mich ist Heep gar kein richtiger Wolf.“
    „Ja, vielleicht. Aber manchmal muss man einfach mitspielen. Das ist leichter, verglichen mit …“
    „Psst! Da kommt er!“
    Heep rutschte auf dem Bauch zu ihnen herüber. „Ist es zu fassen?“, schleimte er. „Eine stolze und edle Jungwölfin wie Ihr lässt sich herab, mit niedrigen Kreaturen wie uns zu sprechen. Eine so begabte junge Läuferin aus dem vornehmen Carreg-Gaer-Rudel ist sich nicht zu schade, das Wort an uns Nichtswürdige zu richten!“
    Carreg Gaer! Dann gehörte sie also nicht zum Flussrudel. Carreg Gaer war das Rudel des Oberhaupts Duncan MacDuncan. Aber warum war sie hier? Die Unterwürfigkeit, die Heep zur Schau stellte, in der er sich regelrecht suhlte, war ihr sichtlich zuwider. Wortlos machte sie kehrt, um zum Jagdpalaver zurückzugehen. Bald darauf ertönte die schrille Stimme der Skrielin . Sie rief die Wölfe ein letztes Mal zur Jagd.
    „Mark und Knochen!“
    Die beiden Rudel hetzten in Richtung Norden davon.
    Eine Jagdformation bestand immer aus zwei Flanken: einer Ost- und Westflanke oder einer Nord- und Südflanke. Lief nur ein Knochennager mit, musste er beide Flanken abdecken. Da Heep und Faolan aber zu zweit waren, wurde Faolan die Ostflanke zugewiesen, die einem alten Aberglauben nach als minderwertig galt, während Heep die Westflanke übernahm. Gemeinsam bildeten sie die Schlusslichter des Byrrgis , in dem zweiunddreißig Wölfe mitliefen.
    Der Byrrgis fächerte über einen halben Kilometer aus, als die Wölfe quälend langsam einen Steilhang erklommen. Faolan wusste, dass er an seinem Platz bleiben musste. Bald stieß er auf den ersten Kothaufen und beschnüffelte ihn. Dann lief er nach vorn, um dem Unterleutnant, einem großen Wolf namens Donegal, den Geruch zu beschreiben. Plötzlich tauchte Heep neben ihm auf. „Ich übernehme das, wenn du nichts dagegen hast.“
    „Wieso? Ich habe doch den Geruch aufgenommen!“ Faolan beäugte Heep vorsichtig, bevor er weitersprach. „Ich weiß, dass ich als neuer Knochennager unter dir stehe, Heep. Aber ich glaube, es würde als äußerst … ähm … unbescheiden angesehen werden, wenn du den Geruch an meiner Stelle melden und dann auch noch einen zweiten Bericht von der Westflanke liefern würdest …“
    Heep hob die gelben Augen. Das leuchtende Grün, das die Augen der Hinterlandwölfe kennzeichnete, war kaum darin zu erkennen.
    „Egal, du berichtest ihm nichts“, erwiderte Heep mit unterdrückter Wut.
    „Doch, natürlich! Du könntest den Unterleutnant erzürnen, weil deine Nase nicht feucht vom dampfenden Elchkot ist.“
    Der gelbe Wolf machte kehrt und trottete davon. Dann drehte er sich noch einmal um und warf Faolan einen finsteren Blick zu.
    Nachdem Faolan dem Unterleutnant Bericht erstattet hatte, kamen er und Heep als Letzte auf der Hügelkuppe an. Von dort konnten sie den ganzen Byrrgis überblicken. Die Wölfe waren schneller geworden und unten in der Ebene in den sogenannten Presspfotenlauf übergegangen. Eine gewaltige Welle lief durch den Byrrgis . Die fast drei Dutzend Wölfe bewegten sich mit vollkommener Einmütigkeit. Ihr Geist, ihr Verstand, ihre Muskeln verschmolzen nahtlos miteinander. Sie mussten nicht überlegen, nicht bellen. Sie gehörten zusammen – ein Silberstreif, der zwischen Himmel und Erde dem Horizont entgegenjagte.
    Plötzlich schoss die lohfarbene Wölfin hinter einer Außenflankerin hervor. Faolan blinzelte verwirrt. Solange die Beute nicht in Reichweite war, hielten sich die Außenflankerinnen zurück. Erst wenn der Spitzenwolf das Signal gab, dass die Beute allmählich ermüdete, scherten die Läuferinnen aus und rannten los.
    Wie Faolan sie beneidete, diese junge Wölfin aus dem Carreg-Gaer-Rudel! Er spürte geradezu, wie sich die Muskeln in ihrem lohfarbenen Körper streckten und ihr Hals sich dehnte. Speichelfäden troffen ihr vom Maul. Dennoch wirkte ihr Lauf wunderbar mühelos. Wenn er doch nur mit ihr rennen könnte! Er war schnell genug. Noch vor wenigen Monaten hatte er ganz allein ein Rentier
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