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Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 09 Ellen Porath
Autoren: Stahl und Stein
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rieb sich das Kinn. »Um so besser, wenn sie geflohen ist. Wenn Dreena ten Valdan im
Kampf u m kommen würde, könnten sich die Meiri-Baue r n
gegen uns auflehnen.«
Der zweite General schloß sich an. »Die Meiri-Bauern
waren dem Meir treu ergeben, aber seine Frau beten sie
regelrecht an. Wir sollten wirklich ganz sicher sein, daß der
Hauptmann sich nicht irrt.« Sein Blick deutete an, wie wenig er von Kitiaras Zuverlässigkeit hielt. »Ich schlage vor,
wir warten«, schloß er.
Kitiara ignorierte die beiden und wendete sich an den
Valdan. »Ich bin sicher, daß Dreena das Schloß des Meir
verlassen hat, so wahr ich hier vor Euch steh e .« I hr Blick
ließ nicht locker.
Der Anführer nickte Janusz zu. »Angreifen.«
Janusz verbeugte sich und verschwand. Auch die Generäle gingen. Kitiara wartete vor dem Ze l t des Valdan, bis
der Zauberer, dessen dünnes, weißes Haar um den Kragen
seiner schwarzen Robe flatterte, in seinem eigenen Ze l t verschwunden war. Dann folgte sie Janusz. Als sie das Zaubererzelt erreichte, stellte sie sich an die Zelttür, zog sie einen
Fingerbreit auf und spähte hinein. Wissen war Macht, wie
ihr Söldnervater ihr immer wieder gesagt hatte. Es konnte
nichts schaden, wenn sie mehr über den geheimnisvollen
Zauberer in Erfahrung brachte.
Janusz blickte weder nach rechts noch nach links, sondern ging direkt zu seinem Feldbett, unter dem er eine
Truhe hervorzog. Er schnippste eine Prise grauen Staubs in
die Lu ft , fl üsterte »Rrachelan« und öffnete dabei ein magisches Schloß. Dann klappte er den schweren Deckel auf,
gri ff hinein und zog ein Sandelholzkästchen heraus, das
mit geschnitzten Minotauren und robbenähnlichen Tieren
mit gewaltigen Stoßzähnen verziert war.
Er wiederholte das Zauberwort mit leicht abgewandelter
Betonung und öffnete das Kästchen. Erleichterung zog über
sein Gesicht. »Die Macht von zehn Leben für den, der das
aufbringt«, flüsterte er. Kitiara merkte, wie sich ihr die Nackenhaare sträubten.
Janusz steckte seine Finger in die Kiste und holte zwei –
ja, was? – heraus. »Edelsteine« wäre das richtige Wort gewesen, aber die Steine waren mehr als das, sie glühten in
einem unirdischen Licht. Einst, auf einer Reise im Süden
der Khurmanischen See zweihundert Meilen weiter südlich, hatte Kitiara eine Halskette aus Amethysten gesehen,
die im Lampenlicht violett geleuchtet hatten, draußen jedoch das tiefe Blauviolett des dunkelsten Ozeans angenommen hatten. Jene khurmanischen Steine waren jedoch
bloß Kiesel gewesen, verglichen mit diesen hier. Sie strahlten gleichermaßen die Hitze des Lichts und die Kälte des
Winters aus.
Eis, dachte Kitiara. Sie sehen aus wie glühende, purpurne
Ovale aus Eis, so groß wie Rotkehlcheneier. Noch nie hatte
sie so etwas Schönes gesehen. Ihr Atem ging schneller.
Der Zauberer hatte gesagt, sie besäßen Macht. Kitiara
wußte, daß er die Wahrheit sagte.
»Zauberer!« Der Valdan rief aus seinem Ze l t. Der Magier
blickte hoch und entdeckte Kitiara an der Zelttür. Eilig lie ß er die beiden Steine in eine Tasche seiner Robe gleiten, und
das seltsame, purpurfarbene Licht erlosch so vollständig,
als seien die Juwelen nie dagewesen. Janusz konnte kaum
sprechen, so schüttelte ihn die Wut. »Auf deinen Posten,
Hauptmann«, brachte er heraus. »Und vergiß, was du hier
gesehen hast, sonst wirst du plötzlich merken, daß du einen Fischkopf auf den Schultern trägst.«
Kitiara tat so, als würde sie sich schnell von der Zelttür
zurückziehen, doch gleich darauf spähte sie wieder hinein.
Der Magier holte tief Luft, so wie Kitiara es von ihrem Bruder Raistlin kannte, wenn der seine Gedanken leeren und
sich auf einen Zauberspruch konzentrieren will. Dann
drehte sich Janusz um und fegte aus dem Ze l t. Kitiara hatte
gerade noch genug Zeit, um sich hinter der Ecke des Zelts
zu ducken.
Der Zauberer lief zu einer Lichtung, die ein Stück unterhalb der Zelte lag. Dort konnte er das Schloß gut erkennen.
Seine Hände zuckten. Es war, als ob seine Finger ein Eigenleben hätten, während sie durch die komplizierten Bewegungen tanzten, die den Spruch begleiteten.
»Ecan a ba ladston, zhurack!« sang der Magier.
Kitiara merkte, wie ihr Gesicht kribbelte, und wandte
den Blick ab. Sie hörte Janusz weitersingen. Verwandelte er
sie jetzt doch in einen Fisch? Sie schaute sich nach etwas
Glänzendem um, einem Spiegel oder einer Pfütze Tauwasser, die ihr verraten sollte, ob sie noch Kitiara Uth Matar
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