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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams
Autoren: Das Siegel des Verraters
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ein Sturm über der
Winterwüste aus dem Schnee brach, war Sturm hingerissen. Er hielt den Atem an. Zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig Ritter in Mantel und Rüstung mit gezückten
Schwertern und dicken, schwarzen Häuten über ihren
Schilden.
Das war das Zeichen für Gnadenlosigkeit, die dunklen
Schilde – wenn das Böse zu stark, zu halsstarrig war.
»Warum zeigt Ihr mir das, Ragnell?« fragte er. »Werden
meine Leute den Kampf verlieren?«
Warte, sagte der Wind ihm ins Ohr. Wart ab und sei Zeuge.
An der Spitze des Zuges hob ein großer Reiter die Hand.
Hinter ihm spornten die Reiter ihre Pferde im Galopp und
schrien einstimmig ihren Schlachtruf:
»Est Mithas oth Sularis!«
Wie ein wildes Buschfeuer rasten sie durch das Goblinlager. Der große Anführer ließ sein Schwert auf die vorderste
Jurte krachen, und das Krachen des Holzes, das Zerreißen
der Häute und das Kreischen der überraschten Bewohner
erfüllten die Luft.
Im Nu lag das Lager in Trümmern. Die Klingen blitzten
wie die Flügel eines Bienenschwarms, und man hörte das
laute Klirren von Metall auf Metall, Metall auf Stein, Metall
auf Knochen. Die Goblinspeere prallten harmlos von den
Schilden der Ritter ab, deren Schwerter mit wilder Präzision zuschlugen. Pferde bäumten sich auf und traten zu, und
die Goblins fielen scharenweise.
Sturm schüttelte den Kopf. Seine Hände ballten sich
schweißnaß zusammen. Auf allen vieren kniete er über
dem wirbelnden Staub der Vision. Ihm verschlug es den
Atem, und seine langen Haare klebten verschwitzt am
Kopf. Einen Augenblick sah er nur Schutt und Holz. Er
hörte nur den Singsang von Ragnell, dort im tiefen Schweigen des Rundhauses von Dun Ringberg.
Dann kehrte die Szene mit aller brutalen Schärfe zurück.
Ein großer, vierschrötiger Mann – Sturm erkannte ihn: es
war Fürst Joseph Uth Matar, das Oberhaupt einer aussterbenden Familie – trat aus einer Jurte und zerrte zwei junge
Goblins hinter sich her. Es waren dreckige, kleine Biester,
die bissen und kratzten und sich vor Wut und Angst besudelten.
Wortlos zwang Fürst Joseph die jämmerlichen, kleinen
Geschöpfe auf die Knie. Er sprach kurz und leise zu ihnen,
wobei er über ihre drohenden Flüche lachte. Als das Verhör
vorbei war, rang ein junger Ritter – Sturm hielt ihn für einen der zahlreichen Jeoffreys – die quietschenden, fauchenden, kleinen Monster mannhaft nieder. Obwohl sein
Gesicht nach dem Kampf von ihren scharfen Nägeln etwas
verunstaltet war, gelang es ihm, ein Seil um ihre Handgelenke zu schlingen.
Die Hütten brannten wie Zunder, wie trockenes Gras.
Bald stand alles in Flammen, und der schwarze Rauch zog
durch den schmelzenden Schnee. Fürst Joseph stand bei
den jungen Goblins, während seine Offiziere das Wenige
retteten, was es hier zu retten gab, bevor sie die Fackel an
die Jurten hielten.
Inmitten dieser lodernden Flammen standen drei Ritter
über den kreischenden kleinen Monstern. Fürst Joseph
blinzelte, als würde er versuchen, durch den zunehmenden
Rauch zu sehen. Er drehte sich rundherum und beschirmte
jetzt seine Augen, als würde er nach etwas Fernem oder
unwiederbringlich Verlorenem Ausschau halten.
Er nickte zufrieden. Rasch stieg er auf und sagte etwas zu
den beiden jungen Rittern, um dann an der Spitze des Zuges davonzupreschen. Die beiden warteten, bis die Hufschläge von Schnee und Entfernung gedämpft wurden, bis
man nur noch das Knistern der Flammen und das Kreischen und Fluchen der jungen Goblins hörte.
Dann zogen sie ihre Schwerter, und mit der Eleganz aus
jahrelangen Schaukämpfen, aus Fechtunterricht, Turnier
und sorgfältiger, aufwendiger Unterweisung in den Lehren
des Maßstabs, erhoben sie die Klingen und ließen sie in
einem geschmeidigen, fast schönen Bogen auf die kleinen
Goblins heruntersausen.
Sturm hob den Blick, weil ihn schon die Vorstellung ihrer
Schreie entsetzte. Ragnell starrte ihn ausdruckslos an.
»Also schön«, sagte sie. »Für heute habe ich dir genug…
gezeigt, Sturm Feuerklinge.«
Sie stand auf, und der Staub legte sich langsam. Mit
schwerem Schritt, als hätte der Morgen sie ermüdet,
schlurfte sie zur Tür und pochte. Oron hob den Riegel an
und trat beiseite, als die Druidin vorbeiging, ohne noch
einmal zu Sturm zurückzusehen.
Der junge Ritter saß gedankenverloren auf der Matratze,
aufgewühlt von allem, was er gerade gesehen hatte. Irgendwo in der Nähe begann Mara mit klarer, tröstender
Stimme zu singen. Aber Sturms Gedanken
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