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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams
Autoren: Das Siegel des Verraters
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gegen Mitternacht, als
sich alle im Dorf in ihre runden Hütten zurückgezogen hatten. Denn vor der Schmiede huschte etwas vorbei, das vorsichtig durch die Gassen eilte und leise zirpte wie eine Grille. Doch irgendwo in dieser merkwürdigen, fremdartigen
Sprache schwangen elfische Worte, elfische Ängste und
elfische Trauer mit.
Kapitel 3
Was die Druidin wußte
    Drei Tage saß Sturm in seiner Zelle. Der Raum, in den man
ihn gesteckt hatte, war kaum größer als eine fensterlose
Pferdebox. Die Seitenwände gingen in die Decke über, die
nach hinten abfiel, wo eine alte Strohmatratze lag. Die vordere Wand war zwölf Fuß hoch. Darüber sah man nur die
Decke und das offene Loch über dem Mittelfeuer des Hauses. Nachts blinkte gelegentlich ein Stern durch die Öffnung, und morgens hatte Sturm einmal ganz früh geglaubt,
er würde den Silberrand von Solinari sehen. Die meiste Zeit
war die Öffnung jedoch ebenso leer wie die Wände, die ihn
umgaben und die von zwei stämmigen Angehörigen der
Miliz bewacht wurden.
    Die Soldaten sprachen nur lemisch und betrachteten ihren solamnischen Gefangenen voller Argwohn. Zweimal
am Tag steckte einer von ihnen den Kopf durch die Tür,
schob Sturm eine schmutzige Tonschüssel hin und machte
die Tür dann schnell wieder zu, um ihn seinem Brei und
seinen Gedanken zu überlassen.
    Diese ganze Sache mit Jack Derry beschäftigte ihn unablässig. Es war doch überaus seltsam, daß keiner aus dem
Dorf – von der Druidin bis zu den Wärtern seiner Zelle –
irgend etwas über den Gärtner wußte.
    Noch drängender war die Frage, was aus Mara geworden war. Sturm nahm an, daß sie in Sicherheit war, doch
nachts hatte er einmal oder zweimal geglaubt, er würde
ganz in der Nähe ihre Stimme hören. In der zweiten Nacht
hätte er schwören können, er würde das dünne, klagende
Lied einer Flöte aus dem Nachbarraum hören.
    In der dritten Nacht seiner Gefangenschaft hörte er wieder das Lied der Flöte. Jetzt erkannte er wie damals auf der
Ebene die alte Elfenhymne, deren klare, traurige Worte die
Luft im Haus erfüllten und den Rauch in die Sternenreiche
Nacht hinaustrieben. »Der Wind
    Taucht durch die Tage.
In der Jahreszeit, während der Nacht
Entstehen große Königreiche.Der Atem
Der Feuerfliege, des Vogels,
Der Bäume, der Menschen
Verblaßt in einem Wort.Der Schlaf jetzt,
Unser ältester Freund,
Wiegt sich in den Bäumen
Und ruft
Uns zu sich.Die unendlich lange Zeit,
Die tausend Leben
Der Menschen und ihre Geschichten
Kehren in ihre Gräber ein.Aber wir,
Das ewige Volk
Im Gedicht und in der Pracht
Verblassen im Lied.« Sturm schloß die Augen und hörte
    genau zu, ließ sich weder durch Gedanken noch durch seine Sinne ablenken. Mara hatte von dem Lied gesprochen,
das in den Pausen verborgen war, von der Magie der weißen Weise, die den meisten Ohren nicht zugänglich ist. Lag
vielleicht eine Botschaft zwischen den Worten, die sie sang?
    Lange lauschte er angestrengt auf die Töne und die Pausen zwischen den Zeilen. Aber in der Stille fiel ihm nichts
auf. »Nichts«, murmelte er und legte sich auf sein Strohlager. »Nur Wunschdenken und Elfenverse.«
    Als die Nacht fortschritt, nahm er die Melodie nur noch
unbewußt wahr. In den frühen Morgenstunden, als er in
jenem eigenartig erwartungsvollen Zustand zwischen
Schlafen und Wachen dämmerte, hörte er, wie Mara wieder
zu singen begann.
    Und beim dritten Mal hörte er etwas: Wunschdenken
vielleicht oder Verse, aber trotzdem hatte sich etwas in die
letzten Strophen des Liedes eingeschlichen. »Die unendlich
lange Zeit
    keine Angst keine Angst
Die tausend Leben
Der Menschen und ihre Geschichten
Kehren in ihre Gräber ein.Aber wir,
hör zu hör zu
Das ewige Volk
Im Gedicht und in der Pracht,
Verblassen im Lied.
Magie fließt frei in der Luft.«In der Musik dieser Pausen
lagen Süße und Sicherheit und der sichere Eindruck, daß
die Finsternis nicht abgrundtief war.
    Sturm traten Tränen in die Augen, während die Melodien – die hörbare und die unhörbare – in der verrauchten
Nachtluft verklangen. Er saß senkrecht auf seinem Lager.
In der Stille, die auf das Lied folgte, bemühte er sich, Worte, Anweisungen, Rat oder Trost zu hören, aber es gab
nichts als das Schnarchen einer etwas entfernten Wache
und das Knistern des Feuers.
    Hellwach legte er sich jetzt wieder hin und bemühte sich,
wieder einzuschlafen, doch erst nach Stunden machte er
die Augen zu und war sofort in tiefen Schlaf versunken.Am
vierten
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