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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams
Autoren: Schattenreiter
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der Maßstab des Schwertes darin liegt, ›die
Forderung zum Kampf um die Ehre der Ritterschaft anzunehmen.‹«
Sturm schluckte hörbar und schob seine kalten Hände
unter seinen Umhang. Die Ritter betrachteten ihn ernst,
weil sie nicht wußten, ob in Fürst Alfreds Erklärungen
nicht ein Todesurteil mitschwang.
»Eines ist sicher, Bursche«, sagte Bonifaz. »Du bist zum
Duell gefordert worden.«
»Und ich nehme an, Fürst Bonifaz«, sagte Sturm tapfer.
Er stand auf, doch seine Knie waren weich. Rasch stützte
ihn Fürst Gunthar mit starker Hand.
»Aber du bist kein Ritter, Sturm«, sagte Fürst Stephan.
»Jedenfalls noch nicht. Und obwohl du für Eid und Maßstab geboren bist, bist du vielleicht nicht an sie gebunden.«
»Und doch«, beharrte Fürst Bonifaz leise, »bist du ein
Feuerklinge.« Er beugte sich zu Sturm vor und bohrte sich
mit seinen blauen Augen prüfend in dessen Herz.
Sturm setzte sich wieder und sank in sich zusammen. Er
legte die Hände vors Gesicht. Wieder erinnerte er sich an
das seltsame Bankett, doch die Erinnerungsfetzen waren
verwischt und unklar. Vertumnus’ Gesicht verschwamm,
als er versuchte, sich daran zu erinnern, genau wie die Melodien, die fremden Lieder, von denen Sturm noch vor einer Stunde gedacht hatte, daß er sie nie wieder vergessen
würde.
Was daran war eindeutig? Deutlich erinnerte er sich nur
an die Forderung. Diese Forderung war eindeutig – so eindeutig wie der Eid und der Maßstab, der einen Ritter verpflichtete, solche Forderungen anzunehmen.
»Fürst Stephan hat recht, wenn er sagt, daß ich noch
nicht zum Orden gehöre«, fing Sturm an, dessen Blick an
den Bücherregalen hinter den Rittern klebte. Die Bücher
schienen im Dämmerlicht spöttisch in grünen Einbänden
herumzutanzen. »Und doch bin ich durch meine Herkunft
an den Eid gebunden. Es ist… es ist fast so, als ob er mir wirklich im Blut liegen würde. Und wenn das so ist – wenn
es etwas ist, was mich mit meinem Vater verbindet, wie
Vertumnus gesagt hat, oder wie ich glaube, daß er es gesagt hat, dann möchte ich den Maßstab befolgen.«
Alfred nickte, wobei die Andeutung eines Lächelns seine
Mundwinkel umspielte. Gunthar und Stephan waren ernst
und still, doch Fürst Bonifaz Kronenhüter sah zur Seite.
Sturm räusperte sich. »Ich nehme an, Dinge wie Regeln
und Schwüre sind… um so stärker, wenn man eine Wahl
hat, aber man befolgt sie, weil… weil…«
Er wußte nicht genau weshalb. Er stand wieder auf, doch
da schlüpfte Fürst Alfred aus dem Raum, um sogleich mit
dem berühmten Schwert Gabbatha wiederzukehren, das
einstmals den Gürtel von Vinas Solamnus geziert haben
sollte. Es war das Richtschwert, ein schimmerndes, doppelschneidiges Breitschwert, dessen Heft sorgfältig zu einem
Eisvogel geschnitzt war. Und so legte Sturm vor den mächtigsten Rittern des Ordens seine Hand auf Gabbatha und
schwor einen bindenden Eid, daß er die Forderung des
Herrn der Wildnis, jenes des Druiden oder Zauberers oder
abtrünnigen Ritters, annehmen würde.
Als die Worte gesprochen und der Eid besiegelt war,
marschierte Fürst Stephan, der jetzt nachdenklich und abwesend wirkte, auf der Stelle hinaus und murmelte dabei
etwas über unmögliche Widrigkeiten. Als der alte Ritter die
Tür öffnete, hörte man draußen den Widerhall der Äxte,
die Holz zerhackten.
Sturm trat von einem Fuß auf den anderen, während er
zu den älteren Männern aufsah und Ratschläge, Anweisungen oder Befehle erwartete.
»Na gut«, stieß Fürst Alfred aus. »Na… gut.« Es war, als
hätte er etwas verloren.
»Du brichst in den nächsten vierzehn Tagen auf, Sturm«,
drängte Fürst Bonifaz. »Ein rascher Aufbruch gewährt
dir… Zeit für die Reise durch ein Land, welches du nicht
kennst. Wenn wir dem Herrn der Wildnis Glauben schenken sollen, ist Pünktlichkeit bei dieser Forderung höchst
wichtig.«
»Ich weiß«, sagte Sturm schlicht. »›Zur rechten Zeit am
rechten Ort.‹«
»Aber du solltest dich erst vorbereiten, Sturm«, drängte
Gunthar etwas lahm.
»Das ist wahr«, pflichtete Alfred ihm eifrig bei. »Such dir
in den Ställen ein Pferd aus – und zwar ein anständiges
Pferd. Du bist schließlich ein Sohn des Ordens, und wir
werden unser Bestes tun, um dich auszurüsten und vorzubereiten, damit du im Frühling in den Südlichen Finsterwald aufbrechen kannst.«
Sturm nickte. So blieben von dem Abend nur halbherzige
Versprechen. Es war, als wüßten die Ritter das, als wüßten
sie, daß etwas
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