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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams
Autoren: Schattenreiter
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noch Dunkleres hinter den Versprechen lauerte.
Der Junge war schließlich verwundet worden. Jedenfalls
behauptete er das, und die scharfen Augen des alten Stephan Peres hatten es bezeugt. Und im Frühling, hatte der
Herr der Wildnis gedroht, würde die Wunde aufbrechen.
Die ganze Sache war ein grimmiges, unkalkulierbares
Geheimnis.
Gunthar ging an eins der Regale und blätterte in einem
Buch, während Alfred aufzählte, welche Ausrüstung Sturm
brauchen würde, wo er sie bekommen würde und wieviel
der Orden ihm davon in welcher Qualität zur Verfügung
stellen würde. Sturm nickte die ganze Zeit nur und dankte
dem Hofrichter, doch seine Gedanken waren anderswo.
So ließen sie ihn immer noch nickend und nachdenkend
in der Bibliothek stehen, von der gesammelten Geschichte
Solamnias umgeben. Fürst Bonifaz ging als letzter hinaus.
»Ich bin stolz auf dich, Bursche«, sagte er, woraufhin er
sich rasch abwandte.
»Danke«, hauchte Sturm zurück. Die Tür fiel hinter allen
zu, und er blieb mit seiner Angst und seinen Gedanken
allein.
»Wie kämpft man gegen ein Geheimnis?« fragte Sturm
laut. »Wie kann man ihm auch nur folgen?« Er drehte sich
um und blickte durch die dunklen, bemalten Glasfenster
nach draußen.
Dort kroch die Dämmerung herauf, eine Vorahnung des
Sonnenaufgangs im Osten, der aufgrund der abschirmenden Berge, der hohen Mauern und der einfachen Tatsache,
daß das Fenster nach Westen ging, nicht zu sehen war.
Hinter dem Gelb der Harfe und der weißen Scheibe von
Solinari in der Ecke des Fensters konnte der Junge deutlich
einen zitternden Schatten sehen. Es war ein Stechpalmenzweig, der draußen vor der Mauer wuchs und im Wind des
Wintermorgens schwankte.
Kapitel 3
Wirtshäuser und alte Geschichten
    Die Zwillinge hatten ihn gewarnt, damals, in jener Herbstnacht im Wirtshaus »Zur letzten Bleibe«, in der Woche, bevor er Luin gesattelt hatte und von Solace aus in den wenig
einladenden Norden aufgebrochen war.
    Es war ein Abend des Abschieds gewesen, an dem die
drei bei kaltem Tee und flackernden Kerzen an dem langen
Tisch neben dem Stamm des riesigen Vallenholzbaumes
gesessen hatten, der durch den Boden des Gasthauses
wuchs. Otik, der Wirt, räumte geschäftig wie immer die
letzten Gläser und Teller ab, während die drei Freunde gedankenverloren tranken und einander im verlöschenden
Licht über den Tisch hinweg anstarrten.
    Sturm fühlte sich in seinem grauen Trauerrock fehl am
Platze, besonders bei seinen alten Freunden. Er fragte sich,
ob das ein Teil des Verlusts war – wenn man nach sechs
einsamen Fastenmonaten in Grau alles leid war und sich
danach sehnte, die Roben abzustreifen und andere Dinge
zu beginnen. Es gab Zeiten, in denen er seine Mutter immer
noch schmerzhaft vermißte, aber das Gesicht von Ilys Feuerklinge verblaßte bereits in seiner Erinnerung.
    Aber an die Geschichte, die sie ihm erzählt hatte, erinnerte er sich bis in die kleinsten Einzelheiten. Auf ihrem Totenbett hatte sie ihm alles erzählt, bevor sie in Fieberträumen und Bewußtlosigkeit versank, und deshalb würde er
Solace verlassen.
    Sturm schüttelte den Kopf. Eine laute, tiefe Stimme hatte
ihn aus seinen Erinnerungen gerissen. Die dunklen Bilder
vom Weihrauch des Klerikers und vom unnatürlich blassen
Gesicht seiner Mutter wichen dem Licht, und er war wieder im Wirtshaus »Zur letzten Bleibe«.
    Caramon beugte sich über den Tisch zu ihm vor und
fragte ihn über die Kerzenflammen hinweg: »Hast du gehört, Sturm? Schließlich ist es unser letzter Abend vor deiner Abreise, deine Satteltaschen sind schon gepackt mit
Proviant, Briefen und Andenken. Ich wünschte, du müßtest
nicht partout nach Solamnia und zu diesem Bankett und
dann unbedingt dort bleiben…«
    »Ich habe nie behauptet, ich würde nie zurückkommen«,
unterbrach ihn Sturm und verdrehte die Augen. »Ich habe
es euch doch erklärt, Caramon. Es ist… eine Art Pilgerfahrt,
und wenn ich im Norden ein paar Dinge erfahren habe und
ein paar andere geklärt sind, komme ich zurück.«
    Caramon legte seine roten Pranken an beide Seiten des
Tisches und lächelte seinen förmlichen, ernsten Freund entschuldigend an. Raistlin schwieg jedoch. Er wandte sein
finsteres, aufmerksames Gesicht dem Kamin zu und sah in
das Feuer.
    »Aber diese ganze Suche, Sturm«, erklärte Caramon.
»Das könnte ein Leben lang dauern. Bei echten Rittern von
Solamnia jedenfalls.«
Bei dem Wort echt zuckte Sturm zusammen.
    »Und wenn es so kommt, dann
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