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Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Titel: Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)
Autoren: Alex Seinfriend
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Schritte auf der Treppe. Von oben fragt der nächste Nachbar: „Hallo?“
    Angespannt bringe ich die Tür wieder in die richtige Stellung. Nur ein Spalt von vielleicht zwei Zentimetern. Dann schnell von der Tür weg. Aber wohin?
    Vom Treppenhaus her höre ich jetzt ein Gespräch. Marcos Stimme klingt ziemlich nah. Blind vor Panik renne ich ins Schlafzimmer. Marcos moderner Einrichtungsstil sieht ja ganz cool aus, bietet aber äußerst wenig Möglichkeiten, sich zu verstecken. Ich gehe auf die Knie.
    Hinter mir höre ich die Wohnungstür. Entweder, Marco hat die Tür nun doch von außen zugezogen, oder aber, er befindet sich ebenfalls in der Wohnung. Ich kann nicht warten, um es herauszufinden! Wenn ich nicht entdeckt werden will, muss ich mich jetzt …
    Ich lege mich auf den Bauch und schiebe mich gerade unters Bett, als ich merke, dass da schon jemand liegt! Wieder halte ich mir die Hand vor den Mund. Im schwachen Licht sehe ich das graue Klebeband. Aber keine Plastikfolie. Das ist ein Körper! Tränen steigen mir in die Augen. Ich lege vorsichtig meinen Kopf auf den Boden. Nur nicht bewegen, nur keine Geräusche machen. Ich weiß nicht, ob Marco nicht ausgerechnet in diesem Moment lauscht.
    Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Aber in der Wohnung rührt sich nichts. Also ist Marco wohl wieder in den Keller gegangen. Trotzdem verhalte ich mich so still, als würde er geradewegs vor dem Bett stehen.
    Elend langsam ziehe ich mein Handy hervor. Ich kann nur hoffen, dass es nicht unbedingt jetzt noch mal piept oder sich gar abschaltet, weil der Akku leer ist. Ich entsperre das Gerät und plötzlich ist es unter dem Bett taghell. Schnell halte ich meine Hand vor das Display, um das Licht zu dämpfen. Und dann sehe ich Lukas’ Gesicht. Das graue Klebeband ist um seinen Kopf gewickelt, direkt über den Mund. Auch die Augen sind zugeklebt. Reglos liegt er da.
    Mir ist ganz schlecht vor Angst. Nein, das ist nicht richtig. Ich bin kurz davor, vollkommen durchzudrehen! Aber Lukas bewegt sich. Nicht viel, aber immerhin scheint er zu leben. Wieder schießen         mir Tränen in die Augen. Ich wüsste nicht, was ich machen würde, wenn …
    Verdammt, ich muss die Polizei rufen! Ich muss irgendwas tun, damit Lukas gerettet wird!
    Plötzlich bewegt sich Lukas. Er fängt an, schwer durch die Nase zu atmen, als hätte er Angst. Ich lege meine Hand auf seinen Bauch. Überall ist er mit Klebeband umwickelt. Sofort schnauft Lukas noch viel heftiger und schlägt mit dem Hinterkopf auf den Boden.
    „Psch“, mache ich gerade so laut, wie ich mich traue. Und dann elend leise und langsam: „Ich bin’s …“
    Lukas wimmert.
    In dem Moment höre ich die Schritte. Ich erschrecke mich so doll, dass ich mir nun doch ein wenig in die Hose pisse. Aber das ist unwichtig. Marcos Schritte donnern geradewegs aufs Bett zu.
    Ich drücke den Notruf auf meinem Handy.
    Jetzt sehe ich seine Füße. Er geht auf Lukas’ Seite in die Knie.
    Lukas zittert und zuckt und schnauft und wimmert. Ich habe solche Angst! Und in mir wütet gleichzeitig ein ungeheuerlicher Schmerz, weil ich meinen Freund in dieser Lage sehe, ohne etwas tun zu können …
    „Hab ich dir nicht gesagt, dass du ruhig sein sollst?“ Marcos Stimme klingt wie immer. Aber gerade das jagt mir eine Gänsehaut über den Körper. Der Wahnsinn lauert im Normalen …
    Ich höre leise und blechern die Begrüßung der Notrufzentrale. Scheiße, ich weiß nicht, was ich machen soll. Wenn ich etwas sage, wird Marco mich hören. Wenn ich schweige … Keine Ahnung, was dann passiert. Sicherlich wird man von einem Streich ausgehen. Dass die Rufnummer zurückverfolgt, mein Handy geortet und ein Einsatzkommando auf den Weg geschickt wird, das gibt es wohl nur in Filmen mit Kiefer Sutherland.
    Lukas wird von mir weggezogen. Fast hätte ich ihn festgehalten. Aber was soll das bringen? Noch scheint Marco nicht zu ahnen, dass ich ebenfalls unter dem Bett liege. Ich kann nur hoffen, dass er Lukas nichts antut, dass sich Lukas rechtzeitig beruhigt und …
    Die Stimme aus meinem Handy fragt immer wieder nach mir. Das kommt mir so wahnsinnig laut vor, dass Marco es bestimmt jeden Moment mitbekommen muss. Dann wird die Leitung unterbrochen. Die Polizei hat aufgelegt. Scheiße!
    Marco lacht humorlos auf. „Ich hab dir gesagt, dass du dich von ihm fernhalten sollst. Du hast nicht gehört. Ich hab dir gesagt, dass du deine bescheuerten Ermittlungen lassen sollst. Du hast nicht gehört. Jetzt bist du
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