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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander
Autoren: Alexander Kent
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nach achtern zur Messe. Dann fiel sein Blick auf einen Offizier, der sitzend an einer Lafette lehnte; er erkannte in ihm Foord. Der Fünfte Offizier hatte gerade noch versucht, ihm Mut zuzusprechen.
    Als er sich neben ihn kniete, sah er, daß Weste und Kniehose des Leutnants blutgetränkt waren. Vor seinen Augen sickerte das Leben aus dem Körper, der nicht einmal zusammenzuckte, als wieder eine Kanonenkugel in die Bordwand schlug und das ganze Schiff erbebte, als sei es auf ein Riff gelaufen.
    Foord erkannte den kleinen Kadetten und versuchte zu sprechen. Ratlos hielt Evans seine Hand.
    »Sag dem Kommandanten…« Foords Augen verdrehten sich im Todeskampf. »Sag ihm…«
    Die Finger in Evans Hand erstarrten wie im Krampf und erschlafften dann. Vage kam dem Jungen zu Bewußtsein, daß seine Angst verflogen war. Vorsichtig löste er den Säbel aus Foords anderer Faust und spürte den leeren Blick des Toten zwischen seinen Schulterblättern, als er sich aufrichtete und steif nach achtern zur Messe ging.
    »Alles klar, Leute?« Adam musterte noch einmal die gespannten Gesichter in der Runde.
    Crocker warf sich den Ledersack über die Schulter und studierte das reichgeschmückte Heck des Franzosen, das dicht neben ihnen stampfte. Die Galerie lag etwas höher als die Messe, aber damit bot sich ihnen Deckung beim Entern.
    Crocker nickte. »Sagen Sie nur, wann.«
    Adam zog sich durch eines der zerschossenen Heckfenster, zögerte kurz und sprang dann zum Heck des anderen Schiffes hinüber. Einen Moment fürchtete er schon, den Halt zu verlieren und ins Wasser zu stürzen. Unten zwischen den beiden Hecksteven trieben schon mehrere Leichen, tanzten in den Wellen auf und ab, ohne sich noch um den mörderischen Kampf da oben zu scheren.
    Adam rechnete jeden Augenblick damit, ein Gesicht über dem vergoldeten Geländer auftauchen zu sehen oder den Hieb eines Säbels, den Einschlag einer Kugel zu spüren.
    Er umklammerte eine lebensgroße Holzfigur, eine vergoldete Seejungfrau, die das Ende der Galerie schmückte. Ihr Gegenstück auf der anderen Seite war offenbar von einer Kugel geköpft worden.
    Vorsichtig schob er sich um die Seejungfrau herum, wobei er sich überdeutlich ihres starren Blicks, des goldenen Busens unter seiner Hand bewußt war. Urplötzlich stieg hysterisches Gelächter in ihm auf wie vorhin in Hallowes. Der blanke Irrwitz seines Vorhabens wollte ihm selbst nicht mehr in den Kopf.
    Sein Blick fiel auf das Gesicht der Seejungfrau, und unwillkürlich mußte er an Robina denken. Ein eitler Traum. Er hätte das damals gleich begreifen sollen.
    Hinter ihm schrie Hallowes: »Mach Platz, Junge, für einen Offizier des Königs!«
    Beide lachten wie die Irren, dann schwang sich Adam über das Geländer auf die Galerie. Seine Füße rutschten auf zersplittertem Glas, aber dann zertrat er ein Fenster und hechtete in die große Achterkajüte. Wie
Achates
war auch dieses Schiff fürs Gefecht völlig ausgeweidet worden. Bis auf einige Tote und stöhnende Verwundete war die Kajüte leer, nur aus den Stückpforten beugten sich einige Gestalten, die mit
Achates’
Leuten auf dem unteren Batteriedeck die Klingen kreuzten.
    Ein am Arm verwundeter französischer Unteroffizier sah die beiden Engländer aus dem Rauch auftauchen und öffnete den Mund zu einem warnenden Schrei.
    Hallowes spaltete sein Gesicht mit einem Säbelhieb und rannte weiter, auf die gewaltige Säule des Großmastes zu. Das Holz fühlte sich ganz glatt an, spürte Adam, der sich um Luft ringend dagegenlehnte; es zitterte unter der Last der Stengen, Rahen und Segel wie etwas Lebendiges.
    Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, bückte sich Crocker und laschte Pulversäckchen um den Mastfuß, bis er aussah wie mit einem Kollier geschmückt.
    Gestalten schwankten durch den Rauch; wie eine Stahlfaust schlug eine Kugel in die Brust eines britischen Seemanns. Er fiel, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Crockers gesundes Auge blickte sich suchend um. »Ein Streichholz, Kumpel!«
    Damit entzündete er die kurze Lunte und wich zurück.
    Hallowes hob die Pistole und feuerte auf die Gruppe schattenhafter Gestalten, die ihm am nächsten war. »Wir halten sie in Schach! Sonst schneiden die Strolche noch die Lunte durch!«
    Adam stürzte vor, um mit einem französischen Offizier die Klinge zu kreuzen. Er fühlte seinen Atem im Gesicht, als sie gegen eine Kanone taumelten, merkte, daß der Haß seines Gegners sich in Entsetzen verwandelte, als er ihn mit dem Handschutz von
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