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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander
Autoren: Alexander Kent
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wobei einige fielen, andere aber zum letztenmal ihre Musketen abfeuerten, ehe sie mit den Bajonetten gegen die zweite Welle der Enterer vorgingen, die wie vom Himmel gefallen an Deck landete.
    Es nützte nichts, der Feind war in der Überzahl. Bolitho hörte schon französisches Jubelgeschrei, das jedoch noch einmal in Fluchen und Angstgebrüll überging, als der Schrot einer Drehbassensalve ihre Reihen wie mit einer blutigen Sense ummähte.
    Er sah Midshipman Evans neben der Niedergangsleiter kauern.
    »Unter Deck mit Ihnen!« befahl er. »Sagen Sie ihnen, sie sollen weiterfeuern! Auf Befehl des Admirals!«
    Das Feuer konnte beide Schiffe in Brand setzen, war aber ihre einzige Chance.
    Aus dem Augenwinkel sah Bolitho französische Seeleute drüben in die Besanwanten klettern; das vom Rauch getrübte Sonnenlicht schimmerte matt auf Hieb- und Stichwaffen, während die Angreifer darauf warteten, daß Wind und Seegang ihr Achterschiff näher an
Achates
heranschoben. Bald mußte ihnen aus den unteren Decks Verstärkung erwachsen.
    Bolitho verzog das Gesicht, als unten einige seiner Vierundzwanzigpfünder noch einmal in die Bordwand des Franzosen feuerten. Rauch, Funken und Splitter wirbelten über das Seitendeck und rissen einige feindliche Enterer über Bord, die zwischen den Rümpfen zermalmt oder unter Wasser gedrückt wurden.
    Aber schon rannten Franzosen auf dem Seitendeck nach achtern, obwohl Bolitho entgangen war, wie sie sich durchgeschlagen hatten. Einer davon, ein Leutnant, hackte einen Matrosen nieder, bevor er nach unten auf das Batteriedeck springen konnte, und einige Kugeln zischten schon zum Achterdeck hinauf, wo Knocker mit seinen Männern am Ruder stand, einem Häuflein Überlebender auf ihrem Floß vergleichbar.
    Der französische Offizier entdeckte Keen an der Reling und machte einen Ausfall; entsetzt gewahrte Bolitho, daß Keen vor Schmerzen die Augen geschlossen hatte und nichts zu seiner Rettung tat.
    Bolitho stieß einen lauten Ruf aus, und als der Blick des Leutnants zu ihm hin zuckte, hieb er ihm den alten Säbel in den Hals. Noch während der Franzose mit einem gurgelnden Schrei, der in Blut erstickte, vornüber taumelte, schlug Allday mit dem Entermesser zu und fällte ihn wie ein Waldarbeiter einen jungen Baum.
    Stahl klirrte gegen Stahl, als sich die britischen Matrosen auf dem Achterdeck sammelten, taub und blind für das Gemetzel ringsum und nur darauf bedacht, die Stellung zu halten und nicht unter diese grausamen Schneiden und stampfenden Füße zu geraten.
    Bolitho sah Adam den Ausfall eines zweiten französischen Leutnants parieren und wollte hin zu ihm, wollte zu Hilfe eilen. Doch selbst im Lärm und Schlachten des Handgemenges blieb ihm nicht verborgen, mit welcher Geschicklichkeit Adam focht, wie gut er den Schwung des schwereren Angreifers gegen diesen selbst lenkte. Schon drängte er nach, rückte, bei jedem Ausfall mit dem rechten Fuß aufstampfend, vor und zwang seinen Gegner aufs Vorschiff zurück.
    »Vorsicht!« gellte Alldays Schrei.
    Bolitho fuhr herum und sah einen französischen Unteroffizier mit der Pistole auf ihn zielen. Da sauste Stahl vor seinen Augen nieder, die Pistole polterte an Deck und explodierte, immer noch von der abgetrennten Hand des Franzosen umklammert.
    Einen blutigen Schnitt quer über die Stirn, ein Entermesser in der einen und einen schweren Belegnagel in der anderen Hand, keuchte Tyrrell: »Das war knapp!« Dann warf er sich, ein hinkender Riese, mitten ins Handgemenge, ließ seine Waffen wirbeln und brüllte Anfeuerndes in jedes Ohr, das ihn noch hören konnte.
    Im unteren Batteriedeck war das Klirren und Scharren über den Köpfen erschreckend anzuhören: als sei ein irrer Mob außer Rand und Band geraten.
    Midshipman Evans tastete sich durch den Rauch und suchte die Leiter zum Oberdeck. Er rutschte in Blutlachen aus und wäre fast über die Leiche eines Stückmeisters gefallen. Als er sich wieder aufrichtete, sah er einige Gestalten durch eine offene Stückpforte hereinklettern, deren Kanone aus Munitionsmangel aufgegeben worden war.
    Das war der Feind!
    Die Erkenntnis lähmte ihn, verschlug ihm den Atem, und er wollte fliehen, wollte sich verkriechen vor dem Gräßlichen, das ihn umgab. Aber ein verwundeter Matrose taumelte neben ihm von seiner Kanone zurück, beide Hände auf eine klaffende Bauchwunde gepreßt, in den hervorquellenden Augen das helle Entsetzen.
    Zwei Franzosen sahen ihn und holten nach ihm aus. Der Matrose stürzte und versuchte
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