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Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Titel: Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Ludlum
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weggerissen, und er warf sich auf den mit Kiefernnadeln bedeckten Waldboden. Weitere Schüsse folgten, und er rollte sich zur Seite. Der Soldat hatte Bournes Taktik erahnt und seine Richtung geändert, um ihn abzufangen. Sein Manöver hätte beinahe Erfolg gehabt, doch jetzt wusste Bourne, wo sich der andere befand. Er zielte hoch in den Baum über der Stelle, wo sich der Mann verbarg, und die Äste und Zweige regneten auf ihn herab. Bourne war bereit, als der Soldat aufsprang, drückte ab und traf den Mann in die linke Schulter. Der Getroffene fiel gegen einen Baumstamm, blieb jedoch auf den Beinen. Als Bourne erneut feuerte, sprang er zur Seite. Noch einmal drückte Bourne ab, doch damit war sein Magazin leer. Ein zweites hatte er nicht. Er warf die Waffe weg und kramte in seinem Rucksack, während er dem Soldaten folgte.
    Es war mit einem Mal ganz still im Wald. Der Gestank von Gewehrfeuer hing wie Nebel in der Luft. Tief geduckt sprintete Bourne von einem Baum zum nächsten. Wieder fielen Schüsse, so nah, dass er ihren Luftzug spürte. Er rannte auf das Mündungsfeuer zu, und in dem Moment, als er den Soldaten erblickte, warf er das Messer, das er aus dem Rucksack geholt hatte.
    Der Soldat feuerte, doch die Kugeln pfiffen zum Himmel hinauf, als er mit dem Messer in der Brust rücklings zu Boden fiel. Vorsichtig trat Bourne zu ihm, kickte das Gewehr beiseite und ging in die Hocke. Er vergewisserte sich, dass der Mann tot war, und zog zuerst ihn aus, dann sich selbst. Die Uniform passte einigermaßen. Er hatte Blutflecke am Hemd, was jedoch nach dem Gefecht im Wald nicht weiter auffallen würde.
    Er nahm das Gewehr des Toten und verließ das Wäldchen an der Seite, die der Kuppe zugewandt war, von der aus die Soldaten den Jeep angegriffen hatten. Er ging um die Kuppe herum und fand den Raketenwerfer am Boden. Er war geladen, für den Fall, dass das erste Geschoss das Ziel verfehlt hätte. Er nahm die Waffe an sich und vergewisserte sich, dass keine weiteren Soldaten in der Nähe waren, ehe er zu dem getarnten Fahrzeug eilte. In der Uniform war es unmöglich, zu Fuß ins Lager zurückzukehren.
    Als er den Wagen erreichte, dachte er noch über die erstaunliche Tatsache nach, dass sich chinesische Soldaten so nah an einem streng geheimen israelischen Stützpunkt aufhielten. Er zog die Tarnhülle weg und sah sich einem Mann in Zivil gegenüber, mit einer israelischen Tavor TAR-21 in den Händen, einer kleinen, aber absolut tödlichen Waffe. Der Agent, der offenbar die chinesischen Soldaten hierhergebracht hatte, riss das Gewehr herum und richtete es auf Bournes Gesicht.
     

 
    30
    Oberst Ben David stand Maceo Encarnación gegenüber, und die giftige Gefühlsmischung aus Abneigung und Neid, die er schon empfunden hatte, als er dem mexikanischen Unternehmer zum ersten Mal begegnet war, kochte wieder in ihm hoch. Es widerstrebte ihm, Geschäfte über Mittelsmänner abzuschließen, wie in diesem Fall mithilfe von Encarnación, aber noch verhasster waren ihm die Chinesen, insbesondere Minister Ouyang. Er hatte sich jedoch mit ihnen abfinden müssen, eine bittere Tatsache, die er Maceo Encarnación bei einem ihrer Treffen anvertraut hatte.
    Es war der Mexikaner, der auf die grandiose Idee gekommen war. Allein das hätte Ben David eigentlich etwas milder gegenüber Encarnación stimmen müssen, doch das war nicht der Fall. Im Gegenteil, die vorgeschlagene Lösung war so genial, so perfekt, dass Ben David nur Neid empfand, dass sie ihm nicht selbst eingefallen war. Und das Schlimme war: Er hatte sich damit noch abhängiger von Encarnación gemacht.
    Oberst Ben David, von seinem Wesen her misstrauisch und paranoid und noch dazu einem Volk angehörend, das in der Geschichte immer wieder verfolgt worden war, kannte kaum positive Gefühle. Das Allerschlimmste für ihn war jedoch, dass Minister Ouyang belastendes Material gegen ihn in der Hand hatte, das nicht nur seine Laufbahn beim Mossad beendet, sondern ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter gebracht hätte, wären die Beweise in die Hände Dani Amits oder des Direktors gelangt. Er und Ilan Halevy hatten immer wieder Leute ausgeschaltet, ohne dass dies vom Mossad sanktioniert worden war. Sie hatten gut damit verdient, Auftragsmorde zu übernehmen, die der Babylonier ausführte. Dabei war ihnen ein Fehler unterlaufen: Sie hatten beim ersten Mord eine schriftliche Spur hinterlassen. Ben David hatte keine Ahnung, wie Ouyang in den Besitz der Informationen gelangt war.
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