Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Fluss und umstellte deine Burg, gerade als deine Mannschaft sich anschickte, dir zu folgen.«
    Der Anführer der soeben eingetroffenen Krieger schritt auf den König zu und flüsterte ihm eindringlich etwas ins Ohr. Colgú war’s zufrieden und nickte. »Besten Dank, Enda.« Sogleich fügte er hinzu: »Es freut mich, dir mitzuteilen, Lady, dass deine Söldner es sich überlegt haben – anstatt zu kämpfen, legten sie die Waffen nieder.«
    Lady Eithne erbleichte. »Das glaube ich dir nicht«, zischte sie.
    »Deine Leibwache, die Krieger aus deinem Clan also, leisteten kurz Widerstand. Wenn du jedoch Männer dafür bezahlst, deine Schlachten zu schlagen, musst du dich nicht wundern, dass sie, kommt es zum Kampf auf Leben und Tod, sich oft für das Leben entscheiden, haben sie doch nichts von ihrem Sold, wenn sie tot sind.«
    Brehon Aillín mahnte sie mit ernstem Gesicht: »Du solltest dir die Worte aus dem
Audacht Moraind
über Wesen und Pflichten des Adels vergegenwärtigen, Lady. Der Edle, dermit Hilfe fremder Krieger die Macht ergreift, muss damit rechnen, dass seine Herrschaft schwach und vergänglich ist, denn sobald die Söldner ihn verlassen oder sich ergeben, schwinden das Ansehen des Adligen und der Schrecken, den sie verbreitet haben. So und nicht anders ist es im vorliegenden Fall geschehen.«
    Schweigen ringsum.
    »Du magst dich dazu nicht äußern?«, fragte der Richter sachlich. »Dann empfehle ich, Lady, du befiehlst deinen Begleitern, ihre Schwerter zu senken. Ich möchte nicht, dass die Abtei und dieser Gerichtshof durch weiteres Blutvergießen befleckt werden.«
    Auf einen Wink von Colgú gingen Caol und seine Männer mit blanker Waffe auf die Gruppe der Angeklagten zu, bereit, jedem Gewaltausbruch zu begegnen. Ohne Lady Eithnes Befehl abzuwarten, ließen ihre Leibwächter die Schwerter fallen und erhoben die Hände.
    »Hervorragend«, lobte sie Colgú und rief dem Anführer seiner Nasc Niadh zu: »Caol, führe die Herrin Eithne und ihre Begleitung in ein sicheres Gewahrsam, bis Brehon Aillín sein Urteil gefällt hat.«
    Stumm sah Fidelma zu, wie Lady Eithne mit ihrer Begleitung stolz erhobenen Hauptes aus dem Saal schritt und weder nach rechts noch nach links blickte.
    »Ich werde nie begreifen, wie eine Mutter ihren Sohn töten kann, selbst wenn sie wahnsinnig ist«, sagte Fidelma vor sich hin. Eadulf legte eine Hand auf ihren Arm. »Tut mir leid, dass ich dir nicht mehr helfen konnte. Das war vielleicht das vertrackteste Plädoyer, das du bislang halten musstest.«
    »Und die schlimmsten Geschehnisse, denen ich bisher begegnet bin«, stimmte ihm Fidelma zu. »Wir hätten denFall gar nicht aufrollen dürfen, hättest du nicht die Verfahrensempfehlung aus dem
Uraicecht Becc
gefunden. Schon allein deswegen war deine Hilfe ungemein wertvoll.«
    Eadulf grinste und meinte mit gespielter Bescheidenheit: »Mitunter bin ich doch zu etwas nütze.«

EPILOG
    Fidelma und Eadulf waren auf dem Weg nach Cashel und machten am Ufer eines Flusses Rast. Gormán war zur nächsten Herberge vorausgeritten, wo sie sich wieder treffen wollten. Sie gedachten, die Heimreise gemächlich anzugehen, und so gönnten sie sich und ihren Pferden eine Pause. Abgerundete Findlinge boten ihnen bequeme Sitzgelegenheiten, von wo aus sie auf das dahinströmende Wasser schauten und die Wirbel und kleinen Strudel, die sich in dem flachen steinigen Bett bildeten, beobachteten. Eadulf kaute nachdenklich an einem Stängel Zittergras. Seit sie die Abtei Lios Mór verlassen und die Berge auf ihrem nach Norden führenden Weg überwunden hatten, war ihm vieles durch den Kopf gegangen.
    »Noch nie hat mich eine gerichtliche Untersuchung so mitgenommen wie diese.«
    Fidelma warf ihm einen fragenden Blick zu. Er wirkte angespannt und niedergedrückt.
    »Meinst du, weil eine Mutter ihren Sohn ermordet hat? Das ist in der Tat eine fürchterliche Sache.«
    Eadulf rutschte verstört hin und her. »Ja, natürlich, das auch. Aber mich lässt der Gedanke nicht los, was wäre, wenn die Beispiele, die Donnchad in seinen Aufzeichnungen anführt, auf Wahrheit beruhten? Wenn seine Schlussfolgerungen richtig wären?«
    Fidelma tat seine Bedenken mit einem Schulterzucken ab. »Das hängt von der Fragestellung ab: ›Könnten sie wahr sein‹ ist nicht dasselbe wie ›sind sie wahr oder nicht‹.«
    »Donnchad war überzeugt, sie seien wahr«, betonte Eadulf. »Und seine Mutter fürchtete so sehr, er könnte recht haben, dass sie ihn lieber tötete, als dass er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher