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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch
Autoren: Aufbau
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das
refectorium
nicht verlassen können, ohne dich mit meinen Kriegern auseinanderzusetzen«, warnte Colgú die Gebietsherrin. »Es gibt kein Entrinnen, Lady.«
    Lady Eithne lachte schrill auf. »Ich fürchte, du hast dich nicht sehr klug auf diese Begegnung vorbereitet, Colgú von Cashel. Deine paar Leibwächter werden gegen meine Kriegernichts ausrichten können. Fidelma hat es richtig eingeschätzt. Ich habe die Schar meiner Krieger vergrößert, habe die besten Berufssöldner angeheuert, die ich finden konnte. Glaubst du, ich hätte mich lediglich mit diesen drei Männern hierherbegeben und ohne einen Plan zu haben? Ich habe geahnt, dass deine Schwester hinter die Wahrheit kommen könnte.« Fidelma rief sie zu: »Du bist zu bedauern, Lady. Als du mich vor ein paar Tagen aufsuchtest, las ich in deinen Augen, dass du mir misstraust. Dein Gefährte Eadulf hat mir deinen Verdacht nahezu offenbart. So war ich gewarnt und habe mich gerüstet. Meine Krieger haben die Abtei umstellt. Vor wenigen Augenblicken hast du meine Vorhut einreiten hören.«
    In der weiten Halle breitete sich Unruhe aus, Angstschreie waren zu vernehmen, doch Colgú saß entspannt in seinem Armsessel, ein seltsames Lächeln huschte über sein Gesicht. Richter Aillín bemühte sich, wieder Ruhe herzustellen. Sobald sich der Lärm gelegt hatte, fragte der König seelenruhig: »Was hast du vor, Lady Eithne vom Stamme der Déisi? Du sagst, du hast die Abtei von deinen angeheuerten Scharen umzingeln lassen. Was nun? Willst du mich ermorden? Willst du all die Brüder hier abschlachten?«
    »Du lässt mir keine andere Wahl«, entgegnete Lady Eithne ungerührt. »Die Uí Liatháin werden die Abtei überfallen, lange genug schon haben sie das Kloster und die zugehörigen Ländereien begehrt.«
    »Das ist nicht wahr«, rief Uallachán und sprang auf. »Ich weise das von mir! Meine Krieger denken nicht daran, einen solchen Überfall zu unternehmen.«
    »Es werden genug Beweisstücke vorhanden sein, die überzeugend deutlich machen, dass die Angreifer deine Stammesleute waren«, erklärte Lady Eithne eiskalt. »Dein Leichnamwird als Erster unter deinen erschlagenen Kriegern liegen, mit deinem bluttriefenden Schwert noch in der Hand. Du selbst wirst bei dem Scharmützel deinen Erzfeind Cumscrad töten. Auch der König und sein Gefolge werden nicht überleben.«
    Abt Iarnla blickte Lady Eithne voller Entsetzen an. »Bist du wahnsinnig, Lady? Willst du wirklich unsere ganze Bruderschaft auslöschen, deine Verwandten und alle, die hier versammelt sind? Gedenkst du, den König und seine Ratgeber zu töten? Du glaubst doch nicht im Ernst, nach dieser Tat ungestraft davonzukommen?«
    »Ich verkünde in vollem Ernst: Es trifft euch alle. Die Abtei wird gesäubert werden von allen Halbherzigen. Derart gereinigt, wird sie zu wahrer Größe erstehen unter ihrem neuen Abt – Lugna. Ihn ernenne ich zum neuen Abt.« Energisch wies sie auf Lugna. Der saß wie vom Donner gerührt, kreidebleich, unfähig zu begreifen, was um ihn herum geschah.
    Erst jetzt erkannte Fidelma, dass sie in Lady Eithne nicht nur eine blindwütige Glaubenseiferin, sondern auch eine Irrsinnige vor sich hatte.
    »Die Chronisten werden berichten, dass die Uí Liatháin die Schuldigen waren und dass sie bestraft wurden.« Lady Eithne lachte in sich hinein. »Und nun …«
    Die breiten Türen des
refectorium
schwangen auf und gaben den Blick auf Krieger frei. Die ängstlichen Rufe erstarben. Lady Eithnes boshaftes Lächeln schwand, als Colgú frohgemut aufstand und die Hände erhob, mit den Handflächen nach außen gekehrt. Sie drehte sich um und sah, dass alle Krieger in der Tür die goldenen Halsreifen der Nasc Niadh trugen, der Leibwache der Könige von Cashel.
    »Die Arbeit ist getan, Colgú«, rief ihr Anführer weithinhallend in den Raum. Brehon Aillín wirkte auf die erregten Gemüter ein und versicherte den Brüdern, sie hätten nichts zu befürchten.
    Colgú schaute Fidelma an und nickte ihr anerkennend zu. Er wandte sich nach der völlig verwirrten Burgherrin um, deren Leibwächter noch immer vor ihr standen, bereit, sie zu schützen.
    »Dein Plan ist nicht aufgegangen, Lady Eithne. Du hattest zu Recht begriffen, dass meine Schwester dich bereits verdächtigte. Sie schickte nach mir und riet mir, einige besondere Maßnahmen zu ergreifen. Am Morgen, als du mit deiner Begleitung aus deiner Burg rittest, um hierherzugelangen, stieg ein ganzes Regiment meines Heeres von den Bergen, überquerte den
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