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Der Blutkelch

Der Blutkelch

Titel: Der Blutkelch
Autoren: Aufbau
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nicht, ein Mitverschworener zu sein an der Tat. Aber du hattest einen wahrhaft verderblichen Einfluss auf diese Frau.« Sie wies auf Lady Eithne, sah den Richter an und führte weiter aus: »Die Burgherrin hatte sich ganz dem Glauben verschrieben. Diese Hingabe verstärkte sich über alle Maßen, als sie Bruder Lugna begegnete und in ihm denjenigen sah, der diese Abtei zu einem Heiligtum für ihre Söhne Donnchad und Cathal ausbauen würde. Cathal jedoch entschloss sich, als Bischofin Tarentum zu bleiben. Nur Bruder Donnchad kehrte hierher zurück. So sollte es sein Schrein werden, ein Leuchtfeuer des Glaubens, nannte sie es. Zu ihrem Entsetzen erlebte sie, dass Bruder Donnchad Zweifel hegte an den Urgründen des Glaubens. Er forschte nach weiteren Beweisen seiner Erkenntnisse und war dabei, eine Abhandlung darüber zu schreiben. Das durfte nicht geschehen.«
    Fidelmas nächste Frage richtete sich unmittelbar an Lady Eithne. »Wen konntest du zu deinem Helfershelfer machen, um zu vereiteln, dass dein Sohn deine großartigen Pläne für die Abtei verdarb, die wohl auch deiner eigenen Selbstverherrlichung dienen sollten? Bruder Lugna war zu sehr in seiner Frömmigkeit und seinem Glaubenseifer befangen. Ich vermute, ihm schwebte sogar vor, ein Heiligtum für seinen eigenen Nachruhm zu errichten. Aber du wusstest, wie stolz der
scriptor
auf seine Abtei war, auf seine Bibliothek, die er aufgebaut hatte, und auf den Ruf, den sie bereits genoss. Deshalb hast du ihn in deinen Plan einbezogen, den Plan, sich aller Materialien zu bemächtigen, die dein Sohn angesammelt hatte, und sie zu vernichten. Jede Spur seiner Schriften, die den Glauben in Frage stellten, sollte ausgelöscht werden.«
    »Wie konnte ich wissen, dass sie beabsichtigte, Bruder Donnchad zu töten«, äußerte sich Bruder Donnán plötzlich laut und deutlich. »Nie und nimmer hätte ich dann mitgemacht.«
    »Halt den Mund, du Narr!« schrie Lady Eithne.
    »Als ihm aufging, dass sie Bruder Donnchad ermordet hatte, war er bereits zu sehr in die Sache verstrickt und traute sich nicht, etwas gegen sie zu unternehmen, sondern blieb Lady Eithnes Mitverschworener.« Dann fragte Fidelma den Bibliothekar unvermittelt: »Was hast du mit den Handschriftenund Pergamenten gemacht, die Lady Eithne aus der Kammer warf?«
    »Wie du richtig geschlussfolgert hast, habe ich sie aufgesammelt und später zur Herrin in die Burg gebracht.«
    »Unterwegs bist du Bruder Gáeth begegnet und hast ihm weisgemacht, du würdest ihr ein paar Bände aus der Bibliothek bringen. Wie konntest du ihre Aufmerksamkeit auf die Celsus-Handschrift in Fear Maighe lenken, just zu dem Zeitpunkt, als wir dorthin aufbrachen, um sie uns anzusehen?«
    »Auf der Straße von der Abtei zur Burg überholte mich Glassán, der irgendwohin ritt. Er hielt kurz an und erzählte mir, wie wütend Bruder Lugna gewesen sei, der sich gerade mit Cumscrad angelegt hatte. Glassán war noch einiges von dem Wortwechsel in Erinnerung. Er berichtete auch, dass du dich nach Faer Maighe begeben wolltest, um die Handschrift mit der Abhandlung des Celsus selber zu sehen. Ich wusste, dass das für Lady Eithne von Interesse sein könnte.«
    »Von so lebhaftem Interesse, dass sie ihre Krieger nach Faer Maighe schickte. Sind jetzt sämtliche Bücher und Pergamentrollen, die Bruder Donnchad in seiner Zelle verbarg, auch die aus dem Heiligen Land mitgebrachten, vernichtet?«
    Der Bibliothekar zuckte die Achseln.
    »Eines aber wussten Lady Eithne und Bruder Donnán nicht«, erklärte Fidelma dem Richter, »nämlich, dass ihr Sohn bereits eine Zusammenfassung seiner Nachforschungen und Gedanken niedergeschrieben hatte. Das war natürlich nicht das grundlegende Werk, an dem er arbeitete und in dem er die jahrhundertealten Äußerungen der Schriftsteller und Chronisten zusammentragen wollte, die Kritik am Neuen Glauben geübt hatten. Es war nur ein Abriss seiner Gedankengänge. Er hat auch hinzugefügt, dass er mit dir,Lady Eithne, seiner Mutter, darüber hatte reden wollen, doch du hättest darauf nur mit Drohungen geantwortet, er solle nicht wagen, seine Zweifel laut werden zu lassen. Er fürchtete, du würdest versuchen, sein Werk zu stehlen und es zu unterdrücken. Irrtümlicherweise hielt er Bruder Lugna für deinen Mittäter. Er glaubte sogar, Bruder Lugna könnte körperliche Gewalt gegen ihn anwenden. Deshalb bat er den Abt um Schloss und Schlüssel für seine Zelle.«
    Atemlose Stille herrschte im Raum, als Fidelma sich unterbrach
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