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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg
Autoren: Tad Williams
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noch wildere Sachen zu hören: Riesenmusik, unheimliche Nymphenmusik vom Meeresgrund, alles mögliche. Was hätte meine Welt mir dagegen zu bieten? Nein, mir ist klargeworden, daß ich nur zurückgehen würde, um, was weiß ich, irgendwie ein Leben zu führen, wie meine Eltern es sich gewünscht hätten. ›Du kannst es schaffen, Theo. Du kannst was aus dir machen.‹ Aber ich habe etwas aus mir gemacht, und zwar hier. Und ich muß zugeben, daß ich gespannt bin, was in nächster Zeit aus dieser neuen Welt werden wird, die alle bauen wollen.«
    Poppi war an seine Seite gerutscht und hielt jetzt seine Hand fest umklammert. »Wir werden mithelfen, Theo. Du und ich. Wir werden sie bauen helfen.«
    »Ja, vielleicht werden wir das. Allerdings, wenn ich etwas gelernt habe, dann daß ich viel eher ein Musiker bin als sonst etwas. Ich bin todsicher kein Politiker.«
    Apfelgriebs lachte glucksend. »Nee, das bist du todsicher nicht, Bürschchen.«
    »Aber das allerwichtigste ist, daß ich hier Freunde habe, echte Freunde. Ein paar Sachen an meiner alten Welt werden mir fehlen: die Art, wie in Kalifornien im Oktober die Sonne auf die Bäume scheint, das ist fast so gut wie alles, was es hier gibt. Und wie der Nebel die Berge hinunterkriecht und solche Sachen. Aber die Leute, die ich gern um mich hätte, sind fast alle hier.«
    Er drehte sich Poppi zu und küßte sie. Sie erwiderte den Kuß, und der Hauch ihres Atems und der Duft ihrer warmen Haut erfüllten ihn mit dem Wissen, daß mit ein bißchen Glück jeder Ort, den er sich zum Leben aussuchte, der schönste überhaupt werden konnte. Mit einer gewissen Willensanstrengung machte er sich schließlich los und blickte ein wenig verlegen zu Wuschel und der immer noch auf seiner Schulter sitzenden Apfelgriebs hinüber. Beide grinsten ihn breit an.
    »Du wirst nicht das geringste erben, das muß dir klar sein«, sagte Wuschel frotzelnd. »Wenn du hierbleibst, wirst du dadurch nicht automatisch zum Helden, und reich wirst du mit Sicherheit nicht. Vom Familienvermögen der Veilchen ist nichts mehr übrig. Das hat sich alles Nieswurz vor Jahren schon unter den Nagel gerissen, und sein gesamter Besitz wird wahrscheinlich vom neuen Rat konfisziert und zur Finanzierung des Neuaufbaus verkauft werden.«
    »Kein Interesse«, erwiderte Theo guten Mutes. »Das einzige, was ich von meiner elfischen Familie gern hätte, wären Informationen. Vielleicht könntest du mir mit Bibliotheken und so weiter ein wenig behilflich sein. Was Geld und Besitz betrifft, ach, weißt du, ich lebe praktisch seit meiner Ankunft hier in Zelten. Warum sollte ich daran was ändern?« Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Eine Sache vermisse ich doch, merke ich gerade. Wuschel, falls du dich tatsächlich irgendwann mal in meine Welt begibst und Johnny auf einen Besuch herholst, meinst du, du könntest mir dann eine neue Lederjacke besorgen? Überhaupt, eigentlich könntest du auch gleich mein Motorrad mitbringen.«
    Wuschel Segge verdrehte die Augen. »Es wird nicht funktionieren, Theo. Maschinen aus der Menschenwelt laufen hier nicht.«
    »Nein. Aber es wird bestimmt cool aussehen.«
    Wie üblich hatte Apfelgriebs das letzte Wort. »Ungefähr wie neulich, als du in den Kühlraum getappt bist, Kollege?«
     
    S ie traten zu viert hinaus unter das flammende Sternenzelt, um sich etwas zu essen und zu trinken zu besorgen. Keiner von ihnen hatte seine Trauer ganz überwunden, und alle hatten sie Narben der einen oder anderen Art, aber es herrschte eine unausgesprochene Einigkeit unter ihnen. Während sie so dahingingen, verfiel Theo in ein längeres Schweigen.
    »He«, sagte er schließlich und blieb stehen. »Wow. Grade wird mir was klar.«
    »Was denn?« Poppi schmiegte sich an ihn.
    »Ich könnte sowieso nicht in die Menschenwelt zurück, solange das mit dem Kleeblatteffekt nicht behoben ist. Wir tun die ganze Zeit so, als ob ich ursprünglich dort hergekommen wäre, aber das stimmt gar nicht. Ich stamme von hier. Ich bin hier geboren. Mit andern Worten, ich habe meinen Dispens gehabt.« Er wandte sich Apfelgriebs zu. »Damals in der Hütte hast du mich nicht in die Fremde geführt. Du hast mich nach Hause geholt.«
    »Er hat recht«, sagte Wuschel. »Das haben wir gar nicht bedacht.«
    »Tja.« Apfelgriebs schmunzelte. »Seht ihr? Selbst wenn ich nicht weiß, was ich tue, weiß ich, was ich tue.«
    »Ich bin froh, daß du deine Entscheidung getroffen hast, bevor dir das einfiel«, meinte Poppi.
    »Nach Hause.« Theo
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