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Der blonde Vampir

Der blonde Vampir

Titel: Der blonde Vampir
Autoren: Christopher Pike
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dazu keineswegs eines Auftrages bedurfte. Ich selbst bin auf Sie aufmerksam geworden – und auf Ihren ungewöhnlichen Lebensstil.«
Er lügt, da bin ich sicher. Ich kann fast immer erkennen, wenn jemand lügt. Nur wenige schaffen es, mich zum Narren zu halten, und dazu brauchen sie Glück und Verstand. Aber ich mag es gar nicht, wenn man mich an der Nase herumführt.
»Dann kann ich Ihnen auch nichts bieten.«
Er setzt sich gerade hin. Wahrscheinlich glaubt er, daß er so besser zuschlagen kann, wenn’s drauf ankommt. »Dann allerdings, Miss Perne, müssen Sie damit rechnen, daß ich mit dem, was ich über Sie herausgefunden habe, an die Öffentlichkeit trete.« Er legt eine kurze Pause ein. »Was halten Sie davon?«
»Das wird nicht passieren.«
Er lächelt. »Sie glauben mir nicht?«
Ich lächle ebenfalls. »Ich würde Sie eher töten, als das zuzulassen.«
Er lachte. »Sie wollen sagen, daß ich schweigen muß, weil Sie mich sonst umbringen?«
»Sie haben mich offenbar verstanden.«
Er lacht nicht mehr. Seit wir über das Sterben reden, ist er todernst geworden. Nur ich lächle noch, weil dieses Thema mich von jeher amüsiert. Er zeigt mit dem Finger auf mich.
»Sie können sicher sein, daß die Polizei bei Ihnen auf der Matte steht, sobald mir etwas zustößt«, sagt er.
»Sie haben dafür gesorgt, daß die Unterlagen über mich an die richtige Adresse gehen«, sage ich. »Für den Fall, daß Ihnen etwas zustößt?«
»So in etwa.« Er bemüht sich, locker zu wirken, obwohl er lügt. Ich lehne mich in meinen Stuhl zurück. Er glaubt, daß ich mich entspanne, aber in Wirklichkeit strecke ich nur meine Beine aus. Wenn ich zustoße, so habe ich entschieden, dann mit dem rechten Fuß.
»Mr. Riley«, erkläre ich, »wir sollten wirklich nicht streiten. Sie wollen etwas von mir, und ich will etwas von Ihnen. Ich bin bereit, Ihnen eine Million Dollar zu zahlen, in welcher Form auch immer, hinterlegt, wo immer Sie wollen. Sagen Sie mir nur, wer Sie auf mich aufmerksam gemacht hat.«
Er sieht mir in die Augen, versucht es zumindest. Gewiß spürt er die Hitze in mir, denn plötzlich zuckt er zurück. Seine Stimme klingt unsicher und verwirrt. Er versteht nicht, warum ich ihn plötzlich so einschüchtere.
»Niemand außer mir interessiert sich für Sie«, wiederholt er.
Ich seufze. »Sie sind bewaffnet, Mr. Riley.«
»Bin ich das?«
Meine Stimme klingt jetzt härter. »Sie haben eine Pistole unter Ihrer Jacke. Und Sie haben eine auf dem Schreibtisch unter diesen Papieren da. Sie schneiden unser Gespräch mit. Man könnte meinen, daß Sie ganz einfach versuchen wollen, mich zu erpressen, aber daran glaube ich nicht. Ich bin eine junge Frau. Ich wirke vollkommen ungefährlich. Aber irgend jemand hat Ihnen gesagt, daß ich gefährlicher bin, als ich aussehe, und daß man mir gegenüber sehr vorsichtig sein muß. Und Sie wissen genau, daß dieser Jemand recht hat.« Ich zögere. »Wer ist es, Mr. Riley?«
Er schüttelt den Kopf. Mittlerweile sieht er mich in einem anderen Licht, und was er sieht, gefällt ihm gar nicht. Mein Blick scheint ihn zu durchbohren. Etwas wie Angst breitet sich in seinem Kopf aus.
»W-woher wissen Sie all diese Dinge?« fragt er unsicher.
»Sie geben zu, daß es stimmt?«
Ich lasse meine Stimme anders klingen, tiefer, lasse sie die Erfahrungen meines unglaublich langen Lebens widerspiegeln. Die Wirkung auf ihn ist bemerkenswert, er zittert, ganz so, als ob ihm plötzlich bewußt geworden wäre, daß er vor einem Monster sitzt. Aber ich bin nicht irgendein Monster. Ich bin ein Vampir, und möglicherweise macht das die Sache für ihn noch schlimmer.
»Jemand hat Sie beauftragt, mir nachzuschnüffeln«, wiederhole ich. »Das weiß ich sicher. Streiten Sie es nicht wieder ab, wenn Sie mich nicht verärgern wollen. Ich bin unberechenbar, wenn man mich verärgert. Ich tue dann Dinge, die ich später bedaure, und ich würde es bedauern, Sie umzubringen, Mr. Riley – wenn auch nicht lange.« Ich zögere kurz, bevor ich weiterspreche. »Zum letztenmal also: Sagen Sie mir, wer Sie beauftragt hat, und ich gebe Ihnen eine Million Dollar und lasse Sie lebend davonkommen.«
Er starrt mich ungläubig an. Was er sieht und hört, paßt nicht zusammen, das weiß ich nur zu gut. Er sieht ein hübsches blondes Mädchen mit strahlendblauen Augen, das mit samtener Stimme teuflische Dinge sagt. Das alles ist zuviel für ihn. Er beginnt zu stammeln.
»Miss Perne«, flüstert er, »Sie mißverstehen mich. Ich habe nichts
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