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Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Titel: Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus
Autoren: Richard Dawkins
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menschlichen Evolutionsgeschichte) beeinflußt oder sogar in umfassenderer Weise in die tagtäglichen Ereignisse eingreift, die zusammenaddiert den evolutionären Wandel ausmachten.
    Wir können solche Überzeugungen nicht als falsch erweisen, besonders dann nicht, wenn angenommen wird, daß Gott Sorge getragen hat, seine Eingriffe immer genau das nachmachen zu lassen, was von der Evolution durch natürliche Auslese erwartet würde. Wir können über solche Überzeugungen nur zwei Dinge sagen: erstens, daß sie überflüssig sind, und zweitens, daß sie die Hauptsache, die wir erklären wollen, als Annahme voraussetzen: nämlich organisierte Komplexität. Das einzige, was die Evolution zu einer solch sauberen Theorie macht, ist, daß sie erklärt, wie aus urweltlicher Einfachheit organisierte Komplexität entstehen kann.
    Wenn wir eine Gottheit postulieren wollen, die in der Lage ist, all die organisierte Komplexität in der Welt zu konstruieren, entweder sofort oder durch Lenken der Evolution, dann muß diese Gottheit bereits von vorneherein umfassend komplex gewesen sein. Der Kreationist, ob nun ein unkritischer Bibelverfechter oder ein gebildeter Bischof, postuliert ganz einfach ein bereits bestehendes Wesen von gewaltiger Intelligenz und Komplexität. Wenn wir uns den Luxus erlauben wollen, organisierte Komplexität zu postulieren, ohne eine Erklärung zu liefern, so können wir genausogut ganze Arbeit leisten und einfach die Existenz des Lebens, wie wir es kennen, postulieren! Kurz gesagt, göttliche Schöpfung, ob in einem einzelnen Akt oder in der Form gelenkter Evolution, muß der Liste der anderen Theorien hinzugefügt werden, die wir in diesem Kapitel betrachtet haben. Alle geben sich den oberflächlichen Anschein, Alternativen zum Darwinismus zu sein, deren Verdienste anhand von Beweismaterial überprüft werden können. Bei näherem Hinsehen erweist sich jedoch, daß keine von ihnen ein Rivale des Darwinismus ist. Die Theorie der Evolution durch kumulative natürliche Auslese ist die einzige Theorie, die wir kennen, die im Prinzip die Existenz organisierter Komplexität erklären kann. Selbst wenn das Beweismaterial nicht zu ihrem Vorteil sprechen würde, wäre sie immer noch die beste zur Verfügung stehende Theorie! In Wirklichkeit spricht das Beweismaterial zu ihren Gunsten. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Hören wir nun die Schlußfolgerung der ganzen Angelegenheit. Die Essenz des Lebens ist statistische Unwahrscheinlichkeit in kolossalem Maßstab. Wie auch immer Leben erklärt wird, es kann nicht Zufall sein. Die wahre Erklärung der Existenz von Leben muß, im Gegenteil, die Antithese des Zufalls beinhalten. Die Antithese des Zufalls ist nichtzufälliges Überleben - richtig verstanden. Nichtzufälliges Überleben nicht richtig verstanden ist nicht die Antithese des Zufalls, sondern der Zufall selbst. Es gibt ein Kontinuum, das diese beiden Extreme verbindet, es ist das Kontinuum von EinSchritt-Selektion zu kumulativer Selektion. Ein-Schritt-Auslese ist einfach eine andere Ausdrucksweise für reinen Zufall. Das meine ich mit nichtzufälligem Überleben, nicht richtig verstanden. Kumulative Selektion, in langsamen und abgestuften Schritten, ist die Erklärung, die einzige funktionierende Erklärung, die jemals zur Erklärung des komplexen Bauplanes des Lebens vorgeschlagen worden ist.
    Dieses ganze Buch ist von dem Gedanken des Zufalls beherrscht gewesen, von den astronomisch hohen Unwahrscheinlichkeiten des spontanen Entstehens von Ordnung, Komplexität und angeblichem Bauplan. Wir haben nach einem Weg gesucht, den Zufall zu bändigen, ihm sozusagen die Zähne zu zeigen. »Ungezähmter Zufall«, reiner, nackter Zufall, bedeutet, daß geordnete Planung in einem einzigen Sprung aus dem Nichts entsteht. Es wäre ungebändigter Zufall, wenn es zu einem Zeitpunkt kein Auge gäbe, und dann plötzlich, im Augenblick einer Generation, wäre ein Auge da, völlig ausgebildet, perfekt und ganz. Das ist möglich, aber die Wahrscheinlichkeit dagegen wird uns bis zum Ende aller Zeiten mit Nullenschreiben beschäftigen. Das gleiche gilt für die Unwahrscheinlichkeit der spontanen Entstehung irgendwelcher voll ausgebildeter, vollkommener und ganzer Wesen, einschließlich - ich sehe keine Möglichkeit, diese Schlußfolgerungen zu umgehen - Gottheiten.
    Den Zufall zu »bändigen« bedeutet, das sehr Unwahrscheinliche in weniger unwahrscheinliche kleine Komponenten zu zerlegen, die in Serien angeordnet sind. Wie
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