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Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Titel: Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus
Autoren: Richard Dawkins
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ist klar, daß hier eine Art Karikatur des Darwinismus gezeichnet wird, deren Begriff von Zufall ein absurdes, wenn nicht sinnloses Extrem ist. Ich habe eine Weile gebraucht, um diese Karikatur zu verstehen, denn sie war der Denkweise der mir bekannten Darwinisten fremd. Aber ich glaube, ich verstehe sie jetzt wirklich, und ich werde sie zu erklären versuchen, da ich meine, es erleichtert unser Verständnis dessen, was hinter einer ganzen Menge vermeintlicher Gegnerschaft zum Darwinismus steckt.
    Variation und Selektion arbeiten zusammen, um Evolution zu erzeugen. Der Darwinist sagt, Variation ist zufällig in dem Sinne, daß sie nicht auf eine Verbesserung ausgerichtet ist, die Tendenz in Richtung auf Verbesserung in der Evolution kommt von der Selektion. Wir können uns eine Art von Kontinuum von Evolutionslehren vorstellen, den Darwinismus an einem Ende und den Mutationismus am anderen. Der extreme Mutationist glaubt, die Selektion spiele in der Evolution keine Rolle. Die Richtung der Evolution werde von der Richtung der angebotenen Mutationen bestimmt. Greifen wir beispielsweise die Vergrößerung des menschlichen Gehirns heraus, die während der letzten paar Millionen Jahre unserer Evolution eingetreten ist. Der Darwinist behauptet, die Variation, durch Mutationen der Auslese zur Verfügung gestellt, habe einige Individuen mit kleineren Gehirnen und einige andere mit größeren Gehirnen enthalten, und die Auslese habe letztere begünstigt. Der Mutationist sagt, es habe in der Variation, die durch Mutation angeboten wurde, eine Tendenz zugunsten größerer Gehirne gegeben; es habe keine Auslese (oder keine Notwendigkeit für Auslese) gegeben, Gehirne seien größer geworden, weil die mutative Veränderung in Richtung größerer Gehirne gelenkt gewesen sei. Um diesen Punkt zusammenzufassen: In der Evolution gab es eine Beeinflussung zugunsten größerer Gehirne; diese Beeinflussung kann nach Ansicht der Darwinisten allein von der Selektion gekommen sein oder nach Ansicht der Mutationisten allein von der Mutation; wir können uns ein Kontinuum zwischen diesen beiden Ansichten vorstellen, fast eine Art von Ausgleich zwischen den zwei möglichen Quellen der Beeinflussung der Evolution. Eine vermittelnde Ansicht wäre, daß es bei den Mutationen eine bestimmte Menge an Beeinflussung zugunsten einer Vergrößerung des Gehirns gab und daß die Auslese in der überlebenden Population diese Beeinflussung verstärkte.
    Das karikaturistische Element ergibt sich bei der Porträtierung dessen, was der Darwinist meint, wenn er sagt, es gäbe keine Beeinflussung der mutativen Variation, die für die Auslese bereitgestellt wird. Für mich als im wirklichen Leben existierenden Darwinisten, bedeutet es nur, daß die Mutation nicht systematisch in Richtung der adaptiven Verbesserung beeinflußt ist. Für eine überlebensgroße Karikatur eines Darwinisten aber bedeutet es, daß alle denkbaren Veränderungen »gleich wahrscheinlich« sind. Lassen wir die bereits erwähnte logische Unmöglichkeit einer solchen Ansicht aus dem Spiel, so nimmt man an, daß die Karikatur eines Darwinisten glaubt, der Körper sei unbegrenzt modellierbarer Ton, bereit, von der allmächtigen Selektion in jede beliebige Form gestaltet zu werden, die die Selektion fördern mag. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen dem im realen Leben existierenden Darwinisten und der Karikatur zu verstehen. Wir werden uns damit anhand eines besonderen Beispiels befassen, nämlich dem Unterschied zwischen den Flugtechniken von Fledermäusen und Engeln.
    Engel werden immer mit aus dem Rücken sprossenden Flügeln dargestellt, wobei ihre Arme von den Federn unbehelligt bleiben. Fledermäuse hingegen haben - wie Vögel und Flugsaurier - keine unabhängigen Arme. Ihre von ihren Vorfahren ererbten Arme sind mit den Flügeln verschmolzen und können nicht oder nur sehr ungelenk für andere Zwecke, etwa für das Aufheben von Nahrung, benutzt werden. Hören wir nun einer Unterhaltung zu zwischen einem im echten Leben existierenden Darwinisten und einer überzeichneten Karikatur eines Darwinisten.
    Darwinist - Ich - möchte - gerne-wissen, warum Fledermäuse keine Engelsflügel entwickelt haben. Man könnte sich doch denken, daß sie ein freies Paar von Armen gut gebrauchen könnten. Mäuse bedienen sich ihrer Arme die ganze Zeit, sie heben damit Holz auf, um daran zu knabbern. Fledermäuse sehen ohne Arme auf dem Boden schrecklich ungelenk aus. Eine Antwort könnte sein, nehme
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