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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer
Autoren: Günther Thömmes
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leisten, zu fliehen und der Pest den Rücken
zu kehren. Der dadurch entstandene Mangel an Ärzten und Priestern machte die Not
nur noch größer. Keine Behandlungen mehr, keine Sakramente wie Beichte und letzte
Ölung mehr, die Verzweiflung der Menschen steigerte sich ins Unermessliche. Die
Menschen starben am Ende völlig abgewrackt, physisch wie psychisch.
    Auch wenn
die Pest, zumindest in der westlichen Welt, ihren Schrecken verloren hat, so ist
sie doch noch nicht besiegt. Impfungen sind entweder unverträglich, nur für kurze
Zeit wirksam oder unmöglich (Lungenpest). Die Pest kann heute bei rechtzeitiger
Diagnosemit Antibiotika wirksam behandelt werden, die beste Vorbeugung der
Pest sind aber nach wie vor verbesserte hygienische Zustände.
    Die Pocken
(an denen Niklas’ Tochter Agnes erkrankte) waren seit Jahrtausenden bekannt (z.B.
als sechste ägyptische Plage im alten Testament). Sie galten in Europa aber lange
Zeit als Kinderkrankheit und lösten die Pest erst in der frühen Neuzeit als schlimmste
Krankheit ab. Der englische Landarzt Edward Jenner (1749 bis 1832) führte am 14.
Mai 1796 die erste erfolgreiche Pockenimpfung durch. Die Pocken gelten heute als
ausgerottet.
     
    Die Geschichte der jüdischen
Gemeinde Köln war sehr wechselhaft. Nach stetigem Aufschwung vom zehnten bis zum
13. Jahrhundert wuchsen anscheinend ab dem beginnenden 14. Jahrhundert die Spannungen
zwischen Christen und Juden stark an. Schließlich kamen sie während der Pestepidemie
gewaltsam zum Ausbruch. Da sich niemand die Ursache dieser bisher unbekannten Seuche
erklären konnte, entstanden zahlreiche Gerüchte und Spekulationen. Die größte Verbreitung
fand der Vorwurf gegen die Juden: Sie hätten die Brunnen vergiftet und dadurch die
Pest verursacht. In Köln kam es dann wie in vielen anderen Städten immer wieder
zu spontanen, ungeplanten Judenverfolgungen mit Gewalttaten bislang ungekannter
Ausmaße. Die schwerste in Köln geschah im August 1349. Das jüdische Viertel wurde
zerstört, die meisten seiner Bewohner umgebracht. Weder der Rat noch das Domkapitel
verurteilten das Massaker an den Juden. Den verwaisten Besitz der Getöteten beanspruchten
aber sowohl die Stadt als auch der Erzbischof und Adlige der Umgebung.
    Reste
des alten jüdischen Friedhofes in Köln wurden erst 1922 wiederentdeckt, 1936 ließ
die Stadt auf diesem Gelände eine Großmarkthalle errichten. Bei Ausgrabungen, die
von 1953 bis 1957 im alten jüdischen Viertel durchgeführt wurden, stieß man neben
Privathäusern auf die öffentlichen Gebäude der Gemeinde. Heute sind die Grundrisse
dieser Gebäude in der Pflasterung kenntlich gemacht. Die Mikwe wurde restauriert
und kann besichtigt werden.
    Das jüdische
Friedhofsprivileg des Erzbischofs Engelbert von Falkenburg aus dem Jahr 1266 ist,
in Stein gehauen, noch heute im Kölner Dom zu sehen.
     
    Lepra war neben der Pest eine
weitere Geißel des Mittelalters, kam aber nicht in Form von Epidemien über die Menschen,
sondern war immer präsent. Die alttestamentarische Vorschrift zur strikten Trennung
lepröser Personen von den Wohnstätten der Gesunden blieb bis zum Verschwinden der
Lepra in Mitteleuropa zu Beginn des 18. Jahrhunderts die wichtigste Bestimmung für
den Umgang mit Aussätzigen, zum Großteil mangels Heilmittel und aus Angst vor Ansteckung.
Eine schnelle Erkennung der Kranken war außerdem gefordert.
    Die älteste
bekannte Vorschrift, die sich mit Lepra beschäftigte, stammt aus einer langobardischen
Gesetzessammlung aus dem Jahr 643.
    Zur möglichst
genauen Identifizierung der Lepra wurde während der Untersuchung vor allem nach
typischen Kennzeichen wie Geschwürbildungen, Muskelschwund, Sensibilitätsstörungen
und Kehlkopfveränderungen gesucht. Das in einem besiegelten Lepraschaubrief festgelegte
Ergebnis der Untersuchung entschied dann über das weitere Schicksal des Patienten.
    Im Kölner
Leprosorium Melaten waren zwei Urteilsvarianten möglich: ›Mundus‹ bedeutete, dass
keine Lepra festgestellt worden war, der Patient somit als rein galt. ›Immundus
et leprosus‹ bezeichnete den Patienten als unrein und leprakrank, die sofortige
Absonderung von den Gesunden war die Folge.
    Welche
Personen mit der Untersuchung in Melaten betraut waren, ist erstmals in einer Quelle
aus dem Jahr 1456 überliefert. Demnach gab es im Leprosorium nach Auskunft der Provisoren
von alters her mehrere Leprosenmeister, die mit der Untersuchung von mutmaßlich
an Lepra Erkrankten betraut waren.
    Bis
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