Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer
Autoren: L. A. Graf
Vom Netzwerk:
Aufmerksamkeit. »Außerdem habe ich die Selbstzerstörungssequenz eingeleitet.«
    Janeways Puls raste plötzlich. »Wenn Sie die Station zerstören, können wir nicht in unseren Teil der Galaxis zurück.«
    »Den Feinden der Ocampa darf nicht erlaubt werden, diese Anlage unter ihre Kontrolle zu bringen«, hauchte das Wesen.
    Janeway wußte nicht, ob sie die Worte hörte oder von den Lippen ablas. »In einigen Minuten existiert sie nicht mehr.«
    D ie Entität beugte sich vor, und als sie erneut ›sprach‹, schien ihre Stimme aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen. *Ihr müßt jetzt gehen.*
    Zuerst dachte Janeway, daß ein Transfer erfolgte, daß der Beschützer sie einfach fortschickte und aus seiner Station verbannte. Sie hatte das Gefühl, von etwas gepackt, angehoben und dann auf einen Boden geworfen zu werden, der sich wie das Deck eines sterbenden Schiffes hob und senkte.
    Dann manifestierte sich um sie herum wieder die Dunkelheit der Scheune, präsentierte eine Finsternis, die flackerte und an Stabilität verlor. Janeway stemmte sich auf die Ellenbogen und hielt nach Tuvok Ausschau. Von Rauchschwaden gefiltertes Licht glühte nun, und in diesem Schein beobachtete sie, wie sich der Vulkanier einige Meter entfernt erhob. Unmittelbar darauf begriff sie, daß sich ihre Umgebung geändert hatte: Dies war der schier endlose Saal, den Kim und Paris beim ersten Aufenthalt in der Raumstation entdeckt hatten. Was auch immer geschehen sein mochte: Die holographische Welt existierte nicht mehr.
    Janeway überlegte, ob es sich bei der Veränderung um ein gutes oder schlechtes Zeichen handelte.
    Sie rollte sich auf den Rücken und berührte ihren Insignienkommunikator. »Bericht, Voyager.«
    »Ein Kazon-Schiff ist gerade mit der Station kollidiert, Captain.« Das Rauschen von Statik untermalte Paris’ Stimme.
    Im Hintergrund ertönten die charakteristischen Geräusche des Kampfes. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Bestätigung.« Janeway griff nach Tuvoks ausgestreckter Hand und stand auf. »Halten Sie sich in Bereitschaft.«
    Wo sich eben noch das Hologramm des alten Mannes befunden hatte, wallte nun ein großes Etwas: der Beschützer.
    *Das Selbstzerstörungsprogrammc ist beschädigtc * Die Wesenheit wich zurück, als sich Janeway näherte. *Die Kazon dürfenc diese Anlagec* Irgendwo im Innern der wolkenartigen Entität schien etwas zu zerbrechen. *c nicht unter ihrec Kontrolle bringen c* Ein langer, schwerer Seufzer erklang, und das Wesen schrumpfte, wurde kleiner und kleiner, bis das letzte Glimmen seiner physischen Existenz verblaßte.
    Eine glitzernde Masse lag auf dem Boden und leuchtete noch einmal kurz, bevor sie sich in Dunkelheit verlor. Janeway wünschte sich, Gelegenheit für einen respektvollen Abschied von der Entität zu haben, für eine Art Bestattungsritual. Aber dazu fehlte die Zeit.
    Tuvok trat an ihre Seite. »Soll ich jene Systeme aktivieren, die uns eine Rückkehr erlauben?« fragte er leise.
    Janeway blickte auch weiterhin auf die traurigen Reste des Beschützers. »Und was wird aus den Ocampa, wenn wir fort sind?«
    Die Körpersprache des Vulkaniers deutete auf Besorgnis hin.
    »Captainc « Er schob sich vor sie, um ihren Blick einzufangen. »Wenn wir Maßnahmen zum Schutz der Ocampa ergreifen, so verändern wir dadurch die Situation in diesem Sonnensystem.« Er zögerte kurz, bevor er betonte: »Mir scheint, hier gelten die Bestimmungen der Ersten Direktive.«
    »Tatsächlich?« Wenn er ein Mensch gewesen wärec Dann hätte Janeway vermutet, daß er auf das Nichteinmischungsprinzip zu sprechen kam, um ihre
    Entscheidung zu beeinflussen. Aber Tuvok war Vulkanier und gehörte zu den ehrenhaftesten Männern seines Volkes. Er sprach nur das aus, was er für die Wahrheit hielt.
    »Wir haben nicht darum gebeten, am hiesigen Konflikt beteiligt zu werden«, erwiderte sie. »Und doch sind wir es jetzt.« Sie betrachtete die wie zerlaufen anmutende Masse auf dem Boden. »Ob es uns gefällt oder nicht.«
    Jetzt gewissermaßen wegzulaufenc Damit wurde das
    Problem nicht gelöst. Ebensowenig konnte sich Janeway auf die Erste Direktive berufen, um vorzugeben, daß ihre Präsenz in diesem Sonnensystem nicht bereits zu schrecklichen Konsequenzen geführt hatte.
    Ihr kummervolles Lächeln kam einer stummen
    Entschuldigung gleich. »Ich fürchte, Ihre Familie muß noch etwas länger auf Sie warten.«
    Wenn der Vulkanier den Beschluß der Kommandantin für falsch hielt, so ließ er sich nichts davon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher