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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer
Autoren: L. A. Graf
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ab und verfolgte die Kapsel, vermutlich in der Absicht, das Unvermeidliche doch noch abzuwenden. Nun, es spielte keine Rolle, was die Kazon glaubten oder hofften. Als die Trikobalt-Kapsel zwischen den gewaltigen Streben und Pfeilern der Raumstation verschwand, fühlte Janeway, wie sich in ihr ein ganzes Universum der Anspannung auflöste.
    Gleichzeitig wuchs fast schmerzhafter Kummer in ihr. Vorbei, dachte sie und beobachtete, wie in der Station die Blume der Vernichtung erblühte. Es ist vorbei, endgültig vorbei. Für den Beschützer. Für die Ocampa. Für sie alle.
    Es überraschte sie, wieviel Erleichterung die Erkenntnis brachte, die wichtigste Entscheidung bereits getroffen zu haben.
    Eine Zeitlang sprach niemand. Irgendwo im rückwärtigen Bereich der Brücke ertönte leises Schluchzen. Janeway drehte nicht den Kopf, um festzustellen, von wem jene Geräusche stammten.
    Ein akustisches Signal ging vom Kom-System aus, und Kim beugte sich zu den Kontrollen vor. »Die Kazon setzen sich mit uns in Verbindung.« Offenbar wollte Jabin sie nicht einfach so in Ruhe lassen.
    »Auf den Schirm.«
    Haß flackerte in den Augen des Kazon-Anführers. »Sie haben sich heute einen Feind geschaffen.«
    Er unterbrach den Kom-Kontakt, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Janeway hätte ohnehin nicht gewußt, was sie darauf erwidern sollte.
    Tuvok blickte von seiner Station auf. Nur er wirkte ruhig und gelassen, von allen Dingen unbetroffen. »Die Kazon ziehen sich zurück, Captain.« Wahrscheinlich haben sie eingesehen, daß es jetzt keinen Sinn mehr hat, den Kampf fortzusetzen, dachte Janeway.
    Der Hauptschirm zeigte eine Plasmawolke, die sich immer weiter ausdehnte. Ihr Glanz bedeutete das Ende einer langen Verantwortung – und auch der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in vertraute Regionen der Galaxis.
    22
    Paris betrat den Bereitschaftsraum des Captains und wußte nicht recht, was er erwarten sollte. Stand ihm nun eine moderne Art von Kielholen bevor? Oder vielleicht eine Standpauke?
    Die Aufregung des Kampfes hatte ihn auf geradezu erschreckende Weise überwältigt. Beim Maquis war es ganz anders gewesen. Dort hatte ihn nie jene Art von
    Pflichtbewußtsein erfüllt, das ihn so handeln ließ wie einen Starfleet-Offizier – eine Anmaßung, wenn man die besonderen Umstände berücksichtigte. Seine größte Sünde bestand jedoch darin, daß er Janeway nicht mit einem deutlichen »He, ich bin ein Verbrecher« an seinen Status erinnerte, als sie ihn zu vergessen schien. Der Grund: Es fühlte sich so gut an, wieder Teil einer Crew zu sein, sich nützlich zu machen.
    Janeway wandte sich vom Panoramafenster ab, als sie hörte, wie die Tür hinter Paris mit einem leisen Zischen zuglitt. Er bemerkte eine gewisse Überraschung in ihren Zügen, als hätte sie damit gerechnet, daß er später kam. Mit einigen geschmeidigen Schritten trat sie zum Tisch und schaltete den dortigen Monitor aus, ohne einen Blick darauf zu werfen. Paris gewann einen vagen Eindruck von dem Bild: das lächelnde Gesicht eines Mannes, ein großer Hund, der zum Umarmen einlud.
    »Sie wollten mich sprechen, Captain«, sagte er, um das Schweigen zu beenden.
    Sie nickte und faltete die Hände. »Sie haben ein Problem, Mr. Paris.«
    Solche Worte hatte er schon lange nicht mehr von einer Frau gehört.
    »Ich habe Chakotay und die anderen Maquisards eingeladen, Teil der Besatzung dieses Schiffes zu werden«, fuhr Janeway fort. »Angesichts unserer besonderen Situation erscheint mir das durchaus vernünftig.«
    Paris mußte sich sehr beherrschen, um nicht wie ein Irrer zu kichern. »Weisen Sie mir einen Leibwächter zu, Captain?«
    Nach allem, was sie gemeinsam überstanden hattenc Er hielt es für unfair, im Schlaf ermordet zu werden.
    Janeway lächelte hintergründig. »Offenbar haben Sie bereits einen.«
    »Tatsächlich?«
    »Mr. Chakotay meinte, sein Leben gehöre Ihnen oder etwas in der Art.« Die Kommandantin schüttelte verwirrt den Kopf.
    Für sie ergaben die Worte kaum einen Sinn, im Gegensatz zu Paris, der genau verstand, was sie bedeuteten. Er erlaubte sich ein Schmunzeln. »Er will Ihre Sicherheit gewährleisten.«
    »Ich glaube, die Sache gefällt mir«, entgegnete Paris.
    Janeway neigte nachdenklich den Kopf zur Seite. »Seien Sie da nicht so sicher. Von jetzt an ist Chakotay auch mein Erster Offizier. Die Crew hat seinen Befehlen ebenso zu gehorchen wie meinen.« Sie sah Paris tief in die Augen. »Das gilt auch für den Lieutenant an den
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