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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts
Autoren: Hans Kneifel
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Gestein aus den Spalten des Berges wurde eine steile Fontäne, dann löste sie sich auf und verwandelte sich in eine schwarze, stetig anwachsende Wolke. Sie verschluckte das Sonnenlicht und hüllte die kreischenden Vögel ein. Kukuar sprang auf, deutete mit beiden Händen und weit gespreizten Fingern auf die Wolke, in der es brodelte und zuckte, und er stieß einige unverständliche, heisere Worte aus.
    Aus dem dunklen, kochenden Staub fielen nacheinander tote Vögel. Ihre Körper waren seltsam verkrümmt und verdreht.
    Kukuar wischte den Schweiß von seiner Stirn und sagte dumpf:
    »Wir sollten noch nicht rasten. Ich glaube, daß sich Quaron bald zeigen wird.«
    Er deutete aufwärts. Über einer Barriere überhängender Felsen erstreckte sich ein Feld aus kriechenden Pflanzen. Der Pfad führte an kleinen, undeutlich erkennbaren Höhleneingängen vorbei, die sich in den schwarzen Felsen abzeichneten.
    »Dort gibt’s Wasser!« erklärte Zked mit angestrengtem Gesicht. Er hob die staubbedeckten Schultern und ging weiter.
    Drei Stunden später erreichten sie die Felsbarriere. Zwischen schroffen Gesteinsformationen vorbei, in deren Flanken Luxon immer wieder Bilder und Runenzeichen erkannte, führte der Weg auf eine Treppe zu. Sie fing zwischen den Höhlen und stacheligen Gewächsen an und verschwand nach endlosen Windungen in den untersten Ausläufern der leuchtenden Wolke.
    »Bisher«, sagte Kukuar, der sich neben Luxon auf die unterste, moosüberwachsene Stufe setzte, »hat Magie über das Schwert und kriegerische Angriffe regiert.«
    »Bis zum heutigen Tag«, erwiderte Luxon außer Atem, »haben wir jeden Angriff überstanden. Wie gut kennst du diesen Quaron?«
    »Einst habe ich ihn gut gekannt, wie die anderen. Er glaubt an seine Sache. Er ist fanatisch in seinem Kampf.«
    »Und Aiquos hat immer wieder zu verstehen gegeben, daß er der ›Herr des Lichts‹ werden will.«
    Wieder seufzte der Rebell von Quin.
    »Ich glaube, daß er vorhat, die Macht des HÖCHSTEN zu brechen. Aber wer soll das heute wissen?«
    Immer wieder richteten sich ihre Blicke auf die Grenze, an der sich die Felsen, Spalten und Gewächse in der Wolke versteckten. Die Bewegungen jener Masse aus Dämpfen aus dem Innern des Berges verhüllten die obersten Stufen der schier unendlichen Treppe und gaben sie ein wenig später wieder frei. Hier herrschte eine lähmende Stille. Die Wolke schien die Geräusche in sich aufzusaugen.
    Hasank kam näher und lehnte sich neben den beiden Männern gegen den kühlen Felsen.
    »Wir hören Geräusche und Klirren von Waffen. Dort oben, Luxon.«
    Luxon stieß ein kurzes Lachen aus. Aus den weit offenen Spalten des Berges schien es zu grollen und unendlich fern zu fauchen und zu gurgeln.
    »Seit vielen Tagen waren wir von unsichtbaren Kriegern und allerlei anderen Bewohnern des Berges umgeben. Jetzt zeigen sie sich – vielleicht.«
    Yzinda brachte den Gefangenen und den Kriegern Wasser. Sie aßen Beeren und Früchte und die Reste ihres Proviants. Das Klirren und die Laute vieler Schritte wurden schärfer.
    Luxon ging zur Quelle, wusch Gesicht, Hände und Unterarme und trocknete sie mit dem Saum des zerschlissenen Mantels. Obwohl die Abendsonne den steilen Hang voll traf, wärmte sie in dieser Höhe nicht mehr so stark wie noch vor wenigen Tagen.
    Aus dem Nebel, der immer stärker zu leuchten begann, schoben sich calcopische Krieger hervor. Ihre runden Sonnenschilde glänzten, Sonnenlicht funkelte auf den Verzierungen der Beinschienen und der Hohlschwerter.
    Luxon bemerkte nicht ohne Zufriedenheit:
    »Offensichtlich wagt sich Quaron aus dem Nebel hervor.«
    Zarn und Eird waren mit wenigen Schritten bei Aiquos, packten ihn an den Oberarmen und zogen ihre Waffen. Zked und Uzo blieben zu Füßen ihres Herrn sitzen und schoben ungerührt Beeren zwischen ihre Lippen.
    Langsam, in militärischer Ordnung, kamen nach und nach etwa zwanzig Krieger mit klirrenden Kettenglieder-Helmen und borstigen Kopfschmuck-Abzeichen die Stufen hinunter. Dann folgten drei weibliche Duinen, hinter denen sich der Hexenmeister würdevoll die Treppe abwärts bewegte. Luxon flüsterte:
    »Jenseits der Nebelgrenze müssen die Bauwerke zu finden sein.«
    »Du hast recht, Shallad. Er würde nicht stundenlang in seinem vollen Schmuck über Treppen klettern.«
    Zwei Speerwürfe weit von den Fremden entfernt blieben die Calcoper stehen, wichen an die Seiten aus und ließen für den Hexenmeister eine schmale Gasse. Als er an ihnen vorbeikam, schlugen
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