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Der Barbar

Der Barbar

Titel: Der Barbar
Autoren: Jason Dark
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diskutieren, und deshalb werde ich auch entsprechend handeln.«
    Ich ahnte, dass etwas auf mich zukam, war mir nicht gefallen konnte.
    »Und?«
    »Schau mich nicht so an!«, flüsterte sie. »Ich weiß, was du denkst oder ahnst, aber du wirst mich nicht davon abbringen. Den Weg muss ich gehen, John.«
    »Wo endet er?«
    »Bei ihm!«
    Ich war nicht überrascht. Das zeigte ich auch, denn mein Gesicht blieb unbewegt. Aber ich schüttelte sehr langsam den Kopf. »Das ist keine Lösung, Purdy. Das wirst du nicht tun. Wir sind gemeinsam gekommen, und wir werden es auch gemeinsam durchstehen. Von opfern will ich nichts gehört haben.«
    »Aber er will mich. Es geht ihm um mich. Du bist außen vor, John!«, zischte sie. »Wenn er mich hat, kommst du bestimmt frei. Ich denke dabei auch an dich und an deine weiteren Aufgaben...«
    Ich sprach in ihre Worte hinein. »Das gilt für dich gleichermaßen, Purdy. Kein Mensch auf der Welt ist wertvoller als der andere. Ich werde dir beweisen, dass der Weg, den du gegangen bist, zwar richtig sein kann, aber nur mit mir gemeinsam. Wir sind zusammen hier erschienen und werden auch zusammen wieder verschwinden. Dabei hoffe ich dann, einen toten Barbaren zurückzulassen.«
    »Nein, lass mich allein zu ihm!«
    »Bitte, Purdy, wenn du gehen willst, dann geh. Ich bin der Letzte, der dich aufhält. Aber nicht allein. Ich bleibe an deiner Seite, verstehst du das?«
    Sie schaute in meine Augen und las darin, dass ich es verdammt ernst meinte.
    Trotzdem hatte sie Einwände. »Du hast doch erlebt, dass du gegen ihn nicht ankommst. Die Silberkugeln...«
    »Trotzdem gebe ich nicht auf. Es wird sich bestimmt eine Chance finden lassen.«
    Sie nagte an ihrer Unterlippe. Sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Sie schüttelte auch den Kopf und drehte sich von mir weg. Ihr Blick war auf den Barbaren gerichtet. Möglicherweise versuchte sie, Kontakt über die Augen mit ihm aufzunehmen.
    Er hatte seine Haltung nicht verändert. Noch immer stand er vor uns wie ein Felsklotz. Er war so scharf konturiert und überdeutlich zu sehen, dass in mir ein gewisses Misstrauen hochstieg. Das hatte diesmal nichts mit ihm direkt zu tun, sondern mit der Umgebung hier in dieser Höhle, deren Ende wir nicht erkennen konnten. Es verschwand irgendwo im grauen Licht.
    Aber er war so überdeutlich. Unnatürlich deutlich. Da hakten meine Gedanken. Ich kam auch nach einigen Überlegungen nicht mehr weiter, was das zu bedeuten hatte, aber diese Person sah ich auf keinen Fall als Normalität in dieser fremden Welt an. Etwas war mit ihr trotz allem noch geschehen, und das spürte ich.
    Für Purdy Prentiss war die Sache erledigt. Sie hatte sich entschlossen und wollte ihren Dickkopf durchsetzen. Deshalb ging sie auf die Gestalt zu.
    Ich versuchte nicht, sie zurückzuhalten, aber ich gab verdammt genau Acht. Sie schritt dahin wie eine Frau, die verurteilt war und nun zu ihrer Hinrichtungsstätte ging. In ihrem Gesicht sah ich keine Regung.
    Von der Seite her schaute ich sie an. Purdy wusste, dass ich neben ihr herging. »Lass es, John.«
    »Was soll ich lassen?«
    »Versuch nicht, mich aufhalten zu wollen. Ich werde mich wehren. Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich weiß auch, was auf mich zukommt, und werde mich entsprechend verhalten. Es geht nicht nur um mich. Es geht um das Ganze. Vielleicht auch um deine Zukunft.«
    Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, ich hätte gelacht. Aber sie war verdammt ernst, und deshalb war das Lachen hier fehl am Platze.
    Aufhalten ließ sich die Frau nicht mehr. Purdy ging sogar schneller. Sie hatte gesagt, was gesagt werden musste, und irgendwann war sie so weit, dass sie den Barbaren ansprechen würde, um herauszufinden, ob er ihr antworten konnte.
    Verdammt, ich ärgerte mich über ihre Sturheit, konnte sie jedoch verstehen. Wahrscheinlich hätte ich an ihrer Stelle nicht anders gehandelt. Und jetzt ging sie ihrem Verderben entgegen. Der Barbar wartete auf seine nette und zugleich alte Geliebte. Er würde alles daran setzen, um sie in seiner Welt zu behalten.
    Aber nicht allein, sondern zusammen mit mir.
    Alles, was ich dachte, war einige Momente später völlig überholt. Es passierte etwas, womit wir beide nicht gerechnet hatten, und Purdy Prentiss erwischte es als Erste.
    Sie blieb plötzlich stehen, als wäre sie gegen ein Hindernis geprallt. Auch die Reaktion wies darauf hin. Sie zuckte zurück. Ich hatte einen dumpfen Laut gehört, dann drehte sie sich mir zu und hielt sich die Stirn.
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