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Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
Autoren: Susan Kearney
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Beeindruckend. Falls seine Entschlossenheit je gewankt hatte, war sie nun vollkommen wiederhergestellt. Es war Pech für Marisa, dass er sie brauchte. Aber weder seine ehrliche Zuneigung zu ihr noch seine eigenen Schuldgefühle würden ihn davon abhalten, seine Pläne auszuführen.
    Buster rannte unter einen Beistelltisch und schüttelte auf diese Weise die Kinder ab. Nessie und Condor purzelten zu Boden, rollten herum und kreischten. Doch sie waren nicht verletzt. Drachen waren hart im Nehmen.
    Marisa grinste. »Ich glaube, fürs Erste seid ihr genug herumgetollt …«
    Buster bellte die Drachen an, umkreiste sie und bellte noch einmal, als wollte er ihnen befehlen, wieder aufzusitzen. Diesmal war Nessie schneller. Condor ließ sich auf ihr nieder, und alle drei rannten und flatterten wieder davon.
    Wie in unausgesprochener Übereinkunft beendeten die Erwachsenen ihr Gespräch. Sie mussten nicht lange warten, bis sich der Aufruhr legte. Wenige Minuten später lag der Hund hechelnd auf dem Teppich, die Zwillinge nahmen menschliche Gestalt an. Sie waren stärker als solche Kinder, die sich nicht verwandeln konnten, und so gelang es der erst drei Monate alten Nessie, zu Rion hinüberzukriechen. Er hob sie auf seinen Schoß.
    Mit einem schelmischen Grinsen reichte ihm Marisa eine Nuckelflasche, hob Condor auf und fütterte ihn. Sie sah so süß aus, während sie das Baby an sich drückte; sie schien ihm geradezu die geborene Mutter zu sein. Dann folgte er ihrem Beispiel, wiegte Nessie in seiner Armbeuge und hielt ihr den Nippel der Flasche zwischen die kleinen rosafarbenen Lippen. Erstaunt stellte er dabei fest, wie gut es tat, wieder einmal ein Kind im Arm zu halten. Die Kleine roch nach Puder und Seife. Süß.
    »Warum so nachdenklich?«, fragte Marisa mit glücklicher Miene.
    Er spürte, wie sich sein Hals rötete. Noch vor Kurzem hatte er eine blitzartige Vision gehabt, die ihm die drohende Gefahr für sein Volk offenbart hatte, und jetzt kümmerte er sich hier um ein Baby. Er beachtete ihre Frage nicht weiter. »Genießt du deine neuen telepathischen Fähigkeiten?«
    »Hmm?« Sie hob eine Braue, als wüsste sie, dass seine Gedanken in Wirklichkeit dem Baby gegolten hatten. »Ich habe mich noch nicht ganz an sie gewöhnt. Wir beide besitzen Gaben, die vermutlich sowohl vorteilhaft als auch hinderlich sind. Lucan hat mir erzählt, wie viel Kummer dir deine Visionen bereiten.« Sie schlug die Beine übereinander und wischte einige Tropfen Milch von Condors Wange.
    Er hielt den Blick auf ihre Augen gerichtet, obwohl er lieber die Biegung ihres Beins betrachten wollte. »Für mich ist es das Schlimmste, wenn ich nicht weiß, ob die Vision aus der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft kommt. Und was ist für dich das Unangenehmste?«
    »Die zurückbleibenden Empfindungen. Wenn ich offen bin und Botschaften aussende, empfange ich auch welche. Ich bin nicht besonders geschickt darin, sie herauszufiltern.« Marisa mochte mütterlich wirken, aber ihre Augen glitzerten mit einer verdammt erregenden Neugier. »Sind deine Visionen so etwas wie Wachträume?«
    »So ungefähr.« Rion sprach zwar nur selten darüber, aber wenn er jetzt ihr Vertrauen gewinnen wollte, dann musste er schon ein wenig von sich selbst preisgeben. »Wenn ich in Trance falle, nehme ich noch immer wahr, was um mich herum passiert. Wenn es nötig ist, kann ich mich bewegen, allerdings nur langsam, da ich äußerst abgelenkt bin. Es ist ganz so, als wäre man von einem guten Buch gefangen genommen, nur noch stärker.«
    »Kannst du selbst bestimmen …«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Visionen kommen immer ohne jede Vorwarnung. Manchmal sehe ich nur einen Schnappschuss von einer Sekunde, und manchmal sehe ich auch eine ganze Szene. Sie ist allerdings selten vollständig, und ich weiß nie, ob sie dem Anfang, dem Mittelteil oder dem Ende entspricht.«
    »Und wird alles, was du in der Zukunft siehst, auch Wirklichkeit?«
    »Ja, es sei denn, ich unternehme etwas, um diese Zukunft zu ändern.« Er zögerte und wusste nicht, ob er noch mehr sagen sollte.
    Ihr Blick war plötzlich scharf und bohrend geworden. »Du kannst die Zukunft also verändern?«
    »Das haben zumindest mein Vater und mein Großvater geglaubt.«
    Sie schürzte die Lippen, als versuche sie, ein Rätsel zu lösen. »Deine Fähigkeit, Visionen zu haben, wird also genauso vererbt wie die Telepathie, die ich mit Lucan teile. Aber … du magst deine Gabe offenbar nicht?«
    Ihre Klarsicht
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