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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex
Autoren: Eoin Colfer
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vorkamen. Doch selbst diese Besonderheit war nicht ihr auffallendstes Merkmal. Raine Vinyáya hatte eine Mähne silbernen Haars, das jeden Lichtstrahl einzufangen schien und wie eine funkelnde Welle um ihre Schultern spielte.
    Artemis räusperte sich und wandte seine Aufmerksamkeit dem Projekt zu, oder genauer gesagt, dem Großen Projekt, wie er es im Stillen nannte. Denn letzten Endes war dies der einzige Plan, der zählte.
    Holly knuffte ihn leicht in die Schulter. »Du siehst blass aus. Sogar noch blasser als sonst. Alles in Ordnung, Geburtstagskind?«
    Nun gelang es Artemis endlich, ihr in die Augen zu sehen − ein blaues und ein braunes, umrahmt von einer hohen Stirn und ein paar kastanienbraunen Ponyfransen, die Holly aus ihrem sonstigen Kurzhaarschnitt hatte herauswachsen lassen.
    »Fünfzehn werde ich heute«, murmelte er. »Dreimal fünf. Das ist gut.«
    Holly blinzelte.
    Artemis Fowl murmelte vor sich hin? Und hatte keinen Kommentar zu ihrer neuen Frisur abgegeben? Normalerweise bemerkte er jede äußerliche Veränderung sofort.
    »Äh, ja … wenn du meinst. Wo ist Butler? Auf Erkundungstour im Gelände?«, sagte Holly.
    »Nein. Nein, ich habe ihn weggeschickt. Juliet brauchte ihn dringender.«
    »Nichts Ernstes, hoffe ich?«
    »Nein, nicht wirklich ernst, aber sehr wichtig. Eine Familienangelegenheit. Er verlässt sich wohl ganz darauf, dass du auf mich aufpasst.«
    Holly presste die Lippen zusammen, als hätte sie auf etwas Saures gebissen. »Er verlässt sich darauf, dass jemand anders seinen Schützling bewacht? Bist du sicher, dass wir hier über Butler reden?«
    »Natürlich. Es ist besser, dass er nicht hier ist. Immer, wenn bei meinen Plänen etwas schiefgeht, ist er in der Nähe. Und es ist wichtig, äußerst wichtig, dass dieses Treffen ohne Störungen und Zwischenfälle abläuft.«
    Vor Überraschung klappte Holly buchstäblich die Kinnlade herunter. Es war beinahe zum Lachen. Wenn sie Artemis richtig verstanden hatte, gab er Butler die Schuld am Scheitern einiger Pläne – ausgerechnet seinem treuesten Verbündeten.
    »Gut, dann lasst uns anfangen. Wir vier werden das Kind schon schaukeln.«
    Das kam von Foaly, der die gefürchtete Zahl ohne jeden Gedanken an die Folgen ausgesprochen hatte.
    Vier. Die schlimmste Zahl überhaupt. Die Chinesen hassen die Zahl, weil sie genauso klingt wie ihr Wort für Tod . Doch fast noch schlimmer, als die Zahl auszusprechen, war die Tatsache, dass sich nur vier Personen im Raum befanden. Offenbar hatte Commander Trouble Kelp es nicht geschafft zu kommen. Trotz ihrer langjährigen gegenseitigen Abneigung hätte Artemis den Commander jetzt gerne hier gehabt.
    »Wo ist Commander Kelp, Holly? Ich dachte, er wäre heute hier. Wir könnten Schutz gebrauchen.«
    Holly stand pfeilgerade aufgerichtet am Tisch, in ihrem blauen Overall mit dem funkelnden Eichelabzeichen auf der Brust. »Trouble … Commander Kelp hat genug im Polizeipräsidium zu tun, aber keine Sorge. Über uns schwebt ein Shuttle mit einem kompletten ZUP -Einsatzkommando – mit Sichtschild natürlich. Nicht einmal ein Schneefuchs könnte sich hier reinschleichen, ohne dass er sich die Schwanzspitze verkohlt.«
    Artemis zog seine Handschuhe und die Daunenjacke aus. »Danke, Holly. Deine Umsicht beruhigt mich. Nur aus Neugier: Wie viele Elfen umfasst ein ZUP -Einsatzkommando?«
    »Vierzehn«, erwiderte Holly mit hochgezogener Augenbraue.
    »Vierzehn. Hmm. Das ist nicht gerade −« Dann eine plötzliche Eingebung. »Und ein Pilot, oder?«
    »Vierzehn einschließlich des Piloten. Das genügt, um jede beliebige Menscheneinheit lahmzulegen.«
    Einen Moment sah es so aus, als würde Artemis Fowl auf dem Absatz kehrtmachen und vor dem Treffen davonlaufen, das er selbst einberufen hatte. An seinem Hals trat eine Sehne hervor, und sein Zeigefinger tippte auf die hölzerne Stuhllehne.
    Schließlich schluckte er einen offenbar ziemlich großen Frosch hinunter und nickte nervös. »Gut. Dann eben vierzehn. Bitte setz dich, Holly. Ich werde euch von dem Projekt erzählen.«
    Langsam ließ Holly sich auf einen Stuhl sinken. Sie musterte Artemis forschend, suchte nach der Überheblichkeit, die sonst stets in sein selbstgefälliges Gesicht geschrieben stand. Doch diesmal war davon nichts zu sehen.
    Was immer das für ein Projekt sein mag , dachte Holly, es muss etwas Großes sein .
    Artemis legte seinen Aktenkoffer auf den Tisch, klappte ihn auf und drehte den Deckel herum, in den ein Bildschirm eingebaut
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