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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex
Autoren: Eoin Colfer
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verbündeten sich die beiden: Artemis willigte ein, den Zulieferer der Kobolde zu finden, und Holly versprach im Gegenzug, ihm zu helfen, seinen Vater aus den Händen der russischen Mafija zu befreien. Beide hielten sich an die Abmachung, und im Verlauf der Ereignisse wuchsen zwischen ihnen Respekt und Vertrauen, als sie beide entdeckten, dass sie einen recht ähnlichen, bissigen Sinn für Humor hatten.
    So war es zumindest bisher gewesen. Allerdings hatte sich in letzter Zeit einiges verändert. In mancherlei Hinsicht ist Artemis immer noch genauso intelligent wie eh und je, doch ein Schatten hat sich über seinen Verstand gebreitet.
    Einst sah Artemis Dinge, die niemand sonst sehen konnte, aber jetzt sieht er Dinge, die es gar nicht gibt …

Kapitel 1
    Eiskalte Überraschung
    Vatnajökull, Island
    D er Vatnajökull ist mit seinen über achttausend bläulich weißen Quadratkilometern der größte Gletscher Europas. Außerdem ist er größtenteils unbewohnt und verlassen. Aus diesem Grund und wegen seiner besonderen Lage und Beschaffenheit hatte ihn Artemis Fowl ausgesucht, um dem Erdvolk zu demonstrieren, auf welche Weise er die Erde zu retten beabsichtigte – abgesehen davon hat ein bisschen dramatisches Drumherum einer Präsentation noch nie geschadet.
    Eines der wenigen Gebiete am Vatnajökull, in denen tatsächlich so etwas wie Betrieb herrscht, ist das Restaurant »Zur Raubmöwe« am Ufer der Gletscherlagune, das von Mai bis August für Ausflügler und Touristen geöffnet ist. Mit dem Inhaber dieses Etablissements hatte Artemis ein Treffen vereinbart, und zwar am ersten Tag nach Saisonende, am Morgen des 1. September, genauer gesagt: an seinem fünfzehnten Geburtstag.
    Artemis steuerte das gemietete Schneemobil über das zerfurchte Ufer der Lagune, in deren schwarzem Wasser riesige, bizarr geformte Eisbrocken trieben. Der Wind heulte wie die johlende Menge in einem Stadion und trieb ihm pfeilscharfe Graupeln in Mund und Nase. Die Gegend war einsam und unbarmherzig, und Artemis wusste, dass eine Verletzung allein in dieser Tundra zu einem schnellen, qualvollen Tod führen würde − oder zumindest zu einer überaus peinlichen Demütigung, falls irgendwelche verspäteten Touristen ihn mit ihren Kameras erwischten. Das war zwar nicht ganz so qualvoll wie ein qualvoller Tod, aber dafür dauerte die Qual länger.
    Der Besitzer der »Raubmöwe«, ein stämmiger Isländer, den nicht nur ein Schnauzbart von der Flügelspanne eines ausgewachsenen Kormorans schmückte, sondern der auch auf den unglaublichen Namen Adam Adamsson hörte, stand auf der Veranda des Restaurants, schnippte stumm im Takt einer Melodie mit den Fingern und verfolgte amüsiert Artemis’ mühsame Anreise.
    »Erstklassige Vorstellung«, sagte Adamsson zur Begrüßung, als Artemis mit dem Schneemobil gegen die hölzerne Veranda krachte. » Hard-ur mad-ur . Sie sind echt ein harter Kerl. Hab nicht mehr so gelacht, seit mein Hund versucht hat, sein eigenes Spiegelbild zu fressen.«
    Artemis lächelte säuerlich und stieg mit einem missmutigen Knurren von dem Schneemobil, steif wie ein Cowboy, dessen Pferd ihm unter dem Sattel weggestorben ist und der den Rest des Wegs auf der breitesten Kuh der Herde zurückgelegt hat. Der alte Mann lachte keckernd. »Jetzt klingen Sie sogar wie mein Hund.«
    Ein derart entwürdigender Auftritt entsprach nicht gerade Artemis Fowls Gewohnheit, aber da sein Leibwächter Butler ihn nicht begleitete, hatte er notgedrungen auf die eigenen Fahrkünste zurückgreifen müssen – und die waren so unterentwickelt wie seine sportlichen Fähigkeiten. Einer dieser Klugscheißer aus seiner Klasse in der Saint Bartleby’s School, seines Zeichens der Erbe eines Hotelimperiums, hatte Artemis nur Der-mit-den-zwei-linken-Füßen genannt, weil er sich beim Fußball so ungeschickt anstellte. Artemis hatte sich diesen Spitznamen etwa eine Woche lang angehört, dann hatte er die Hotelkette des jungen Erben aufgekauft. Damit hatte die Lästerei schlagartig ein Ende.
    »Ich hoffe, alles ist bereit?«, sagte Artemis und bewegte die Finger in den patentierten Solarhandschuhen. Ihm fiel auf, dass die eine Hand unangenehm warm war. Das Thermostat hatte wohl einen Schlag abbekommen, als er ein paar hundert Meter die Küste hinunter einen Eis-Obelisken geschrammt hatte. Mit den Zähnen zog er das Stromkabel aus dem Handschuh. Schließlich bestand kaum die Gefahr einer Unterkühlung. Die herbstlichen Temperaturen lagen nur knapp unter
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